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Bel Ami

Bel Ami

Titel: Bel Ami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlef Uhlmann
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Champagnerflaschen registrierte ich  – vom Teuersten – und ahnte, dass der Mann es ernst meinen könnte.
    Ich schätzte den sonderlichen Gast auf mein Alter, auch wenn er älter wirkte und weit weniger Wert auf seine Kleidung zu legen schien. Aber ich war lange genug im Geschäft und hatte schon öfter einen Gast gesehen, der aus einer Tasche, in der man nicht mehr als ein paar Pfandmarken vermutet hätte, beeindruckende Summen zog. Ich reichte ihm meine Hand.
    »Uhlmann. Detlef Uhlmann.«
    Der Fremde nahm mir meine Unsicherheit bezüglich der Anrede, indem er meine Hand ohne Umstände ergriff, kräftig schüttelte und mich mit größter Selbstverständlichkeit duzte.
    »Ich bin Alex. Und dir gehört die Bar?«
    »Ja, tut sie. Karin hat mir gesagt, dass du mich sprechen willst?«
    Alex bejahte und wiederholte dann die Frage, die Nico nicht hatte beantworten können. Ich zögerte nur kurz und nannte ihm dann eine Summe, die sämtlichen Verkäuferinnen der Stadt einen freien Tag verschafft hätte. Alex ging es allerdings nicht um die Masse. Ihn verlangte es nach dem Besten, und zwar für sich allein. Und das sollte er bekommen. Die Türen wurden geschlossen und Schilder für die spontan beschlossene »Privatveranstaltung« davor gehängt.
    Die Party konnte beginnen. Alex bestellte noch einmal Champagner für alle. Sanna, der exotische Neuzugang, rechnete die bisher geflossenen Summen nicht in Monats-, sondern in kreolische Jahresgehälter um. Die beiden geschäftstüchtigen Polinnen befürchteten, der nette Herr mit den staubigen Schuhen könnte sein Vermögen in Champagner anlegen. Marlen befürchtete kurz, vielleicht in die falsche Schönheitsoperation investiert zu haben. Caro – eine Germanistik-Studentin, die nur an den D-days, also Dienstag und Donnerstag bei mir arbeitete, Maria und Sanna drückten ihre Rücken durch und die Brüste heraus, schlugen die Beine übereinander, schoben Haarsträhnen aus ihren makellosen Stirnen, befeuchteten die Lippen und klapperten mit ihren langen Wimpern. Jede versuchte die Vorlieben des sonderbaren Gastes zu erahnen. Doch der blieb noch immer unverbindlich. Ein längerer Blick in Alicias Dekollet é , eine Hand auf Malilas dunklem Schenkel, ein Kompliment für die kreolische Sanna, ein Lächeln für Natalie. Nicht einem der sieben Augenpaare entging der Griff des Mannes in seine ausgebeulte Hose. Langsam zog er einen braunen Schein aus der Tasche.
    »1000 Mark für die Miss mit dem schönsten Popo der Welt!«
    Die Mädchen kicherten, fuhren sich mit langen Fingern durchs Haar, wogen sich unschlüssig in den Hüften, waren sich nicht sicher, was es mit diesem Angebot auf sich hatte. Ich nippte an meinem Glas, genoss das Prickeln auf der Zunge und wartete gespannt auf den weiteren Verlauf.
    »Na, kommt schon! Stellt euch dahin und dann …«, hier ließ Alex seiner Sanges- und Dichtkunst ungehemmt freien Lauf, indem er das alte Hänschen klein bemühte: »Popos fein, rund und klein, wer wird wohl der Schönste sein?«
    Dabei klatschte er wie ein Kind in die Hände und wedelte ausgelassen mit seinem Schein.
    »Detlef, komm her, und Nico, mein Freund, du auch! Wir sind die Jury! Und jetzt, meine Damen: rauf auf die Bühne!«
    Alex zeigte auf das kleine Podest, auf dem unser Klavier stand. Er entpuppte sich als wahrer Entertainer mit ungeahntem Einfallsreichtum, als er in breitestem Schweizer Dialekt einen berühmten Talkmaster imitierte und so seine Aufforderung noch einmal wiederholte. Meine Mädchen versammelten sich auf der »Bühne«, kreisten mit den Hüften, warfen die Köpfe in den Nacken und Kusshände in die Jury. Sie erinnerten mich an junge Rennpferde, die voller Ungeduld auf den Startschuss warteten.
    »Halt! Noch nicht ausziehen. Dreht euch erst um, und wir setzen dann, ja?«
    Alex sah uns, in der Hoffnung, wir würden mitspielen, mit großen Augen an. Spätestens in diesem Moment hatte er selbst bei mir einen gewissen Wetteifer entfacht. Ich mochte keine Wetten, vielleicht weil ich das Schicksal lieber selbst lenkte als umgekehrt. Aber in diesem Fall traute ich mir doch einiges Urteilsvermögen zu. Immerhin kannte ich meine Mädchen in- und auswendig, sodass mein Sieg nicht unwahrscheinlich war. Dieser Gedanke gefiel mir, und ich setzte eins zu zehn auf Malila. Ich wusste sehr genau, wie ihr prächtiger Hintern aussah. Nico und Alex verfügten nicht über mein Wissen, betrachteten eingehend die Beine meiner Mädchen und versuchten zu erahnen, in welcher Form

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