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Bel Ami

Bel Ami

Titel: Bel Ami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlef Uhlmann
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sich mit dem Rehäugigen und reagierte nicht. Seufzend ging ich selbst hinter den Tresen, um Nachschub zu holen.
    »Scheint ja mächtig spannend zu sein. Was erzählt er denn? Geschichten aus’m Buddelkasten?«
    Simone schaute mich verwirrt an. Dann klingelte das Haustelefon und sie nahm ab.
    »Der Gast auf Zimmer Zwei will die Rechnung!«
    Mein Laden war wie immer sehr voll, und eigentlich hatten wir hier unten genug zu tun. Aber der Gast ist König, und wenn dieser die Rechnung aufs Zimmer wollte … Außerdem unterbrach es das Geturtel.
    »Na, dann bring sie ihm. Wir schaffen das hier schon kurz allein!«
    Ich suchte Marie und winkte sie heran. Tobias wedelte noch immer mit der Flasche. Simone griff sich Rechnungsblock und Stift und ging.
    »Du bist ja heute unersättlich!«
    »Oh nein, die Mädchen!« Tobias lächelte. »Bin Strohwitwer. Meine Frau ist mit unserer Tochter in Urlaub gefahren, und weißt du, Detlef, ich dachte, da könnte ich mein Geld ja mal allein ausgeben!«
    Ich füllte die Gläser und gab ihm völlig recht. Tobias betrieb ein EDV-Servicebüro, war seit 20 Jahren verheiratet und Vater einer sehr anspruchsvollen Tochter. Er war etwa 50 und dicker, als er es selbst wahrhaben wollte. Noch zählte er nicht zu den Stammkunden, war aber bei vielen Mädchen schon bekannt. Sie nannten ihn Toby.
    »Ich kann mich nicht entscheiden. Sie sind alle ganz wunderbar. Hilf mir mal!«
    Toby zielte auf sein Glas, erwischte es und schaute mich fragend an.
    »Ich finde, ihr seid ’ne lustige Runde. Und keine Entscheidung ist doch auch ’ne Entscheidung.«
    Toby kicherte.
    »Du bist ein kluger Mann, Detlef. Komm, stoß mit uns an!«
    Ich sah Simone um die Ecke kommen. Ihr Gesichtsausdruck gefiel mir nicht.
    »Geht’s dir nicht gut?«
    »Nur ein bisschen übel!«
    »Hast du schon was gegessen?«
    »Ach, darum geht’s doch gar nicht, Detlef!«
    »Worum dann?«
    »Manchmal nervt mich das alles. Der ganze Laden hier!«
    Mit einer wütenden Geste zeigte sie einmal quer durch den Raum. Ich war überrascht. Das hörte ich zum ersten Mal, und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was ihre schlechte Laune ausgelöst haben könnte. Mir kam ein Gedanke.
    »Hat der Bubi irgendwas zu dir gesagt?«
    »Der?«
    Simone folgte meinem Blick zu dem schmachtenden Jüngling, der am Ende der Bar geduldig auf ihre Rückkehr wartete.
    »Der doch nicht! Der Typ, der mit Ella nach oben gegangen ist! Auf Zimmer Zwei!«
    Ich wurde aufmerksam. Es passierte immer mal wieder, dass sich ein Gast an Simone heranmachte, aber sie konnte sehr bestimmend sein und hatte bisher noch jeden in seine Schranken gewiesen. Der Nerv an ihrer Augenbraue zuckte. Sie war also kurz davor, in Tränen auszubrechen. Beruhigend streichelte ich ihren Arm, während ich aus dem Augenwinkel sah, dass mehrere Gäste nach einer Bedienung suchten.
    »Was ist denn passiert?«
    Ich hoffte, dass sie die Ungeduld in meiner Stimme nicht bemerken würde.
    »Ich stand vor der Tür, habe eindeutige Geräusche gehört und wusste nicht, ob ich besser wieder gehen sollte. Aber er hatte ja ganz ausdrücklich gesagt, ich soll ihm die Rechnung hochbringen. Also habe ich angeklopft, einmal, nur kurz, und dann habe gehört: Komm rein! Ich also rein und seh ihn hinter Ella hocken. Er vögelt sie lustig weiter, grinst mich an und sagt, ich soll nicht schüchtern sein und doch ruhig näher kommen.«
    Marie drängelte sich mit einem Tablett voller Gläser an uns vorbei und warf uns einen gehetzten Blick zu. Ich zog Simone nach hinten.
    »Und?«
    »Er hat sich die Rechnung angesehen und gesagt, ich soll ihm sein Scheckbuch bringen. Ich will es ihm geben, aber nein, ich soll es auf Ellas Hintern legen. Und dann schreibt er auf ihr den Scheck aus, während er sie immer noch vögelt. Ob mich das anturnt? Guck dir den doch mal an, Detlef! Das kann doch kein Schwein lesen!«
    Simone zeigte mir den Scheck, auf dem eine sonst recht ordentliche Handschrift in regelmäßigen Abständen nach oben ausriss. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Und? Hat’s dich angeturnt?«
    Simone schaute mich merkwürdig an. Ich wurde noch immer nicht schlau aus ihr.
    »Detlef, ich brauch hier Hilfe!«
    Marie sah gestresst aus.
    »Ja, gleich!«
    »Komm, Süße!«, wandte ich mich wieder Simone zu. »Ich kann dich ja verstehn. Aber das ist unser Job! Und vielleicht tröstet dich ja der Betrag hier! Den hat er doch ganz nett aufgerundet, oder?«
    Ich zeigte ihr die hübsche Summe und wollte sie

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