Belgarath der Zauberer
der Waage und wechselten die Seiten wie andere ihr Hemd.
Ehrlich gesagt langweilten mich die arendischen Bürgerkriege. Mich interessierten die aus der Luft gegriffenen Klagen der Arender nicht die sie stets erfanden, um die Greueltaten zu rechtfertigen, die sie ohnehin begingen. Ich begab mich nach Asturia, weil Asturia im Gegensatz zu Wacune Zugang zum Meer hatte. Von dort aus wollte ich nach Alo-rien – jenes Königreich, das ich gespalten hatte, bevor ich Cherek und seine Söhne verließ, und nun wollte ich endlich wissen, wie die Dinge dort standen.
Vo Astur lag am Südufer des Asturflusses, und alornische Schiffe segelten oft den Fluß hinauf, um dort zu ankern. Ich machte im Tempel Rast und die Priester verwiesen mich auf einige Tavernen am Fluß, in denen ich wahrscheinlich alornische Seeleute antreffen würde. Ich war nicht glücklich über die Aussicht, meine Willenskraft in einer Kneipe erproben zu müssen; aber da war nichts zu machen. Wenn man mit Alornern sprechen will, muß man dorthin gehen, wo auch das Bier ist.
Wie der Zufall es wollte, traf ich bereits in der zweiten Taverne, die ich besuchte, einen kräftigen alornischen Kapitän. Sein Name war Haknar, und er segelte von Val Alorn hinunter nach Arendien. Ich stellte mich vor, und das weiße Gewand mit dem Stab half mir, ihn zu überzeugen, daß ich die Wahrheit sprach. Er lud mich zu einem Krug arendischen Biers ein, doch ich lehnte höflich ab. Ich wollte nicht wieder in alte Gewohnheiten verfallen. »Wie kommt ihr mit den Booten voran?« fragte ich ihn.
»Schiffe«, verbesserte er mich. Seeleute machen stets diesen Unterschied. »Sie sind schnell«, räumte er ein, »aber man muß sehr geschickt mit ihnen umgehen, wenn der Wind aufkommt König Cherek sagte mir, daß Ihr sie entworfen habt.«
»Ich hatte ein wenig Hilfe«, erwiderte ich bescheiden. »Aldur gab mir den Grundplan. Wie geht es Cherek?«
»Er ist ein bißchen traurig. Ich glaube, er vermißt seine Söhne.«
»Das war nicht zu ändern. Wir mußten den Orb beschützen. Wie geht es den Jungens in ihren neuen Königreichen?«
»Sie kommen klar, denke ich. Ihr habt sie ins kalte Wasser geworfen, Belgarath. Sie waren ein bißchen jung, als Ihr sie in die Wildnis geschickt habt. Dras nennt sein Reich Drasnien, und er baut eine Stadt an einem Ort, den er Boktor nennt. Ich glaube, er vermißt Val Alorn. Algar nennt sein Königreich Algaria, und er baut keine Städte. Statt dessen läßt er seine Leute Pferde und Rinder hüten.«
Ich nickte. Algar war derjenige, der sich nicht für Städte interessierte. »Was macht Riva?« fragte ich.
»Er baut eindeutig eine Stadt. Die Bezeichnung ›Festung‹ würde besser zutreffen. Wart Ihr schon auf der Insel der Winde?«
»Einst«, sagte ich.
»Dann wißt Ihr, wo der Strand ist Das Tal zwischen den Bergen senkt sich stufenförmig zum Strand hinunter. Riva hat seine Leute vor jeder dieser Stufen Steinwände errichten lassen. Nun läßt er sie ihre Häuser so bauen, daß sie diese Mauer im Rücken haben. Wenn jemand den Ort angreifen möchte, muß er sich über Dutzende dieser Wände kämpfen. Das kann sehr teuer werden. Ich habe auf meinem Weg hierher an der Insel der Winde angelegt. Sie kommen dort gut voran.«
»Hat Riva schon mit dem Bau seiner Zitadelle begonnen?«
»Er hat die Pläne fertig, aber er will zuerst die Häuser errichten. Er ist noch sehr jung, aber er denkt an seine Leute.«
»Dann wird er ein guter König.«
»Vermutlich. Seine Untertanen machen sich allerdings Sorgen. Sie wollen, daß er heiratet, aber er will noch nichts davon hören. Es scheint, daß er schon eine junge Dame im Auge hat.«
»Das stimmt Er hat einmal von ihr geträumt.«
»Man kann keinen Traum heiraten, Belgarath. Der Thron von Riva braucht einen Erben, und den kann ein Mann nicht ganz allein hervorbringen.«
»Er ist noch jung, Haknar. Früher oder später wird’s schon werden. Wenn es wirklich zu einem Problem werden sollte, reise ich zur Insel der Winde und werde mit ihm reden. Nennt Cherek den Rest seines Königreichs immer noch Alorien?«
»Nein. Alorien gibt es nicht mehr. Es hat ihm wohl das Herz gebrochen. Er hat sich noch nicht einmal entschließen können, der Halbinsel einen Namen zu geben. Wir nennen sie nur ›Cherek‹ und belassen es dabei. Das heißt wenn er uns nach Hause kommen läßt. Wir verbringen sehr viel Zeit damit auf dem Meer der Stürme zu patrouillieren. Cherek ist äußerst großzügig, wenn es darum geht Titel zu
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