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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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erinnerte mich an nichts, das länger als ein paar Tage zurücklag. Ich kann nicht sagen, daß ich glücklich war, aber zumindest litt ich nicht.
    Eines Nachts jedoch, als ich gemütlich in meiner Lieblingsgosse lag, hatte ich einen Traum. Es war gewiß einige Lautstärke nötig gewesen, um durch meine Benommenheit zu dringen, aber schließlich gehörte meine Aufmerksamkeit dem Traum.
    Als ich aufwachte, wußte ich, daß mein Leben sich nun ändern würde, denn mein Meister hatte zu mir gesprochen. Ich hatte seit Jahren keinen echten Traum mehr gehabt. Nicht nur das, ich war zum erstenmal völlig nüchtern und zitterte nicht einmal. Was aber wirklich den Ausschlag gab, war die Tatsache, daß die himmlischen Düfte, die aus der Taverne drangen, aus der man mich vermutlich am Vorabend geworfen hatte, mir den Magen umdrehten. Während der nächsten halben Stunde war ich damit beschäftigt mich zu übergeben, sehr zur Entrüstung aller, die vorbeikamen. Bald erkannte ich, daß es nicht der Gestank aus der Taverne war, der mir Übelkeit verursachte, sondern der abgestandene, saure Geruch, der aus meinen Kleidern und meiner Haut drang. Dann, noch immer leicht würgend, taumelte ich auf die Beine, stolperte auf einen Kai und warf mich zu dem anderen Unrat in die Bucht.
    Nein, ich wollte mich nicht ertränken. Ich wollte den fürchterlichen Gestank loswerden. Als ich aus dem Wasser kam, roch ich nach totem Fisch und den verschiedenen widerlichen Sachen, die die Leute ins Hafenwasser kippen – für gewöhnlich in der Nacht wenn keiner zusieht -; aber ich empfand es eindeutig als Verbesserung.
    Eine Zeitlang stand ich zitternd auf dem Kai und tropfte wie ein Abflußrohr. Ich beschloß, Camaar noch am selben Tag zu verlassen. Mein Meister war mit meinem Verhalten offensichtlich nicht einverstanden, und wenn ich wieder schwach werden sollte, würde er mich wohl meine Schuhsohlen hochwürgen lassen. Furcht ist wahrscheinlich nicht der beste Antrieb, nüchtern zu bleiben – doch sie ist ein wirksames Mittel. Die Tavernen von Camaar waren zu nahe, und ich kannte die meisten Wirte beim Namen; deshalb beschloß ich, nach Arendien zu gehen, um die Versuchung zu meiden.
    Ich taumelte durch die besseren Viertel der Stadt, woran die Bewohner gewiß großen Anstoß nahmen. Etwa zur Mittagszeit erreichte ich den Stadtrand, der an den Fluß grenzte. Ich hatte kein Geld, um einen Fährmann zu bezahlen; deshalb schwamm ich durch den Camaar auf die arendische Seite. Dafür brauchte ich ein paar Stunden; aber ich war nicht in Eile. Der Fluß war randvoll mit frischem Wasser, und ich wusch eine Menge Sünden ab.
    Ich ging zum Landeplatz der Fähren, um ein paar Fragen zu stellen. Dort stand eine einfache Hütte, und der Mann, der dort wohnte, saß am Ufer auf einem Baumstumpf und hielt eine Angelrute in den Händen. »Willst nach Camaar, Freund?« fragte er mich in dem Dialekt, der ihn als wacitischen Bauern auswies.
    »Nein, danke«, erwiderte ich. »Ich komme gerade von dort.«
    »Bist ganz schön feucht. Wirst doch nicht geschwommen sein?«
    »Nein«, log ich. »Ich hatte ein kleines Boot Es ist gekentert, als ich anlegen wollte. In welchem Teil Arendiens bin ich denn gelandet? Beim Überqueren hab’ ich ein wenig die Orientierung verloren.«
    »Ah, sei froh, daß du hier gelandet bist und nicht weiter unten am Fluß. Hier sind die Länder Seiner Gnaden, des Herzogs von Vo Wacune. Westlich liegen die Länder des Herzogs von Vo Astur. Ich sollte es eigentlich nicht sagen - schließlich sind es unsere Verbündeten –, aber die Asturier sind derbe, hinterlistige Leute.«
    »Verbündete?«
    »Im Krieg gegen die mörderischen Mimbrater, weißt du das nicht?«
    »Ist der Krieg noch nicht beendet?«
    »Irgendwelche Scharmützel gibt es immer wieder. Der Herzog von Vo Mimbre hält sich für den König von ganz Arendien, doch unser Herzog und sein asturischer Kollege gehen vor ihm nicht in die Knie.« Er blickte mich genau an. »Du siehst ein wenig mitgenommen aus.«
    »Ich war längere Zeit krank.«
    Er sah mich erschrocken an. »Das ist doch nicht ansteckend, oder?«
    »Nein. Ich hatte eine schlimme Wunde, die nicht richtig verheilte.«
    »Dann ist es ja gut. Wir haben schon genug Ärger auf dieser Seite des Flusses, auch ohne daß die Leute uns die Pest bringen.«
    »Wie komme ich auf die Straße nach Vo Wacune?«
    »Geh ein paar Meilen den Fluß hinauf. Da findest du einen anderen Landungssteg für die Fähren, und da fängt auch die Straße

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