Belgarath der Zauberer
preschte ein Trupp Berittener die gewundene Straße entlang. Der asturische Herzog wollte wirklich, daß ich ihm einen Besuch abstattete. Ich zog mich unter die Bäume zurück, setzte mich auf meine Hinterläufe und beobachtete, wie die Männer des Herzogs vorbeiritten. Arender waren damals noch kleiner als heute; deshalb sahen sie auf den kleinen Pferden nicht allzu komisch aus.
Ich zog weiter durch den Wald und gelangte schließlich in die Ebenen von Mimbre. Anders als die Waciter und die Asturier, hatten die Mimbrater alle Wälder in ihrem Land gefällt. Die Pferde der Mimbrater waren größer als die ihrer Vettern im Norden, und die Edelleute dieses südlichen Herzogtums hatten bereits jene Rüstung entwickelt, die heute so typisch für sie ist Ein berittener Kämpfer mußte Platz haben, um sich zu bewegen, also mußten die Bäume weichen. Das zu bebauende Land, das auf diese Weise entstand, war für die Mimbrater von zweitrangiger Bedeutung.
Wenn wir von den arendischen Bürgerkriegen sprechen, fallen uns normalerweise die drei konkurrierenden Herzogtümer ein, aber darauf beschränkten sich die Streitigkeiten nicht. Auch der niedere Adel vergnügte sich auf seine Weise, und es gab kaum einen Bezirk in Mimbre, in dem nicht eine Fehde ausgetragen wurde. Ich nahm meine eigene Gestalt an, obwohl ich, offen gestanden, ernsthaft darüber nachgedacht hatte, den Rest meines Lebens als Wolf zu verbringen. Südwärts zog ich auf Vo Mimbre zu, als ich mitten in eine dieser Fehden hineingeriet.
Unglücklicherweise waren die nicht allzu klugen Arender völlig vernarrt in Belagerungsgeräte. Arender denken etwas umständlich, und die Aussicht auf eine jahrhundertelange Belagerung gefällt ihnen ungemein. Die Belagerer können sich rund um die Mauern der Festung niederlassen und jahrelang Steine gegen diese Mauern schleudern, ohne viel nachzudenken, während ihre Gegner im Laufe dieser Jahre fröhlich Steine an der Innenseite dieser Mauern stapeln können. Pattsituationen werden nach einer Weile langweilig, und oft fühlte sich jemand berufen, irgendwelche Abscheulichkeiten zu begehen, um den Gegner vor den Kopf zu stoßen.
In diesem besonderen Fall entschloß sich der Baron der Belagerer, sämtliche Dienstboten aus der Gegend zusammenzutreiben, um sie vor den Augen der Verteidiger köpfen zu lassen.
Zu diesem Zeitpunkt griff ich in das Geschehen ein. Ich stand auf einem Hügel und wählte eine eindrucksvolle Pose mit ausgestrecktem Stab. »Halt!« rief ich pathetisch und verstärkte meine Stimme, so daß man mich vermutlich noch in Nyissa hören konnte. Der Baron und seine Ritter wirbelten herum und starrten zu mir hinauf; der Geharnischte, der sich soeben daran machte, einem Diener den Kopf abzuschlagen, hielt einen Moment inne und hob dann wieder sein Schwert.
Einen Augenblick später ließ er es allerdings fallen. Es ist nicht leicht, ein Schwert in der Hand zu halten, wenn der Griff weißglühend ist Er hüpfte von einem Fuß auf den anderen und blies in seine verbrannten Finger.
Ich stieg vom Hügel hinunter und trat dem brutalen mimbratischen Baron gegenüber. »Du wirst diese Abscheulichkeiten sein lassen!« befahl ich ihm.
»Was ich tue, geht dich nichts an, alter Mann«, erwiderte er, doch seine Stimme klang nicht sehr selbstsicher.
»Ich sorge dafür, daß es mich etwas angeht! Wenn du auch nur den Versuch unternimmst, diesen Leuten Schaden zuzufügen, werde ich dir das Herz aus dem Leib reißen!«
»Bring den alten Narren um«, befahl der Baron einem seiner Ritter.
Der Mann griff pflichtbewußt nach seinem Schwert, doch ich sammelte meinen Willen, senkte meinen Stab und sagte: »Schwein.«
Augenblicklich verwandelte der Ritter sich in ein Schwein.
»Zauberei!« entfuhr es dem Baron.
»Richtig. Jetzt nimm deine Leute und geh nach Hause. Vorher läßt du noch die Diener frei.«
»Ich kämpfe für eine gerechte Sache«, versicherte er mir.
»Aber du kämpfst mit unrechten Mitteln. Jetzt geh mir aus dem Weg, sonst wird dir auf der Stelle eine Schnauze wachsen, und ein Ringelschwanz dazu.«
»Es ist verboten, in den Ländern des Herzogs von Vo Mimbre Zauberei zu betreiben«, sagte er mir – als würde das irgend etwas ausmachen.
»Ach, wirklich? Wie willst du mir Einhalt gebieten?« Ich zeigte mit meinem Stab auf einen Baum in der Nähe, und er zerbarst in unzählige Späne. »Du wagst zuviel, Baron. Das hättest auch du sein können. Ich habe dir befohlen, mir aus den Augen zu gehen. Tu das jetzt,
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