Belgarath der Zauberer
an. Du kannst es nicht verfehlen.« Er warf mir wieder seinen kritischen Blick zu. »Magst einen Schluck trinken, damit du dir leichter tust auf deiner Reise? Hast einen langen Weg vor dir, und bei mir bekommst du auf dieser Seite des Flusses die Sachen am billigsten.«
»Nein, danke, Freund. Ich habe einen schwachen Magen. Die Krankheit, du verstehst.«
»Das ist aber schade. Du schaust wie ein Pfundskerl aus, und ich würde dir auch Gesellschaft leisten.«
Ein Pfundskerl? Ich? Der alte Knabe wollte wirklich Bier verkaufen. »Na ja«, sagte ich, »ich komme nicht nach Vo Wacune, wenn ich nur hier herumstehe. Danke für die Auskunft, Freund, und viel Glück beim Fischen.« Ich wandte mich ab und ging flußaufwärts.
Als ich Vo Wacune erreichte, hatte ich die Nachwirkungen meiner Jahre in Camaar mehr oder weniger abgeschüttelt und begann, wieder zusammenhängend zu denken. Zuerst einmal mußte ich mir angemessene Kleidung besorgen, um die abgerissenen Fetzen zu ersetzen, die ich trug. Außerdem brauchte ich etwas Geld. Ich hätte alles stehlen können, doch mein Meister war vermutlich nicht damit einverstanden; deshalb beschloß ich, nicht mehr vom rechten Weg abzukommen. Die Lösung für mein kleines Problem lag nicht weiter entfernt als der nächste Tempel Chaldans, des Stiergottes der Aren-der. Schließlich war ich damals eine Berühmtheit.
Ich kann den Priestern Chaldans keinen Vorwurf machen, daß sie mir nicht glaubten, als ich ihnen meinen Namen nannte. In ihren Augen war ich gewiß nur ein weiterer zerlumpter Bettler. Doch ihr überhebliches, verächtliches Verhalten ärgerte mich, und ohne darüber nachzudenken, gab ich ihnen eine kleine Kostprobe meines magischen Könnens, nur um ihnen zu beweisen, wer ich wirklich war. Offen gestanden, war ich nicht weniger überrascht als sie, daß es wirklich funktionierte, doch weder der Wahnsinn noch die Jahre der Ausschweifung in Camaar hatten meinem Talent geschadet.
Die Priester überschlugen sich voller Bedauern darüber, mein Wort angezweifelt zu haben, und drängten mir neue Kleider und eine wohlgefüllte Börse auf. Ich nahm ihre Gaben gnädig entgegen, obwohl ich nun wußte, daß ich sie nicht wirklich brauchte, da mein Talent mich nicht verlassen hatte. Ich hätte die Kleider aus der Luft holen und Kieselsteine zu Geld machen können, wenn ich gewollt hätte. Ich badete, stutzte meinen struppigen Bart und zog die neuen Kleider an. Daraufhin fühlte ich mich viel besser.
Was ich jedoch nötiger hatte als Kleider und ein Bad, waren Informationen. Während meines Aufenthalts in Camaar hatte ich mich nicht darum gekümmert, was in der Welt vor sich ging, und ich mußte wissen, was geschehen war. Es überraschte mich zu erfahren, daß unser kleines Abenteuer in Mallorea in Arendien wohlbekannt war, und die Priester des Stiergottes versicherten mir, daß man die Geschichte auch in Tolnedra kannte, ja, daß man selbst in Nyissa und Maragor davon wußte. Ich hätte wohl nicht überrascht sein müssen, wenn ich es recht überlege. Mein Meister hatte seine Brüder in der Höhle getroffen, und ihre Entscheidung fortzugehen beruhte zum größten Teil auf der Wiederbeschaffung des Orb. Das war zweifelsfrei das phantastischste Ereignis, seitdem die Welt zerbrach, und die anderen Götter hatten es wahrscheinlich ihren Priestern berichtet ehe sie gingen.
Natürlich war die Geschichte großzügig ausgeschmückt worden. Wann immer von einem Wunder die Rede ist, werden Priester äußerst phantasievoll. Da ihre Version der Geschichte fast einen Gott aus mir machte, beschloß ich, sie so zu belassen. Das weiße Gewand, das die Priester mir gaben, um meine alten Lumpen zu ersetzen, verhalf mir, meine äußere Erscheinung erheblich zu verbessern, und ich schnitzte mir einen langen Stab, um noch besser in das Bild zu passen, das sie sich von mir machten. Ich hatte nicht vor, in Vo Wacune zu bleiben, und wenn ich mich der Zusammenarbeit der Priesterschaft in den verschiedenen Städten versichern wollte, mußte ich wie ein mächtiger Zauberer gewandet sein. Das war natürlich reine Scharlatanerie, aber es ersparte Ärger und lange Erklärungen.
Ich verbrachte etwa einen Monat im Chaldan-Tempel von Vo Wacune; dann wanderte ich nach Vo Astur, um zu sehen, was die Asturier so vorhatten – nichts Gutes, wie sich herausstellte; aber dies war schließlich Arendien. Während der langen, traurigen Jahre der arendischen Bürgerkriege betrachteten die Asturier sich als das Zünglein an
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