Belgarath der Zauberer
Phantastereien niederschreiben zu lassen, würde er sie zuerst den Priestern zur Prüfung vorlegen, ehe er sie mir weiterreichte. Revision ist die Seele der Theologie, und ich weiß nicht, was für nutzlose Informationen an mich weitergeleitet würden.«
»Darum habe ich mich bereits gekümmert, Vater«, sagte sie in ihrem beleidigend überheblichen Tonfall. »Überanstrenge Hatturks Verständnis nicht, indem du ihm erklärst, wie wichtig die exakte Wiedergabe ist. Luana wird sich darum kümmern.«
»Bormiks Tochter?«
»Natürlich. Sie steht ihm am nächsten. Sie hat seit Jahren seinen Worten gelauscht und weiß genau, wie sie ihn dazu bringen kann, zu wiederholen, was er in der Vergangenheit gesprochen hat Ein einziges Wort genügt um ihn in diesen Zustand zu versetzen.« Sie hielt inne. »Oh«, sagte sie, »hier ist dein Geldbeutel.« Sie hielt mir meinen viel leichteren Beutel entgegen, den sie mir irgendwie entwendet hatte. »Ich gab ihr Geld, um die Schreiber zu bezahlen.«
»Und?« sagte ich und wog meine Geldbörse in der Hand.
»Und was?«
»Was hat sie davon?«
»O Vater!« sagte sie. »Du hast sie doch gesehen.«
»Du meinst ihre Augen?«
»Aber ja. Wie ich sagte, eine Bezahlung.«
»Sie ist zu alt, als daß es für sie noch lohnen würde«, erklärte ich. »Sie wird keinen Mann mehr bekommen.«
»Vielleicht nicht aber zumindest kann sie sich jetzt mit geradem Blick im Spiegel betrachten.« Sie schaute mich bemitleidend an. »Du wirst es nie verstehen, alter Wolf. Vertraue mir. Ich weiß, was ich tue. Was nun?«
»Ich schätze, daß wir jetzt nach Drasnien ziehen können. Sieht so aus, als wäre unsere Aufgabe hier beendet.« Ich zuckte mit den Schultern. »Wie hast du ihre Augen gerade gebogen?«
»Muskeln, alter Wolf. Die einen straffen. Die anderen entspannen. Es ist einfach, wenn man aufmerksam ist. Einzelheiten, Vater, du mußt den Einzelheiten Aufmerksamkeit schenken. Hast du mir das nicht gesagt?«
»Wo hast du so viel über Augen gelernt?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Das habe ich nicht. Es ist mir gelungen, während ich’s getan habe. Wollen wir jetzt nach Drasnien gehen?«
26. K APITEL
ir verbrachten die Nacht in Hatturks Haus und gingen am darauffolgenden Morgen zum Hafen, um nach Kotu zu segeln, an der Mündung des Flusses Mrin. »Ich danke dir, Hatturk«, sagte ich zum Oberhaupt des Klans, als wir am Kai standen.
»Es war mir ein Vergnügen, Belgarath«, erwiderte er.
»Einen Rat möchte ich dir noch geben, wenn du ihn hören möchtest.«
»Natürlich.«
»Du solltest deine religiöse Einstellung für dich behalten. Der Bärenkult hat in der Vergangenheit in Alorien viel Ärger gemacht, und die alornischen Könige sind nicht gut auf ihn zu sprechen. König Algar ist ein geduldiger Mann, doch seine Geduld hat ihre Grenzen. Der Bärenkult wurde in der Vergangenheit mehrmals verboten, und ich spüre, daß es wieder bevorsteht Ich glaube, du möchtest nicht auf der falschen Seite stehen, wenn das geschieht. Algar Flinkfuß kann sehr rigoros sein, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat.«
Er blickte mürrisch drein. Ich hatte versucht, ihn zu warnen, aber ich glaube, er wollte nicht hören.
»Weiß Dras, daß wir kommen, Vater?« fragte Polgara, als wir an Bord gingen.
Ich nickte. »Ich habe gestern mit einem cherekischen Schiffskapitän gesprochen. Er ist jetzt auf dem Weg nach Boktor. Sein Schiff ist eines dieser Kriegsschiffe; deshalb wird er lange vor uns in Kotu sein.«
»Ich freue mich darauf, Dras wiederzusehen. Er ist nicht ganz so helle wie sein Bruder, aber er hat ein gutes Herz.«
»Ja«, pflichtete ich bei. »Ich sollte mit ihm reden, wenn wir in Kotu sind. Es wird Zeit für ihn zu heiraten.«
»Schau nicht mich an, Vater«, sagte sie spröde. »Ich mag Dras, aber ich mag ihn nicht so sehr.«
Kotu ist jetzt einer der größten Seehäfen der Welt, hauptsächlich, weil er die westliche Endstation des Nördlichen Karawanenweges ist. Als Pol und ich dort waren, gab es nur wenig Handel mit den Nadrakern, und Kotu war nicht mehr als ein Dorf mit wenigen Anlegeplätzen, die in die Bucht hineinragten. Die Reise über den Golf von Cherek dauerte zwei Tage von Darin zur Mündung des Mrinflusses, und Dras erwartete uns, als wir eintrafen. Er hatte viele Begleiter bei sich, doch sie waren nicht gekommen, um mich zu sehen. Sie waren an Polgara interessiert. Offensichtlich hatte es sich in den verschiedenen Königreichen herumgesprochen, daß der altehrwürdige
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