Belgarath der Zauberer
»Nichts Wichtiges. Ich war schon einmal hier, das ist alles. Ich nehme an, du weißt, was geschehen ist?«
Sie nickte. »Die Zwillinge erzählten es mir. Sie konnten dich nicht finden; deshalb baten sie mich, dir einiges mitzuteilen.«
»Ach?«
»Es ist ihnen gelungen, den Mrin-Texten mehr Informationen zu entlocken. Brand wird während dieses Ereignisses das Kind des Lichts sein.«
»Brand?«
»So steht es dort geschrieben. Der Abschnitt lautet folgendermaßen: ›Und laßt ihn, der des Wächters Stelle einnimmt, dem Kind der Finsternis gegenübertreten im Land des Stiergottes.‹ Das muß doch Brand sein, nicht wahr?«
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand anderer gemeint sein könnte. Offensichtlich werden hier die starren Regeln durchbrochen – zumindest so weit, daß Brand Rivas Schwert führen kann.« »Darüber sagten die Zwillinge nichts. Sie arbeiten noch an dieser Stelle, nehme ich an. Da ist aber noch mehr.«
»Das muß auch sein. Gib mir deine Hand, Pol. Wir sollten lieber direkt mit den Zwillingen sprechen. Wir beide müssen wissen, was sie zu sagen haben.«
Sie nickte und hielt mir ihre Hand entgegen. Aus verschiedenen Gründen haben Pol und ich uns über die Jahre hinweg selten berührt, und seltener noch waren unsere Gedanken verbunden. Wieder einmal überraschte mich die Tiefe ihrer Gedanken und deren außerordentliche Subtilität Was mich aber ins Innerste traf, war ihre tiefe Traurigkeit. Wir alle hatten nicht daran gedacht, daß die Aufgabe, die sie freiwillig auf sich genommen hatte, Leid mit sich brachte: Pol mußte viele kleine Jungen großziehen und dann zusehen, wie sie erwachsen wurden, heirateten, alt wurden und starben. Dieser Schmerz schien sie zu zerstören, und es gab nichts, womit ich sie trösten konnte.
Als unsere Gedanken verbunden waren, sandten wir unsere vereinten Stimmen aus.
»Brüder.«
»Belgarath?« Beltiras Stimme erreichte uns. »Wo bist du?«
»Ich bin in Aldurford. Pol ist bei mir. Könnt ihr uns ein paar Dinge genauer erklären?«
»Natürlich.«
»Habt ihr herausgefunden, wie es Brand möglich sein wird, den Orb zu führen?«
»Nein. Das ist sehr schwierig zu entziffern, Belgarath. Ich denke, wir haben es mit einem äußerst wichtigen EREIGNIS zu tun. Im Mrin-Text wird stets alles ziemlich unklar, wenn man auf diesen Begriff stößt.«
»Gibt es Hinweise darauf, was ich tun soll?«
»Du und Pol sollt nach Riva gehen und dort mit den alornischen Königen zusammentreffen. Oh, und noch etwas: Ihr sollt Eisenfausts Erben in die Feste bringen, ehe ihr nach Riva abreist.«
»Das kommt nicht in Frage!« Pols Stimme übertönte die meine. »Die Feste liegt auf Toraks Weg.«
»Ich gebe nur die Mrin-Texte weiter, Pol«, erwiderte Beltira. »Hier steht: ›Und der Wächter soll Zuflucht finden in der Feste der Pferdeleute; trotz all seiner Stärke kann das Kind der Finsternis den Mauern nichts anhaben.‹ Du hast wahrscheinlich recht Torak wird die Feste belagern, aber er wird sie nicht stürmen können.«
»Es gefällt mir nicht«, knurrte sie.
»Es klingt vernünftig, Pol«, sagte ich, und ich sprach es laut aus. »Wir beide müssen nach Riva, und das wäre kein sicherer Ort für Garel und seine Mutter. Bei der Aufgabe, die du während der vergangenen achthundert Jahre erfüllt hast, ging es darum, den Erben und den Orb getrennt zu halten. Wenn wir Garel jetzt nach Riva bringen, wird er das Schwert schwingen müssen, und er ist noch ein wenig zu jung dafür.« Dann sandte ich wieder meine Gedanken zu den Zwillingen. »Ist es euch gelungen, einen Zeitrahmen für diese Angelegenheit ausfindig zu machen?«
»Aus den Mrin-Texten? Du weißt doch, daß so etwas wie Zeit darin nicht existiert.«
»Habt ihr von Beldin gehört?«
»Ein oder zweimal. Torak ist noch in Mal Zeth, und Zedar und Urvon sind bei ihm.«
»Dann haben wir noch viel Zeit.«
»Das wird sich weisen. Wir werden weiter daran arbeiten, aber du solltest lieber losziehen.«
Pol und ich gingen am Fluß entlang zurück nach Aldurford. »Es gefällt mir nicht, Vater«, wiederholte Pol.
»Mir gefällt es auch nicht besonders. Wir spielen ein Spiel, Pol, aber wir kennen noch nicht alle Regeln; deshalb müssen wir uns wohl manchmal dem Schicksal ausliefern. Dem, was nun geschieht, liegt eine Absicht zugrunde. Wir sollten darauf vertrauen, daß es eine gute Absicht ist.«
»Trotzdem gefällt es mir nicht.«
»Wir müssen manchmal Dinge tun, die uns nicht gefallen, Pol. Dafür werden wir
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