Belgarath der Zauberer
Kinderschuhen, und den Borunern war es bisher nicht gelungen, alle Honethiter und Vorduvier aus den Regierungsämtern zu drängen. Vor allem die Honeths waren äußerst betroffen über die Schließung der Handelsrouten im Osten und die ›Renovierung‹ des rivanischen Hafens. Ein Tag ohne Profit verursacht bei einem Honethiten tiefste Trauer; deshalb standen Beauftragte höheren und niederen Ranges vor Ran Borunes Tür Schlange und bedrängten ihn, etwas zu unternehmen. Und dann kam auch noch ich, um ihn zusätzlich zu verwirren.
Über die Jahrhunderte hinweg haben die kaiserlichen Familien in Tol Honeth sich eine Geschichte zurechtgelegt, die ihnen Unverständliches leicht verdaulich macht. Sie versichern sich gegenseitig, daß die Namen ›Belgarath‹ und ›Polgara‹ erbliche Titel sind. Eine andere Möglichkeit zu akzeptieren wäre für sie nicht in Frage gekommen; deshalb ging ich die Sache indirekt an, um lange Diskussionen über Unwichtiges zu vermeiden. »Habt Ihr gehört, was in Mallorea geschehen ist Majestät?« fragte ich ihn.
»Wenn ich recht unterrichtet bin, gibt es dort einen neuen Herrscher.« Wie die meisten Angehörigen seiner Familie war Ran Borune ein kleiner Mann – wahrscheinlich lag das an der dryadischen Herkunft. Der kaiserliche Thron von Tolnedra war entworfen worden, um zu beeindrucken, riesig und mit aufwendig viel purpurnem Stoff bespannt. Ran Borune wirkte wie ein Kind auf einem Möbelstück für Erwachsene.
»Was wißt Ihr über den neuen Herrscher in Mal Zeth?« fragte ich ihn.
»Nicht sehr viel. Mallorea ist weit weg. Ich muß mich um andere Dinge kümmern.«
»Ihr solltet besser anfangen, Euch über Kal Torak Sorgen zu machen, denn er ist auf dem Weg hierher.«
»Wie kommt Ihr darauf?«
»Ich habe Informationsquellen, die Euch nicht zugänglich sind, Ran Borune.«
»Diese ermüdenden alten Geschichten. Das beeindruckt vielleicht die Alorner, aber mich gewiß nicht.«
Ich wich dieser Konfrontation aus. »Ich spreche nicht davon, Ran Borune. Die Information kommt von Rhodars Geheimdienst. Niemand kann vor einem drasnischen Spion etwas verbergen.«
»Warum hat Rhodar mich nicht informiert?«
»Das tut er, jetzt Deshalb bin ich hier.«
»Ach? Warum habt Ihr das nicht gleich gesagt? Ich werde Abgesandte nach Mal Zeth schicken, um den malloreanischen Herrscher über seine Absichten zu befragen.«
»Spart Euch die Zeit, Ran Borune. Er wird in ein paar Monaten ohnehin an Eure Tür klopfen. Dann könnt Ihr ihn persönlich um Auskunft bitten.«
»Was ist er für ein Mann? Und warum hat er diesen Namen gewählt?«
»Er ist überheblich, verbittert und von einem nagenden Ehrgeiz getrieben. Das Wort ›Kal‹ bedeutet in altangarakanisch König und Gott. Gibt Euch das einen Einblick in seinen Charakter?«
»Ein Verrückter?«
»Er würde sich wahrscheinlich nicht so bezeichnen -und die Angarakaner gewiß auch nicht Er hat sie davon überzeugt daß er wirklich Torak ist – hauptsächlich dadurch, daß seine Grolims jeden im Tempel opfern, der es nicht glaubt. Er kommt nach Westen, und er treibt ganz Mallorea vor sich her.«
»Er muß zuerst an den Murgos vorbei. Murgos verachten die Malloreaner, und sie werden gewiß nicht vor einem malloreanischen Herrscher das Knie beugen.«
»Die Murgos tun, was die Grolims ihnen befehlen, Ran Borune. Und die Grolims haben diesen Kal Torak als den echten Torak akzeptiert.«
Er begann an einem seiner Fingernägel zu kauen. »Ich vermute, da könnte ein Problem auf uns zukommen«, schloß er. »Haben Rhodars Spione herausgefunden, warum er eine Invasion plant?«
»Um die Weltherrschaft zu erlangen«, sagte ich mit einem Achselzucken. »Wir wissen noch nicht genau, warum, aber sein Ziel scheint Arendien zu sein.«
»Arendien? Das ergibt doch gar keinen Sinn!«
»Ich weiß, aber das hat der drasnische Geheimdienst nun mal herausgefunden. Wenn wir nichts unternehmen, um ihn aufzuhalten, habt Ihr bald eine sehr große, wenig freundlich gesinnte Armee an Eurer nördlichen Grenze.«
»Er muß durch Algarien, um nach Arendien zu gelangen.«
»Das vermuten wir auch.«
»Sind die Algarer auf ihn vorbereitet?«
»Die Algarer warten seit dreitausend Jahren auf diese Invasion, die Drasnier und Chereker ebenfalls. Alorner und Angarakaner können sich nicht leiden.«
»Das habe ich gehört. Ich werde die Legionen in Alarmbereitschaft stellen.«
»Ich würde noch etwas mehr tun, Ran Borune. Ich habe mir auf dem Weg hierher einige Eurer
Weitere Kostenlose Bücher