Belgarath der Zauberer
aufschwangen und Aldorigen und sein siebzehnjähriger Sohn, Korodullin, eintraten. Pol und ich saßen in einer düsteren Ecke, so daß sie uns zunächst nicht wahrnahmen. »Er ist ein Schurke, Herr«, ereiferte sich Korodullin, »ein Gesetzloser. Seine Anwesenheit hier würde den heiligsten Ort in Arendien entweihen.«
»Ich weiß wohl, er ist ein Gauner und ein Bösewicht Korodullin, aber ich habe einen Eid geleistet Du wirst nicht geringschätzig zu ihm sprechen, noch wirst du dich auf irgendeine Weise beleidigend verhalten, solange er in Vo Mimbre weilt. Kannst du deinen Zorn nicht zügeln, wirst du deine Gemächer nicht verlassen, solange er unser Gast ist. Bald wird er hier sein. Er und ich müssen Angelegenheiten bereden, welche die bevorstehende Schlacht betreffen. Er hat freies Geleit und kein Mann – auch du nicht – wird durch Wort oder Tat meine Ehre beflecken. Du wirst mir dein Wort darauf geben, oder ich lasse dich hinter Gitter stecken.«
Korodullin richtete sich hoch auf. Er war ein verdammt gut aussehender junger Heißsporn, das mußte man ihm lassen, doch sein Gesicht verriet Zorn, und in seinen Zügen entdeckte ich nichts, was auf gesunden Menschenverstand hindeutete. »Es sei, wie mein König befiehlt«, preßte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Was ging dort vor sich?«
Ich hätte gern noch ein Weilchen gelauscht doch Polgara näherte sich bereits dem Podium, auf dem die beiden standen. »Guten Morgen, Majestät«, grüßte sie Aldorigen mit einem bezaubernden Hofknicks. »Mein betagter Vater und ich sind vor kurzem aus Tol Honeth angereist und obwohl die strahlende Pracht dieser ruhmreichen Stadt uns blendet, sind wir gekommen, um uns mit Euch zu beraten und Euch einige Informationen zu enthüllen, die sich uns offenbarten und welche das bevorstehende Geschehen sowie Euch und Euer Reich aufs schmerzlichste betreffen.«
Wie hatte sie es nur geschafft, das alles in einem einzigen Satz unterzubringen?
Aldorigen verbeugte sich tief vor ihr. »Meine bescheidene Stadt ist geehrt durch Eure Anwesenheit göttliche Polgara«, erwiderte er, »denn Ihr bringt, gleich der Sonne, Licht und Freude allen, die Euch erblicken.« Gebt ein paar Arendern ein wenig Zeit und sie hören gar nicht mehr auf, sich gegenseitig zunehmend ausgefeiltere Komplimente zu machen. Kaum bediente sich Polgara dieser schwülstigen Sprache, war auch schon ihr gesunder Menschenverstand auf und davon, und sie wurde von Kopf bis Fuß Arenderin. Ich wußte, daß jeder Versuch, sie zur Eile zu treiben, reine Zeitverschwendung war; also zog ich mir einen Stuhl in die Nähe des Podiums, holte eine kleine Schriftrolle unter meinem Umhang hervor und versuchte, gelehrt und beschäftigt zu wirken.
Nach etwa einer halben Stunde, in deren Verlauf meine Tochter und der sogenannte König von Arendien sich gegenseitig mit Sonnen, Monden, Regenbogen, Sommermorgen, Sternen, Adlern im Flug, brüllenden Löwen und sanften Tauben verglichen, kam Polgara endlich zur Sache. Sie schärfte dem geistlosen Aldorigen die Notwendigkeit ein, auf das Angriffssignal zu warten, indem sie einfach immer und immer wieder darauf hinwies und bei jeder Wiederholung schlichte Metaphern benutzte. Schließlich begann das Licht der Erkenntnis schwach in Aldorigens Augen zu glimmen.
»Ich bitte Euch, mein edler König«, fügte sie hinzu, »nie käme es mir in den Sinn, dem vornehmsten Monarchen der Welt Anweisungen zu geben…« Und das dauerte wieder etwa eine halbe Stunde, in der die beiden versuchten, einander in Bescheidenheit zu überbieten. Schließlich fragte Pol ihn, worüber er und sein Sohn gestritten hatten, als wir den Thronsaal betraten.
»Der ruchlose Asturier, Eldallan, ersuchte mich um freies Geleit. Er wollte über Angelegenheiten der bevorstehenden Schlacht sprechen, die uns beide gleichermaßen betreffen. Ich vermute jedoch, daß sein Ansuchen nicht ohne Hintergedanken ist. Unsere Schlachtplanung steht fest, und sie ist klar und einfach. Es besteht kein Grund für ein solches Treffen.«
»Der Schurke nutzt diese Gelegenheit, unsere Verteidigung auszuspionieren«, ereiferte sich Korodullin. »Er ist Asturier, ein geborener Gauner. Sollte die Schlacht uns schwächen, wird Eldallan mit Gewalt gegen Vo Mimbre vorgehen. Mehr noch – da er Asturier ist, wäre es durchaus im Bereich des Möglichen, daß er ein Geheimabkommen mit Kal Torak getroffen hat, um uns in einem kritischen Augenblick während der Schlacht in den Rücken zu
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