Belgarath der Zauberer
nicht.«
»Was können wir morgen erwarten?« fragte mich Wildantor.
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, gab ich zu. »Wir sollten ausharren, bis Pol mit Neuigkeiten zurückkehrt, und unsere Zeit nicht mit wilden Vermutungen verschwenden.«
Kurz nach Mitternacht war Pol zurück, und wir versammelten uns erneut im Thronsaal, um ihrem Bericht zu lauschen. »Zedar scheint seine Gunst verscherzt zu haben«, gab sie uns lächelnd bekannt »Er hätte die Stadt gestern einnehmen sollen. Torak beschimpfte ihn wegen seines Mißerfolgs.«
»Es war nicht allein Zedars Schuld, edle Polgara«, sagte Mergon. »Wir hatten auch unseren kleinen Anteil daran.«
»Torak ist äußerst nachtragend, Exzellenz«, meinte Beltira.
»Das ist wahr«, pflichtete Pol ihm bei. »Er hat deutlich darauf hingewiesen, daß dies nicht Zedars erster Mißerfolg war. Er sprach davon, daß Zedars Versagen in Morindland Vater die Möglichkeit eröffnete, den Orb zurückzuholen, und das geschah vor fast dreitausend Jahren.«
»Das ist eine sehr lange Zeit, jemandem etwas nachzutragen«, stellte Wildantor fest.
»So ist Torak«, bestätigte ich. »Hast du etwas darüber in Erfahrung bringen können, was für den morgigen Tag geplant ist, Pol?«
»Torak hat nichts Bestimmtes gesagt, Vater, aber ich kann Vermutungen anstellen. Er sagte Zedar, daß er bei Anbruch der Dunkelheit in der Stadt sein wolle, und es obläge Zedar, alles zu tun, um das zu bewerkstelligen.«
»Magie?« mutmaßte Mandor.
»Torak sprach nicht direkt davon, aber die Hinweise waren greifbar. Ich glaube, wir müssen damit rechnen, daß Zedar seine Gabe einsetzen wird, um in die Stadt zu gelangen. Morgen muß er seine letzte Chance nutzen. Wenn er erneut versagt, wird Torak vermutlich Asche aus ihm machen.«
»Das würde mich nicht weiter stören«, meinte ich. Dann wandte ich mich an Beltira. »Würde es die Regeln dieses EREIGNISSES beeinflussen, wenn Zedar zur Magie greift?«
»Diese Frage ist schwer zu beantworten«, erwiderte er. »Torak selbst ist es nicht erlaubt, doch in den Mrin-Schriften steht nichts über seine Jünger.«
»Wenn das Verbot für alle verbindlich ist, wird Zedar eine böse Überraschung erleben«, fügte Belkira hinzu. »Ich weiß nicht, was mit uns geschehen würde, wenn wir das Wort aussprechen, das den Willen freisetzt, und ich lege keinen Wert darauf, es herauszufinden.«
»Zedar ist gewiß verzweifelt genug, den Versuch zu machen«, meinte Pol. »Torak hat ihm ein Ultimatum gestellt.« Sie blickte ernst »Wir alle kennen Zedar gut genug, um zu wissen, daß er seine eigene Haut wohl nicht riskiert; aber vor der Stadt gibt es auch Grolims. Er könnte ihnen befehlen, den Willen und das Wort gegen uns einzusetzen. Wenn sich ein Grolim in Stein verwandelte, könnte Zedar das bei Torak als Entschuldigung vorbringen.«
»Darüber könnten wir die ganze Nacht spekulieren«, warf ich ein. »Um sicherzugehen, müssen wir annehmen, daß sie es versuchen und daß es auch funktioniert. Falls es fehlschlägt – gut. Falls nicht, sollten wir lieber gewappnet sein.«
Mergons Miene war bedrückt.
»Wir müssen über diese Dinge reden, Exzellenz«, erklärte ihm Pol. »Es ist eine Eigenheit in unserer Familie und betrifft nicht Euch. Sicherlich wäre Nedra nicht verärgert, wenn Ihr zufällig Dinge mit anhört, die nicht für Eure Ohren bestimmt sind.«
»Aber mein Vetter wäre es vielleicht«, erwiderte er.
»Ran Borune ist ein verständnisvoller Mann, Mergon«, sagte ich. »In jüngster Zeit sind viele Dinge geschehen, die er nicht versteht. Einige mehr werden ihm da nichts ausmachen.« Ich schaute mich um. »Ich glaube, wir haben alles besprochen«, erklärte ich. »Wir sollten nun versuchen, ein wenig zu schlafen. Morgen müssen wir bei Kräften sein.«
Ich selbst befolgte meinen eigenen Rat natürlich nicht, doch ich hatte gelernt, ohne Schlaf auszukommen, wenn es sein mußte. Ich traf Pol im düsteren Gang vor dem Thronsaal. »Wir sollten lieber damit beginnen, unsere Truppen zu bewegen«, sagte ich ihr. »Ich werde Cho-Ram und Rhodar anweisen, die Lücke zwischen ihren Truppen und Toraks Ostflanke zu schließen. Dann werde ich mit Brand und Ormik sprechen. Sie sollen sich langsam aus dem Norden nähern. Ich möchte, daß unsere Soldaten vor Ort und ausgeruht sind, wenn Beldin übermorgen hier eintrifft.«
»Möchtest du, daß ich es tue?« bot sie an.
»Nein, ich werde es selbst übernehmen. Ich könnte ohnehin nicht schlafen. Behalte hier alles
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