Belgarath der Zauberer
verwandeln; aber nichts schien zu verhindern, daß wir das eine taten, das wirklich wichtig war. Solange ich mit den Zwillingen und Beldin sprechen konnte, waren wir in der Lage, alles aufeinander abzustimmen, und darauf kam es erst einmal an. An diesem dritten Tag würde die Entscheidung fallen; deshalb bedurfte es keiner außergewöhnlichen Zurschaustellung unserer Talente, um Verwirrung zu stiften.
Pol und ich flogen nach Norden und ließen uns auf einem Baum nieder, der am Rande der Wälder stand, in denen Brand Aufstellung genommen hatte. Wir warteten, daß es hell wurde, und ließen die Angarakaner nicht aus den Augen. Als es allmählich tagte, konnten wir mehr und mehr Einzelheiten erkennen, was Zedars Strategie betraf. Er hatte während der Nacht seine Leute die Stellung wechseln lassen. Torak wußte so gut wie wir – vielleicht sogar noch besser –, was bevorstand, und Zedar wollte gewappnet sein.
Ad Rak Cthoros, der bullige, finster dreinblickende König der Murgos, stand nun an der linken Flanke. Viele Kämpfer auf der Welt tragen Kettenhemden, wie auch die Murgos; daher hatte Ad Rak Cthoros seine Männer angewiesen, ihre Kettenhemden rot zu färben, damit sie auf dem Schlachtfeld leicht zu erkennen waren. Sie sahen aus, als wären sie in Blut getaucht, aber ich glaube, es erfüllte seinen Zweck.
Die Malloreaner, die den größten Teil von Kal Toraks Armee stellten, befanden sich in der Mitte und wurden von Generälen aus Mal Zeth befehligt, obwohl es Zedar war, der alle Anordnungen gab, und Zedar wiederum bekam seine bindenden Anweisungen von Torak selbst. Torak sah sich gern als militärisches Genie; aber wieviel Genialität brauchte man, um den Gegner mit schierer Überzahl zu überrollen?
Yar Lek Thun von Gar og Nadrak und Gethel Mardu von Thulldom hielten die rechte Flanke. Ich glaube nicht, daß ich die Truppen eine ebensolche Aufstellung hätte nehmen lassen. Die Legionen sowie Eldrigs Chereker würden aus dieser Richtung kommen, und obwohl die Nadraker - wenngleich sie zu Nervosität neigten – recht gute Krieger waren, galten die Thulls als eher unzuverlässig, wenn der Kampf begann.
»Du solltest alle wecken, Vater«, schlug Pol vor.
»Da hast du wohl recht«, stimmte ich zu. »Belkira«, sandte ich meine Gedanken aus. »Laßt uns anfangen. Brand soll sein Horn blasen.«
Er machte sich nicht die Mühe zu antworten, aber ich wußte, daß er meine Botschaft empfangen hatte, als einen Augenblick später der tiefe, schwermütige Ton von Brands Horn erscholl. Cho-Rams silberner Trompetenklang ertönte im Osten, und dann antwortete Mandors Horn aus Vo Mimbre. Pol und ich lauschten einige Minuten, doch von Beldin war nichts zu hören. Er war noch nicht eingetroffen.
Ein Gelehrter der Universität von Tol Honeth schrieb einst eine lange Abhandlung über die mystische Bedeutung dieser Hornsignale, aber sie waren tatsächlich nichts weiter als eine Bestätigung, daß die verschiedenen Teile des Heeres Aufstellung genommen hatten. Nichts würde geschehen, ehe Beldins Antwort erklang.
Ich bin sicher, daß Zedar wußte, was die Signale bedeuteten. Wir verwendeten dieselben Zeichen wie im Krieg der Götter. Die Hörnerklänge, die beim ersten Licht des Tages ertönten, machten die Anführer der angarakanischen Truppen nervös, und die Malloreaner begannen, mit ihren Schwertern auf die Schilde zu schlagen und Kriegsschreie auszustoßen. Ich nehme an, daß der Lärm allen Mut machen sollte, fand jedoch, daß es ziemlich verzweifelt klang. Hornsignale sind traditionell das Zeichen zum Angriff, doch es griff niemand an. Ich kann gut verstehen, daß so etwas die Nerven reizen konnte. Ihr auch?
Wir warteten eine weitere halbe Stunde. Dann, als die Sonne aufging, rief ich nach Belkira. »Hast du ihn gesehen, Bruder?« fragte ich.
Brand blies wieder sein Horn; Cho-Ram und Mandor antworteten. Dann warteten wir. Doch von Beldin war noch immer nichts zu hören. Ich hätte ihn rufen können, doch Zedar hätte mich gewiß auch gehört, und vor allem hätte er die Antwort meines verkrüppelten Bruders vernommen, und das hätte Beldins Aufenthaltsort verraten. Falls er noch weit entfernt war, könnte Zedar sich vielleicht entschließen, vom Osten oder Norden aus anzugreifen, und das hätte die Dinge in Gang gesetzt, ehe ich bereit war. Wie ich schon erwähnte, sind Nadraker von Natur aus nervös, und Yar Lek Thun war nun soweit, daß er unbedingt wissen mußte, was vor sich ging. Er sandte einen berittenen
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