Belgarath der Zauberer
darauf aufbauen?«
Mandor seufzte und schüttelte den Kopf. »Unser wackeliges Bündnis zeigt bereits Verfallserscheinungen, Fürst Brand«, sagte er. »Ein alter Groll mag leicht wieder unüberwindbare Klüfte zwischen uns auftun.«
»Unser Problem ist im Grunde ziemlich einfach, mein Fürst«, meinte Wildantor mit wehmütigem Lächeln. »Arendien muß vereint werden – aber wer soll es regieren, nachdem wir es zu einem Reich gemacht haben? Kein Asturier wird sich einem mimbratischen König beugen, und die Mimbrater empfinden den Asturiern gegenüber nicht anders.«
»Wohin soll das führen?« fragte Brand.
»Wir brauchen einen König, der das arme Arendien vereint mein Fürst«, erwiderte Mandor ernst, »und unsere beiderseitige Feindseligkeit verhindert daß dieser König Arender sein kann. Deshalb sind wir nach ausgiebiger Beratung zu dem Entschluß gekommen, Euch Arendiens Krone anzubieten.«
Brand blinzelte. Glücklicherweise war er klug genug, nicht zu lachen. »Ich bin geehrt, meine Herren, aber ich habe Verpflichtungen auf der Insel der Winde. Ich kann Arendien nicht von Riva aus regieren.«
Mandor seufzte. »Dann ist Arendien zu ewigem Bürgerkrieg verdammt«, klagte er.
Brand kratzte sich an der Wange. »Vielleicht nicht«, meinte er. »Hatte Aldorigen nicht einen Sohn?«
»Ja. Prinz Korodullin«, erwiderte Mandor.
»Und hatte Eldallan nicht eine Tochter?«
»Mayaserana«, sagte Wildantor. »Nun, da ihr Vater tot ist, ist sie Herzogin von Asturien. Sie ist ein Mädchen mit starkerm Willen – und ziemlich hübsch.«
»Haltet ihr die beiden für Patrioten?«
»Jeder in Arendien ist Patriot, Fürst Brand«, entgegnete Wildantor. »Das fährt ja gerade zu unseren Problemen.«
»Drängt sich hier nicht eine Lösung für diese verzwickte Lage auf? Ein König, der entweder Mimbrater oder Asturier ist, wäre nicht in der Lage zu regieren. Wie aber wäre es mit einer gemeinsamen Regentschaft? Wenn wir diese beiden jungen Leute überreden könnten, zu heiraten und gemeinsam zu herrschen…« Er führte den Satz nicht zu Ende.
Die beiden Arender schauten sich an und brachen dann in lautes Gelächter aus, und das Lachen schien auch die restlichen anwesenden Arender anzustecken.
»Habe ich etwas Witziges gesagt?« wollte Brand wissen.
»Ihr kennt die beiden nicht, mein Fürst«, erwiderte Wildantor heiter.
Mandor lachte noch immer vor sich hin. »Euer Vorschlag hat gewiß Vorzüge, mein Fürst. Eine Verbindung zwischen Korodullin und Mayaserana mag wohl den Zwist im restlichen Arendien beilegen, aber mir scheint, daß unser Bürgerkrieg damit noch nicht sein Ende gefunden hat. Allerdings wird er sich auf einen Haushalt beschränken.«
»Ist es so schlimm?«
»Schlimmer, mein Fürst«, versicherte ihm Wildantor. »Wir können sie vielleicht davon abhalten, sich gegenseitig an die Kehle zu fahren – wenn wir sie an gegenüberliegende Wände im königlichen Schlafgemach ketten, aber weniger rigorose Maßnahmen fruchten gewiß nicht. Denkt daran, daß ihre Väter sich soeben gegenseitig umgebracht haben.«
»Warum bittet ihr die beiden nicht hierher? Ich werde mit ihnen sprechen. Wenn ich an ihr Gefühl für Patriotismus appelliere, freunden sie sich vielleicht mit dem Gedanken an.«
Wildantor blickte skeptisch drein. »Was meint Ihr, Mandor?« fragte er seinen Freund. »Ist es einen Versuch wert? Wir könnten die beiden nach Waffen absuchen, ehe wir sie herbringen.«
»Gern. Ich würde nichts unversucht lassen, unserem geschundenen Arendien Frieden zu bringen«, schwor Mandor hitzig.
»Wackerer Bursche«, murmelte Wildantor.
»Das ist der lächerlichste Vorschlag, der mir je zu Ohren gekommen ist!« schrie Mayaserana, als Brand ihr und Korodullin den Vorschlag präsentierte. »Ich würde eher sterben, als einen mimbratischen Schlächter zu ehelichen!«
Von da an ging alles sehr rasch bergab.
»Ihr solltet das wirklich noch einmal überdenken, Kinder«, schlug Pol besänftigend vor und übertönte dabei das Geschrei. »Ihr beide müßt zur Ruhe kommen und darüber sprechen – an einem ruhigen Ort. Sagt, Fürst Mandor, gibt es hier irgendwo einen abgeschiedenen Raum, in dem unsere beiden jungen Leute sich ohne Unterbrechung und Ablenkung unterhalten könnten? Vielleicht oben in einem der Türme?«
»Es gibt einen gesicherten Raum oben auf dem Südturm des Palasts, Euer Gnaden«, erwiderte er ein wenig unsicher. »In der Vergangenheit hat er des öfteren als Zelle für Übeltäter von hoher
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