Belgarath der Zauberer
Familie stellt Chamdar seit drei Jahrhunderten die Welt auf den Kopf.«
»Ich werde ihn töten!« sagte Gelane entschlossen und streckte voller Verlangen die Hände nach dem imaginären Gegner aus.
»Nein«, widersprach ich, »das wirst du nicht. Das ist meine Aufgabe, nicht deine. Du mußt im verborgenen bleiben. Kehre nun in die Stadt zurück, und pack deine Sachen. Du wirst mit deiner Frau und deiner Mutter in das entlegenste Loch ziehen, das Pol für euch
finden kann.« Ich dachte kurz nach. »Val Alorn, würde ich sagen.«
»Das kann nicht dein Ernst sein!« warf Pol ein.
»Val Alorn ist gar nicht so übel, Pol, und Chamdar kann seine Herkunft unter den Cherekern nicht verbergen. Chereker sind für gewöhnlich blond, und mit seinem schwarzen Bart und den schräg stehenden Augen fällt er in den Straßen Val Alorns auf. König Eldrig zahlt eine Belohnung für den Kopf jedes Angarakaners, der in seinem Königreich angetroffen wird. Die Belohnung ist hoch genug, daß jeder Chereker Grund genug hat, nach Ausländern Ausschau zu halten. Ich werde mit Eldrig sprechen. Wir werden ein Dorf aussuchen, in dem keine Veteranen des Krieges in Arendien leben.«
Gelane blickte verwirrt drein.
»Dein Großvater und ich haben uns bei der Schlacht um Vo Mimbre ein wenig auffällig verhalten«, erklärte Pol. »Jemand, der dort gewesen ist, könnte mich wiedererkennen, und Chereker reden gern viel, wenn sie getrunken haben – was fast jede Nacht vorkommt, wie ich feststellen konnte.«
»Laß uns noch ein wenig in der Zeit zurückgehen«, sagte ich zu Gelane. »Schildere mir ganz genau, wie es Chamdar gelang, dich für den Bärenkult zu gewinnen.«
»Zunächst riet er mir, vorsichtig zu sein, da alle möglichen Leute nach mir suchten und nicht alle wie Angarakaner aussahen. Er sagte, ich könne nur den Alornern vertrauen. Dann erzählte er von dem religiösen Orden in den alornischen Königreichen, der geschworen habe, mich zu beschützen und dafür zu sorgen, daß ich meinen mir zustehenden Platz in der Halle der rivanischen Könige einnehmen könne. Ich war so von mir überzeugt, daß es ein leichtes Spiel für ihn war, mich einzulullen. Ich sagte, daß ich diese Leute treffen wollte, die mir so treu waren, aber er meinte, daß der Bärenkult sich keinem Nichtmitglied zu erkennen geben durfte. Du kannst mir ruhig glauben, daß ich mich freiwillig gemeldet habe.«
»Er hat dich gekonnt aufs Glatteis geführt, Gelane«, erwiderte ich. »Jedesmal, wenn du etwas angenommen hast, das man dir anbot, wurde seine Macht über dich größer. Grolims sind in diesen Dingen sehr geschickt. Da es ihm gelungen war, dich für den Kult zu begeistern, hätte er dich zu so ziemlich allem überreden können.«
»Waren die anderen Alorner aus Seline wirklich Anhänger des Kults?«
»Das dachten sie vermutlich. Der Kult hat hier in Sendarien nicht viele Anhänger. Diese kleine Gruppe in Seline lebte in einem Vakuum, vollkommen isoliert von den restlichen Bärenjüngern. Ich glaube, daß Chamdar einiges ins Spiel brachte, das nicht zum üblichen Dogma des Kults gehörte. Doch um sicherzugehen, sollten wir mit den alornischen Königen sprechen. Es wäre an der Zeit, daß dem Kult wieder ein Riegel vorgeschoben wird.« Ich betrachtete die Bäume. »Wir haben viel zu tun. Warum gehen wir nicht zurück in die Stadt?«
»Einen Augenblick noch, Vater«, sagte Pol. »Chamdar hatte Gelane einige Monate lang völlig unter Kontrolle. Ich möchte sichergehen, daß seine Macht über ihn gänzlich gebrochen ist.«
»Das ist vermutlich keine schlechte Idee, Pol«, stimmte ich zu.
»Es wird nicht weh tun, Gelane«, versicherte sie ihm. Dann nahm sie seine rechte Hand – mit dem charakteristischen Zeichen in der Handfläche – und berührte damit ihre weiße Locke. Sofort bekamen ihre Augen einen abwesenden Ausdruck, und Gelane schien wie erstarrt ins Nichts zu blicken. Ich erkannte, daß ihre Gedanken sich nie offen berührt hatten. Dann küßte Polgara sanft seine Wange. »Es sind noch schwache Hinweise darauf vorhanden, Väter«, sagte sie mir, »aber sie verblassen bereits. Ich bezweifle, daß Chamdar ihn veranlassen könnte, auch nur den kleinen Finger zu heben.«
»Gut. Laßt uns zurück in die Stadt gehen und packen. Morgen früh machen wir uns auf den Weg in die Hauptstadt. Dort finden wir gewiß einen cherekischen Kapitän, der uns nach Val Alorn bringen kann.«
»Durch die Enge?« fragte Pol voller Abneigung.
»Es ist der kürzeste Weg
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