Belgarath der Zauberer
Nadraker.«
»Nadraker?« Das verwirrte mich ein wenig. »Warum sollten wir von Angarakanern Hilfe erhalten?«
»Der Darin erklärt nicht, warum, und wir haben die entsprechende Passage in den Mrin-Texten noch nicht gefunden.«
Ich dachte kurz darüber nach. »Nadraker waren den Murgos oder Thulls nie sonderlich verbunden«, überlegte ich. »Jetzt da Torak zwangsläufig schläft, haben sie vielleicht beschlossen, selbst etwas zu unternehmen. Ich habe zur Zeit ohnehin nichts vor. Vielleicht sollte ich einen Blick auf sie werfen.«
»Die ›Helfer‹ werden noch nicht aufgetaucht sein«, gab Belkira zu bedenken. »Und wir wissen gar nichts von den Familien, aus denen sie stammen.«
»Da hast du vermutlich recht«, gab ich zu, »aber wenn ich mich ein wenig umhöre, erfahre ich vielleicht etwas über die ungefähren Ansichten der Nadraker.«
»Das kann nicht schaden«, stimmte Beltira zu.
»Ich lasse von Zeit zu Zeit von mir hören«, versprach ich. »Laßt mich wissen, wenn ihr in den Mrin-Schriften etwas findet Bestimmte Einzelheiten könnten mir helfen, diese Familien ausfindig zu machen.«
Da dieses Vorhaben keine besondere Eile erforderte, machte ich auf meinem Weg an der Festung halt und kaufte ein Pferd. Die andere Art zu reisen war doch ziemlich anstrengend, und ich fühlte mich ein wenig träge.
Es dauerte einige Wochen, bis ich Boktor erreichte, das von den Drasniern eifrig neu aufgebaut wurde. In gewissem Sinne hatte Kal Torak den Drasniern einen Gefallen erwiesen, als er alle ihre Städte zerstörte, denn die alornischen Städte waren wild gewuchert und die Straßen waren verwinkelt und eng geworden. Nun hatten die Drasnier die Gelegenheit, neu zu beginnen und ihre Städte wirklich zu planen. Ich fand Rhodar, der sich mit einigen Architekten unterhielt Sie führten eine ziemlich heftige Debatte über Prachtstraßen, wenn ich mich entsinne. Eine Partei trat für breite, gerade Straßen ein. Die andere sprach sich für enge, gewundene aus und rechtfertigte die Unbequemlichkeit mit dem Wort »Behaglichkeit«.
»Was meint Ihr, Belgarath?« fragte Rhodar.
»Es hängt davon ab, ob du ein neues Tol Honeth oder ein neues Val Alorn bauen willst«, war meine Antwort.
»Tol Honeth, meine ich«, erwiderte Rhodar. »Wegen des Zustands unserer Städte haben die Tolnedrer stets mit Verachtung auf uns herabgeblickt Ich bin es leid, als ›wunderlich‹ zu gelten.«
»Hattet ihr seit dem Krieg Kontakt zu den Nadrakern?« fragte ich ihn.
»Keinen offiziellen. Entlang der Grenze wird ein wenig Handel getrieben, und es gibt stets Goldsucher in den nadrakischen Bergen. Die Goldminen sind nicht so ertragreich wie im südlichen Cthol Murgos; aber es gibt hier trotzdem genug von dem edlen Metall, um Leute aus aller Welt anzuziehen.«
Das brachte mich auf eine Idee. »Ich glaube, du hast soeben eines meiner Probleme gelöst Rhodar.«
»Ach?«
»Ich muß mich dort in Gar og Nadrak umsehen, und ich möchte nicht auffallen. Die Nadraker sind vermutlich gewöhnt Fremde in den Bergen anzutreffen; deshalb werde ich mich mit Schaufel und Pickel bewaffnen und nach Gold suchen.«
»Das ist anstrengende Arbeit Belgarath.«
»Nicht auf meine Weise.«
»Das verstehe ich nicht ganz.«
»Ich bin nicht wirklich an Gold interessiert. Ich werde nur umherziehen und Fragen stellen. Die Werkzeuge werden meine Anwesenheit erklären.«
»Viel Vergnügen«, wünschte er mir. »Und jetzt entschuldige mich bitte, ich habe eine Stadt zu bauen.«
Ich kaufte Werkzeug und ein Maultier und machte mich über das Moor auf den Weg zur nadrakischen Grenze. Der Frühsommer war ins Land gezogen, und das für gewöhnlich so triste drasnische Moor stand in voller Blüte, was das Reisen recht angenehm machte.
Die Angarakaner waren vor Vo Mimbre so gründlich besiegt worden, daß ihre Gesellschaft sich nahezu aufgelöst hatte; deshalb gab es an der Grenze auch keine Wachen. Ich war mir sicher, daß ich beobachtet wurde, doch mein bepacktes Maultier erklärte meine Anwesenheit; daher ließen die Nadraker mich ohne weiteres ziehen.
Ich folgte der Nördlichen Karawanenstraße, und die erste Stadt, in die ich kam, war Yar Gurak. Yar Gurak ist allerdings weniger eine Stadt als ein Lager der Minenarbeiter. Es liegt zu beiden Seiten eines schlammigen Baches, und die meisten Gebäude sind schlampig errichtete Hütten, zur Hälfte aus Baumstämmen, zur anderen Hälfte aus Zeltplanen. Ich bin im Laufe der Jahrhunderte schon mehrmals durch diesen Ort
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