Belgarath der Zauberer
silbernes Lachen, warf mir die winzigen Arme um den Hals und gab mir einen dicken Kuß.
Ich wartete in Tol Honeth auf den Frühling. Dann beorderte ich ein cherekisches Kriegsschiff, mich nach Norden zu bringen. Ich besuchte Trellheim, um dort nach Baraks Großvater zu sehen, der ebenso riesig und rotwangig war wie später der Schreckliche Bär, und fast ebenso intelligent. In Trellheim schien alles in Ordnung zu sein; deshalb zog ich weiter zu dem Dorf, in dem Polgara über die Familie von Garions Urgroßvater wachte. Es war wieder ein Geran. Pol verwendet diesen Namen stets aufs neue, nachdem ein paar Generationen vergangen sind. Vermutlich hat das etwas mit ihrem Sinn für Kontinuität zu tun. Dieser Geran hatte ein blondes cherekisches Mädchen geheiratet, und alles lief so, wie es laufen sollte.
Nachdem wir getan hatten, was man üblicherweise auf solchen Familientreffen tut, bekam ich endlich Gelegenheit, mich privat mit meiner Tochter zu unterhalten. »Ich glaube, wir werden Probleme mit der dryadischen Prinzessin bekommen, wenn es soweit ist«,
warnte ich sie.
»Ach? Was für Probleme?«
»Sie sind alles andere als sanftmütig. Wir haben diese jungen Männer stets mit alornischen Mädchen verheiratet, und alornische Frauen sind zumeist ruhig und gelassen. Die Dryaden in der Borune-Familie sind alles andere als gelassen. Sie sind eigensinnig, verdorben und äußerst verschlagen.« Ich erzählte ihr von Prinzessin Ce’Bronne und unserer Reise nach Riva.
»Ich werde mich darum kümmern, Vater«, versicherte sie mir.
»Das weiß ich, Pol, aber ich dachte, es sei besser, dich zu warnen. Du wirst gewiß feststellen, daß die rivanische Königin gewisse Eigenarten hat. Mach niemals den Fehler, irgend etwas zu glauben, was sie dir sagt.«
»Ich werde mit ihr zurechtkommen, wenn es soweit ist, Vater. Wohin begeben wir uns als nächstes?«
»Drasnien. Ich möchte der Familie des Statthalters einen Besuch abstatten.«
»Ist es denn schon bald soweit?«
»Die Zwillinge vermuten es. Sie stoßen bereits auf einige Zeichen und Omen. Das, worauf wir warten, findet etwa im nächsten Jahrhundert statt, wenn die Zwillinge recht haben.«
»Dann werde ich wohl arbeitslos, nicht wahr?«
»Wir werden gewiß etwas finden, mit dem du dich beschäftigen kannst, Pol.«
»Oh, vielen Dank, alter Mann. Wenn es tatsächlich schon soweit ist, sollte ich daran denken, nach Sendarien umzuziehen, nicht wahr?« Sie schaute mir in die Augen. »Ich kann die Darin- und Mrin-Texte ebensogut lesen wie du, Vater«, sagte sie. »Ich weiß, wo der Göttertöter zur Welt kommen soll.«
»Ja. Ich glaube, wir sollten so langsam darüber nachdenken«, stimmte ich zu. »Sobald ich meine Aufgabe in Drasnien erledigt habe, werde ich ins Tal zurückkehren und mit den Zwillingen sprechen. Vielleicht haben sie bis dahin etwas Genaueres herausgefunden. Es wäre ungünstig, nun Fehler zu machen.«
»Wann wirst du nach Drasnien reisen?«
»Morgen. Könntest du deinen wunderbaren Kirschkuchen zum Frühstück backen, Pol? Ich habe seit etwa einem Jahrhundert keinen mehr gegessen, und er fehlt mir wirklich.«
Sie schaute mich lange an, ohne eine Miene zu verziehen.
»Deine sind die besten, Pol«, sagte ich, ohne zu lächeln. »Ich habe einen Vorschlag. Sobald wir den Göttertöter auf den Thron gesetzt haben, könntest du eine Konditorei eröffnen.«
»Hast du den Verstand verloren?«
»Du suchst doch nach einer Beschäftigung, Pol. Ich mache lediglich Vorschläge, das ist alles.«
Sie lachte.
Am nächsten Morgen brach ich nach Drasnien auf. Silks Großvater war im Importgeschäft tätig; er handelte hauptsächlich mit Gewürzen und arbeitete nebenher für den drasnischen Geheimdienst Daran ist nichts ungewöhnlich. Alle drasnischen Kaufleute arbeiten nebenher für den drasnischen Geheimdienst. Wieder einmal lief alles ganz nach Plan, und ich reiste zurück ins Tal.
Ich war überrascht, als ich bei meiner Ankunft feststellte, daß die Zwillinge nicht zu Hause waren. Sie hatten mir eine sehr rätselhafte Nachricht hinterlassen – es handelte sich um einen dringenden Aufruf Polgaras. Ich versuchte, sie mit meinen Gedanken zu erreichen, hatte aus unerfindlichen Gründen aber keinen Erfolg. Ich fluchte eine Weile, drehte auf dem Absatz um und wandte mich gen Cherek. Ich hatte das Herumgereise ziemlich satt.
Es war Spätsommer, als ich wieder in Val Alorn eintraf. Von dort aus zog ich weiter zu dem Dorf, in dem Pol mit ihrer kleinen Familie
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