Belgarath der Zauberer
lebte. Pol war allerdings nicht zu Hause. Die Zwillinge hatten Pols Aufgabe übernommen. Sie schienen mir ein wenig ausweichend, als ich nach Pols Aufenthalt fragte. »Sie wollte, daß wir es dir nicht sagen, Belgarath«, eröffnete Beltira mir und verzog dabei das Gesicht.
»Und ich will, daß ihr ihren Wunsch ignoriert«, sagte ich ihm ins Gesicht. »Also gut, ihr beiden. Was ist los? Ich habe nicht die Zeit, die Welt auf den Kopf zu stellen, um Pol zu finden. Wo ist sie?«
Sie warfen sich Blicke zu. »Sie hat inzwischen einen großen Vorsprung«, meinte Beltira. »Ich nehme an, er kann sie jetzt nicht mehr einholen, also können wir es ihm getrost verraten.«
»Da hast du vermutlich recht«, stimmte Belkira zu. »Sie ist in Nyissa, Belgarath.«
»Nyissa? Warum denn das?«
»Pol erhält ihre eigenen Informationen – und Anweisungen. Darüber weißt du doch Bescheid, oder?«
Ich wußte seit langem, daß Pol ihre eigenen Instruktionen erhielt Mir war aber nie in den Sinn gekommen, daß die ihren aus einer anderen Quelle stammten als die meinen. Ich nickte.
»Also«, fuhr Beltira fort, »Pol erhielt einen Hinweis, daß Ctuchik irgend etwas weiterverfolgte, das Zedar am Anfang des fünften Jahrtausends begonnen hatte. Er nahm mit der derzeitigen Salmissra Verbindung auf und überredete sie, sich ihm anzuschließen. Pol erhielt den Auftrag, nach Sthiss Tor zu reisen und es ihr auszureden.«
»Warum Pol?« fragte ich ihn. »Ich hätte das übernehmen können.«
»Pol erwähnte keine Einzelheiten«, erwiderte Belkira. »Du weißt ja, wie sie manchmal sein kann. Offensichtlich handelt es sich hier um eine Aufgabe, die eine Frau besser erledigen kann.«
»Nicht nur wir erhalten Weissagungen«, erinnerte Beltira mich. »Auch die Salmissras können in die Zukunft sehen. Sie alle haben weitaus mehr Respekt vor Polgara als vor dir. Pol wird einer der Schlangenköniginnen etwas recht Unangenehmes antun, denke ich, und sie ist nach Sthiss Tor gereist, um die derzeitige Salmissra zu fragen, ob sie freiwillig diejenige sein möchte, die es betrifft. Das allein sollte genügen, Salmissra zu überzeugen, ihre Kontakte zu Ctuchik abzubrechen.«
»Schön und gut, aber warum der Vorwand? Warum erzählte sie nicht mir davon? Warum hat sie sich hinter meinem Rücken davongestohlen?«
Belkira lächelte. »Sie hat es uns erklärt«, sagte er. »Du willst gewiß nicht daß wir ihre Worte wiederholen, oder?«
»Ich denke, ich werde damit leben können. Tut euch keinen Zwang an.«
Er zuckte mit den Schultern. »Wie du willst Sie sagt, du seist geradezu lästig darauf bedacht sie zu beschützen, und jedesmal, wenn sie sich anschickt eine Aufgabe zu übernehmen, verstrickst du sie deswegen in wochenlang andauernde Streitgespräche. Dann meinte sie noch, daß sie diese Aufgabe übernehmen würde, ob es dir zusagte oder nicht und daß alles reibungsloser verliefe, wenn du dich nicht einmischst.« Er bedachte mich mit einem sehr breiten Lächeln.
»Ich halte das nicht für besonders komisch, Belkira.«
»Das war es aber, als sie es sagte. Ich bin über ein paar Worte hinweggegangen, die sie verwendet hat. Pol verfügt über einen recht umfassenden Wortschatz, nicht wahr?«
Ich blickte ihm fest in die Augen. »Wir sollten die ganze Sache auf sich beruhen lassen«, schlug ich vor.
»Wie du meinst Bruder.«
»Wenn du sie das nächstemal siehst sag ihr, sie soll im Tal vorbeischauen. Sag ihr auch, daß ich mich auf die kleine Unterhaltung mit ihr freue.«
Dann drehte ich mich um und machte mich auf den Weg zurück ins Tal.
Etwa einen Monat darauf kam Pol folgsam in meinen Turm. Ich hatte mich bereits beruhigt; deshalb machte ich ihr keine Vorhaltungen – zumindest nicht zu viele.
»Du nimmst es recht gelassen hin, alter Mann«, stellte sie fest.
»Es ist wohl sinnlos, sich darüber aufzuregen, da es ja vorüber ist. Was heckt Ctuchik eigentlich aus?«
»Das Übliche«, erwiderte sie. »Er versucht genug Leute im Westen zu unterwerfen, damit er mit ihrer Unterstützung rechnen kann, wenn die Zeit reif ist. Die Murgos haben die Südliche Karawanenstraße wieder geöffnet und nun strömen sie erneut in den Westen. Wir sollten uns wieder ernsthaft mit den Mrin-Texten befassen. Ctuchik scheint zu glauben, daß ein wesentliches Ereignis bevorsteht. Er versucht alles in seiner Macht Stehende, um die Westlichen Königreiche zu entzweien. Er will unter allen Umständen vermeiden, daß wir uns zusammenschließen, wie damals vor Vo
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