Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
langgezogenes Gebilde hervorgebracht, aber das schien niemanden zu stören. Leute, die im Gebirge leben, sind daran gewöhnt, lange Strecken zu Fuß zurückzulegen. An den Hängen, zu allen Seiten des Tales, wuchsen Espen, was Annath eine leichte und luftige Atmosphäre verlieh. Die meisten Bergsiedlungen sind von Fichten und Kiefern umgeben, was sie stets düster erscheinen läßt. Annath war anders; trotzdem erfüllte dieser Ort mich mit Schaudern.
    Ich hatte jedoch nicht die Zeit, zitternd herumzustehen, denn ich mußte mich auf den Weg nach Boktor machen, wo die Geburt eines Mitglieds der großen königlichen Familie Drasniens bevorstand. Sie nannten ihn Prinz Kheldar, obwohl er in der Erbfolge weit hinten rangierte, doch seine Geburt und sein Name erfüllten den Raum um ihn mit all den Zeichen und Wundem, die ich bei Gerans Geburt so schmerzhaft vermißt hatte. Die Mrin-Texte sprechen von ihm als dem Ersten, doch bekannter ist er unter dem Namen, den seine Klassenkameraden an der Akademie des drasnischen Geheimdienstes ihm gegeben hatten, als er dort studierte – Silk.
    Während der folgenden Jahre war ich stets unterwegs. Der Erste wurde 5335 geboren, ebenso wie der Blinde Mann – Relg, der ulgonische Zelot. Dann wurde 5336 der Sohn des Grafen von Trellheim geboren. Sie nannten ihn Barak, doch die Prophezeiung spricht von ihm als dem Schrecklichen Bären. Im Jahr darauf tauchten der Fürst der Pferde und der Rettende Ritter auf – Hettar und Mandorallen. Um mich herum versammelten sich die Gefährten, aber wo war der Göttertöter?
    Im Frühling des Jahres 5338 sandte mir Polgara eine dringende Aufforderung zu kommen. So rasch ich konnte, eilte ich nach Annath und war auf das Schlimmste gefaßt, doch soweit ich sehen konnte, lag kein Notfall vor. Pol wirkte ziemlich gelassen, als ich sie an einem Steinbruch am Rande des Ortes traf.
    »Was gibt es für ein Problem, Pol?« fragte ich sie.
    »Kein Problem, Vater«, erwiderte sie und zuckte lässig die Schulter. »Ich brauche lediglich jemanden, der hier während der kommenden Monate die Augen aufhält Ich habe etwas zu erledigen.«
    »Ach? Was denn?«
    »Ich darf nicht darüber sprechen.«
    »Spielen wir nun wieder dieses alte Spielchen, Pol?«
    »Es ist kein Spielchen, Vater. Und wenn du es leid bist, kann ich die Zwillinge bitten, an deiner Statt zu kommen.«
    »Du kannst sie jetzt nicht aus dem Tal fortholen, Pol! Es geschieht zur Zeit zuviel. Sie müssen sich mit den Prophezeiungen beschäftigen.«
    »Und Ohm Beldin wacht über Torak. Das ist auch wichtig. Ich glaube, du bist dran, Vater – ob es dir gefällt oder nicht. Du tust im Augenblick nichts wirklich Wichtiges, oder? Die Hebammen können die Kinder auch ohne deine Anleitung zur Welt bringen. Kümmere dich um Darral und den kleinen Jungen, alter Mann – und wenn du nun sagst: Warum ich?‹, dann reiße ich dir den Bart aus.«
    »Ich bin nicht dein Diener, Pol.«
    »Nein, bist du nicht. Du dienst etwas weitaus Wichtigerem, genau wie ich. Ich habe eine Aufgabe zu erfüllen, und es obliegt dir, mich hier zu vertreten, während ich fort bin.«
    »Mir hat der Meister nichts davon gesagt.«
    »Er ist zur Zeit beschäftigt; deshalb erfährst du es von mir. Tu es einfach, Vater. Streite nicht mit mir.«
    Ehe ich mir eine unfreundliche Erwiderung einfallen lassen konnte, begann ihre Gestalt zu flimmern und zu verblassen; dann war sie verschwunden.
    Ich fluchte eine Weile und stapfte dann ins Dorf. Geran, der etwa neun Jahre alt war, wartete vor dem Haus seines Vaters am östlichen Ende der einzigen Straße in Annath auf mich. »Hallo, Großvater«, begrüßte er mich. »Hast du mit Tante Pol gesprochen?«
    »Es war eher so, daß sie zu mir gesprochen hat, Geran«, erwiderte ich säuerlich. »Hat sie vielleicht dir gegenüber erwähnt, wohin sie wollte?«
    »Nein. Aber das ist normal. Tante Pol sagt uns selten, was sie tun wird – oder warum.«
    »Das hast du also auch schon bemerkt Wo ist deine Mutter?«
    »Sie ist rasch zum Bäcker gegangen. Tante Pol meinte, du wirst eine Weile bei uns sein, und Mutter weiß, wie gern du Kuchen magst.«
    »Wir alle haben wohl unsere kleinen Schwächen.«
    »Mutter ist bald zurück«, sagte er, »aber während wir auf sie warten, könntest du mir eine Geschichte erzählen.«
    Ich lachte. »Also gut einverstanden«, erwiderte ich. »Deine Tante hat mich hier festgenagelt, bis sie zurückkehrt; deshalb werden wir viel Zeit für Geschichten haben.« Ich schaute ihn mir

Weitere Kostenlose Bücher