Belgarath der Zauberer
ihm.
Mein Meister schaute ihnen mit großer Traurigkeit nach; dann wies er mit der Hand in Richtung Westen, und meine Brüder und ich folgten ihm schweren Herzens zurück ins Tal.
TEIL ZWEI
DER ABTRÜNNIGE
7. K APITEL
eine Brüder und ich waren zutiefst erschüttert über den Ausgang des Krieges. Wir hatten gewiß nicht mit Toraks Verzweiflungstat gerechnet und fühlten eine nagende, persönliche Schuld am Tod der halben Menschheit. Wir waren eine schwermütige Gruppe, als wir ins Tal gelangten. Natürlich erwarteten uns alle die Aufgaben, die wir zugunsten der Kriegsvorbereitungen hatten liegenlassen, doch während der Abende trafen wir uns stets im Turm unseres Meisters und suchten in seiner Nähe und der vertrauten Umgebung Trost und Zuversicht.
Jeder von uns hatte seinen eigenen Stuhl, und normalerweise saßen wir um einen langen Tisch und sprachen über die Ereignisse des Tages; anschließend schweiften wir zu anderen Themen ab. Mit diesen eher unergiebigen Gesprächen lösten wir gewiß nicht die Probleme der Welt; aber darum ging es uns auch nicht. Wir brauchten unsere gegenseitige Nähe in dieser schwierigen Zeit, und wir brauchten die Ruhe, die dieser uns so vertraute Raum oben im Turm ausstrahlte. Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, daß unser Meister sich nicht um Feuerholz kümmern mußte. Das Feuer in seinem Kamin brannte, weil er es so wollte, und es brannte immer weiter, ob er es nun beschickte oder nicht. Unsere Stühle, aus dunklem, poliertem Holz, waren ausladend und bequem, und der Raum war ordentlich und sauber. Wo Aldur seine Sachen aufbewahrte, vermochten wir uns nicht einmal vorzustellen; sie kamen einfach zu ihm, wenn er sie rief, anstatt herumzuliegen und zu verstauben.
Etwa sechs Monate lang trafen wir uns jeden Abend, und das half uns, wieder zu uns selbst zu finden und die Alpträume abzuwehren, die uns im Schlaf heimsuchten.
Es war unvermeidlich, daß einer die schicksalsschwere Frage stellte, und es ergab sich, daß es Beltira war. »Wie hat das alles begonnen, Meister?« fragte er nachdenklich. »Die Ereignisse reichen doch viel weiter zurück. Irgendwann und irgendwie muß diese Geschichte doch ihren Anfang genommen haben, daß es zu einer solchen Katastrophe kommen konnte, nicht wahr?«
Ihr stellt gewiß fest, daß Durnik nicht der erste ist, der den Dingen auf den Grund gehen will.
Aldur blickte den sanftmütigen alornischen Hirten ernst an. »Du hast recht, Beltira – die Geschehnisse reichen weiter zurück, als du es dir überhaupt vorstellen kannst. Einst, als das Universum noch jung war – lange Zeit, ehe es mich und meine Brüder gab –, trat etwas ein, das nicht geplant war, und dieses Ereignis spaltete die Bestimmung aller Dinge.«
»Ein Unfall, Meister?« mutmaßte Beldin.
»Eine äußerst passende Bezeichnung, mein Sohn«, lobte Aldur ihn. »Wie alle Dinge werden auch die Sterne geboren; sie bestehen für eine Weile, dann sterben sie. Der ›Unfall‹, von dem wir sprechen, geschah, als ein Stern starb, und zwar an einem Ort und zu einer Zeit, die außerhalb des großen Plans der Schöpfung lagen. Der Tod eines Sterns ist ein Ereignis von gewaltigen Ausmaßen, und das Erlöschen dieses besonderen Sterns war um so bedeutungsvoller, da es in unmittelbarer Nähe anderer Sterne stattgefunden hatte. Ihr alle habt die Himmel studiert und wißt daher, daß das Universum sich aus Sternenhaufen zusammensetzt. Dieser einzigartige Sternenhaufen, von dem wir sprechen, bestand aus so vielen Sonnen, daß man sie nicht zählen konnte, und die unberechenbare Sonne, die in deren Mitte starb, entzündete andere, und diese wiederum entzündeten wieder andere, und so fort. Die Feuersbrunst breitete sich aus, bis der gesamte Sternenhaufen explodierte.«
»Geschah das in unserer Nähe, Meister?« fragte Belsambar.
»Nein, mein Sohn. Dieses EREIGNIS fand auf der anderen Seite des Universums statt – so weit entfernt von hier, daß das Licht dieser Katastrophe diese Welt noch nicht erreicht hat.«
»Wie ist das möglich, Meister?« fragte Belsambar verwirrt.
»Wir sehen die Dinge nicht immer, wenn sie gerade geschehen. Es besteht eine Verzögerung zwischen der Zeit, da ein Ereignis eintritt, und der Zeit, da wir es wahrnehmen. Wir können am Nachthimmel vieles sehen, das gar nicht mehr existiert. Eines Tages, wenn wir beide genug Zeit haben, werde ich es dir erklären.«
»Wie kann ein Ereignis, das so weit weg stattgefunden hat, hier bei uns derart Schreckliches zur Folge
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