Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
instinktiv mit nackter Panik, wenn wir erkennen, daß wir von menschenfressenden Bestien gejagt werden.
    Ich formte das Bild in meinen Gedanken und schlüpfte in die Gestalt eines Wolfes. »Viel besser«, meinte meine Begleiterin anerkennend. »Du bist ein ansehnlicher Wolf. Als Mannwesen bist du weniger ansprechend. Wollen wir gehen?«
    Wir entfernten uns vom Flußbett und warteten am Rand des Waldes, um die Hrulgin zu beobachten. Das plötzliche Verschwinden meiner Witterung verwirrte sie und schien sie in Wut zu versetzen. Der Leithengst bäumte sich auf, brüllte vor Zorn und zerfetzte die Rinde eines Baumes. Weißer Schaum troff von seinen langen Fängen. Mehrere Stuten folgten meiner Witterung entlang der Schlucht und wieder zurück; bedächtig versuchten sie die Stelle zu finden, an der ich abgebogen und verschwunden war.
    »Ich schlage vor, wir ziehen weiter«, sagte die Wölfin. »Die fleischfressenden Pferde werden denken, daß wir das Mannwesen, das sie jagen, getötet und gefressen haben. Das wird ihren Zorn auf uns lenken. Sie könnten sich entschließen, die Menschenjagd abzubrechen und statt dessen Wölfe zu jagen.«
    Wir blieben nur noch lange genug im Schatten der Bäume, daß wir beobachten konnten, ob die verblüfften Hrulgin nun tatsächlich begannen, anstelle von Menschen Wölfe zu jagen. Nach etwa einer halben Stunde waren wir ihnen so weit voraus, daß wir kaum mehr befürchten mußten, von ihnen eingeholt zu werden.
    Der Wandel der Hrulgin hatte mich vollkommen überrascht Der Friede ULs war stets allgegenwärtig gewesen. Was hatte die Hrulgin den Verstand verlieren lassen?
    Wie sich herausstellte, waren die Hrulgin nicht die einzigen Ungeheuer, die wahnsinnig geworden waren.
    Wenn ich sie als Ungeheuer bezeichne, so bedeutet das nicht, daß ich ihnen gegenüber voreingenommen bin. Es ist nur die Übersetzung eines ulgonischen Wortes. Die Ulgoner sprechen von den Dryaden als Ungeheuern. Wenn ich mich recht entsinne, gefiel Ce’Nedra diese Bezeichnung nicht besonders.
    Wie dem auch sei, als wir uns der Verfolgung der Hrulgin entzogen hatten, beschloß ich, meine menschliche Gestalt nicht wieder anzunehmen. Irgend etwas Seltsames ging hier in Ulgoland vor. Meine Begleiterin und ich erreichten den merkwürdig geformten Berg, auf dem sich Prolgu erhob, und begannen mit dem Aufstieg.
    Etwa auf halber Strecke zum Gipfel entdeckten wir ein Rudel Algroths; sie schienen ebenso verrückt zu sein wie die Hrulgin. Ich schätze die Algroths ohnehin nicht Ich bin mir nicht sicher, was die Götter sich dabei gedacht haben, als sie solche Wesen schufen. Eine Mischung aus Affe, Ziege und Reptil erscheint mir denn doch ein wenig zu exotisch. Auch die Algroths jagten Menschen, um sie zu töten und zu fressen. Ob er mir nun sympathisch war oder nicht, ich mußte mit dem Gorim sprechen.
    Wir standen vor einem unerwarteten Problem, als wir feststellten, daß Prolgu eine Geisterstadt war. Es gab einige Anzeichen für einen überhasteten Aufbruch, aber die Stadt war vor so langer Zeit verlassen worden, daß meine Begleiterin und ich keine Witterung aufnehmen konnten, die uns gezeigt hätte, in welche Richtung die Ulgoner gezogen waren. Wir fanden jedoch vermoderte menschliche Knochen, und was das zu bedeuten hatte, gefiel mir gar nicht. War es möglich, daß alle Ulgoner getötet worden waren? Hatte UL seine Meinung geändert und sie verlassen?
    Mir blieb nicht genug Zeit, das herauszufinden. Der Abend war angebrochen, und meine Begleiterin und ich schnüffelten noch immer in den leeren Gebäuden der Stadt herum, als plötzlich ein Bellen die Stille zerschnitt – ein Bellen, das aus dem Himmel kam. Ich eilte zum Eingang des Gebäudes, das wir soeben durchstöberten, und blickte in die Höhe.
    Die Lichtverhältnisse waren nicht mehr besonders gut, aber es genügte, die riesige Gestalt auszumachen, die sich gegen den Abendhimmel abzeichnete.
    Es war die Drachin. Ihre gewaltigen Schwingen durchpflügten den Himmel, und mit jedem Bellen stieß sie Wolken rußigen Feuers aus.
    Beachtet daß ich von ihr in der Einzahl und als weibliches Wesen spreche. Das ist jedoch kein Hinweis auf eine besondere Wahrnehmungsfähigkeit meinerseits; denn auf der ganzen Welt gab es nur einen Drachen, und der war weiblichen Geschlechts. Die beiden von den Göttern geschaffenen Drachenbullen hatten einander während der ersten Paarungszeit bekämpft und getötet. Deshalb tat die Drachin mir stets leid. Diesmal allerdings nicht. Ebenso wie

Weitere Kostenlose Bücher