Belgarath der Zauberer
den Generälen und den Grolims. Die Grolims hofften, die See würde wieder verschwinden, so daß sie alle nach Korim zurückkehren könnten. Die Generäle dachten praktischer. Sie wußten, daß das Wasser blieb, wo es war. Sie machten der Zeitverschwendung durch den Streit ein Ende, indem sie den Weitermarsch in nordwestlicher Richtung befahlen. Sie zogen mit den Angarakanern los und ließen die Grolims am Strand zurück, wo diese sehnsüchtig nach Korim Ausschau hielten.« Er rülpste erneut und hielt mir seinen leeren Krug hin.
»Du weißt wo das Bierfaß steht«, meinte ich säuerlich.
»Du bist kein guter Gastgeber, Belgarath.« Er stand auf und stampfte hinüber, wo das Fäßchen stand, füllte seinen Krug und verschüttete dabei überall auf meinem Fußboden Bier. Dann kam er zurückgestapft. »Die Grolims waren über die Entscheidung der Generäle nicht sehr glücklich. Sie wollten zurückkehren. Aber wären sie allein gegangen, hätten sie niemanden zum Opfern gehabt als sich selbst, und so fromm waren sie nun auch wieder nicht. Sie jagten einer Gruppe Angarakanern nach und wollten sie mit großen Sprüchen zur Umkehr überreden. Das gefiel den Generälen nicht, und es kam zu einer Reihe häßlicher Zwischenfälle. Dort nahm vermutlich die Spaltung der angarakanischen Gesellschaft ihren Anfang.«
»Die was?«
»Hörst du schwer, Belgarath? Ich weiß, daß das bei alten Leuten vorkommen soll.«
»Was meinst du mit Spaltung der angarakanischen Gesellschaft?« »Sie platzen aus den Nähten. Solange Torak gesund war, ging alles nach dem Willen der Grolim-Priesterschaft. Während des Krieges bekamen die Generäle die Macht zu kosten, was ihnen sehr gefiel. Da Torak jetzt nicht mehr in der Lage ist, seine Herrschaft auszuüben, verloren die Grolims ihre Autorität; die meisten Angarakaner denken nicht anders über die Grolims als Belsambar. Deshalb führten die Generäle die Angarakaner durch die Berge, bis sie an eine Ebene kamen, auf der es sich recht und schlecht leben läßt. Sie errichteten ein großes militärisches Lager, das sie Mal Zeth nennen, und Wachen sorgen dafür, daß die Grolims draußen bleiben. Schließlich führten die Grolims ihre Gefolgschaft nordwärts und errichteten dort ihr Lager. Sie nennen es Mal Yaska. Deshalb gibt es nun zwei verschiedene Gruppen von Angarakanern in Mallorea. Die Soldaten in Mal Zeth sind nicht anders als die Soldaten anderenorts; Religion steht bei ihnen nicht an erster Stelle. Die Zeloten in Mal Yaska wiederum verbringen so viel Zeit damit, Torak anzubeten, daß sie noch nicht einmal angefangen haben, Häuser zu bauen.«
»Ich hätte nie gedacht, daß so etwas geschieht«, bemerkte ich, »nicht bei den Angarakanern. Religion war das einzige, worüber sie überhaupt je nachgedacht hatten.« Dann fiel mir etwas ein. »Wie hat Belsambar reagiert, als du ihm davon erzähltest?«
Beldin zuckte mit den Schultern. »Er glaubte mir nicht Er kann die Tatsache nicht akzeptieren, daß die angarakanische Gesellschaft sich auflöst. Unser Bruder hat jetzt große Sorgen, Belgarath. Ich glaube, er fühlt sich irgendwie mitschuldig. Immerhin ist er Angarakaner, und Torak ließ tatsächlich die Hälfte der Menschheit ertrinken. Vielleicht solltest du mit ihm sprechen – überzeuge ihn, daß es nicht wirklich seine Schuld ist.«
»Ich werde sehen, was ich tun kann«, versprach ich. »Ist das der neueste Stand der Dinge in Mallorea?«
Er lachte. »O nein. Es bessert sich. Vor etwa zwanzig Jahren kam Torak zur Besinnung und hörte auf, sich selbst zu bemitleiden. In den alten Tagen hätte er Mal Zeth einfach in den Boden gestampft; jetzt aber beschäftigen ihn andere Pläne. Er stahl den Orb, kann aber nichts damit anfangen. Die Enttäuschung darüber macht ihn verrückt, mehr als verrückt Er ging nach Mal Zeth und Mal Yaska, wählte seine fanatischsten Anbeter und nahm sie mit an die äußerste nordöstliche Küste – nahe dem Land der Karandeser. Als sie dort ankamen, befahl er ihnen, ihm einen Turm zu bauen – aus Eisen.«
»Eisen?« wiederholte ich ungläubig. »Ein Turm aus Eisen hält doch keine zehn Jahre. Er würde zu rosten anfangen, noch ehe er fertig wäre.«
»Torak hat ihm gewiß befohlen, nicht zu rosten. Aus irgendeinem Grund liebt Torak Eisen. Vielleicht dachte er dabei an die eiserne Schatulle, in der er den Orb aufbewahrt. Möglicherweise glaubt er, daß es den Orb schwächt, wenn er genug Eisen um ihn herum auftürmt und daß er ihn dann beherrschen
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