Belisla Piraten 01: Piratenjunge
drehte sich Toto um, packte das Seil zwischen seinen Beinen und fing an rückwärts den Berg hinunter zu gehen.
»Sehr witzig. Der passt auch in einen Piraten Comedy Club«, murmelte Johnny zu sich und zog sich die Handschuhe an. »Eins, zwei...«
Bei ‚Dreißig‘ nahm Johnny das Seil in die Hände, drehte sich um, atmete tief durch und tat dann die ersten kleinen Trippelschritte in Richtung Abgrund, wie er es bei Toto gesehen hatte. Wie weit ging das wohl hinunter? Lieber nicht schauen. Vor allem nicht nach unten!
Die Abseiltour war schneller vorbei als erwartet, und Johnny fühlte wieder normalen Boden unter den Füßen. Sie standen auf einem der Dächer der Burggebäude, der Schatten der Bergwand verbarg sie vor Blicken der Wache im Turm. Die Bukanier Piraten hatten sich vermutlich mittlerweile organisiert. An verschiedenen Stellen der Hafenanlage brannten Fackeln und man sah geschäftiges Treiben und Rufen.
Dann ertönte eine neue Salve aus der Ferne, aber mittlerweile näher dran.
Toto wies auf eine Luke im Dach. Er öffnete sie vorsichtig einen Spalt, schaute hindurch, etwas Licht drang nach oben. Dann ging die Klappe ganz auf und Toto ließ sich vorsichtig hinab. Johnny fröstelte in der Nachtluft, vielleicht auch vor Angst. Toto und er waren allein und abgeschnitten von den anderen Falken. Allein im Feindesland. Ein leiser Pfiff von unten war das Zeichen Toto zu folgen. Johnny musste sich ziemlich lang machen, es war aber ein recht hoher Sprung von der Klappe auf den Boden des Zimmers darunter. Toto sah das Problem und fasste Johnny an den Beinen und konnte ihn so lautlos hinunter heben.
Ein Zimmer, das aussah wie ein Arbeitszimmer, zwei Tische, ein paar Stühle, ein großer verschlossener Schrank. Die Fensterläden waren geschlossen und die halb geöffnete Tür ließ etwas Licht hinein. Toto war bereits an der Tür und prüfte die Lage. Der Flur war menschenleer.
»Leben in diesem Haus auch Leute oder ist dies ein Büro?« flüsterte Johnny hinter Toto.
Toto sah sich in die andere Richtung um, auch keiner zu sehen. »Früher war dieses Gebäude unser Kontor und direkt daneben ein Lager für die Beute, die wir nicht sofort verkaufen konnten. Aber das kann natürlich unter Athena anders sein. Auf geht’s, wir gehen nach links. Es ist nicht weit. Die Frauen bringen ihre Familien vermutlich in den hinteren Anbau, der am Besten vor Beschuss geschützt ist.«
Beide schlichen schnell durch den Flur, eine Treppe abwärts und dann wieder hinauf. Durch eine weitere Tür, die vermutlich der Übergang in ein anderes Gebäude war, denn die Mauersteine waren dicker und wuchtiger als vorher. Und wieder ein Flur, aber kurz, einee Wendeltreppe über zwei Stockwerke, wie ein Turm.
Toto blieb im ersten Stockwerk stehen. Er hielt einen Finger vor den Mund, zeigte auf Johnny und auf den Boden. Johnny verstand und nickte, er sollte an seiner bisherigen Position bleiben. Toto schlich wie eine Katze lautlos ein weiteres Stockwerk nach oben zur Aussichtskanzel des Turms. Er zog sein Schwert an der Tür, schob die Tür lautlos auf. Ein kurzes Hindurchstecken des Kopfes. Dann die Tür weiter auf. Er verschwand in der Tür und Johnny war einen Moment allein im Treppenhaus. Dann kam Toto wieder herunter.
»Wie geplant: die Wachen haben den Hauptturm verlassen. Wir sind also im Plan.« Toto zeigte auf die Holztür auf ihrem Treppenstockwerk. »Hinter dieser Tür hier war früher der Kartenraum. Dort hatten wir auch unsere Schatzkarte an der Wand. In einer Minute wissen wir, ob das so ist.«
»Und wenn die Tür verschlossen ist?«
Statt einer Antwort ging Toto zur Tür und öffnete sie. »Nicht so schlechte Gedanken haben. Die Nacht ist mit uns. Auch die Roten Bukanier sind ehrliche Piraten. Da klaut keiner was.«
Beide gingen in den Kartenraum. Toto schloss die Tür hinter ihnen und ging dann nacheinander zu den drei Fenstern, um die Läden zu prüfen und die Vorhänge zu schließen. Dann holte er Zündhölzer aus seiner Tasche und zündete die Öllampen im Raum an. Ein runder Raum, tatsächlich ein Stockwerk des Burgturms. Die drei Fenster zeigten vermutlich die drei freien Sichten der Burg, auf der Rückseite lag ja die Felswand. Die Wände waren mit Regalen voll gestellt, in denen stapelweise aufgerollte Seekarten lagen. Zwei große Kartentische mit verschiedenen Linealen standen in der Mitte des Raumes. Auf der Seite des Bergs residierte ein mächtiger Schreibtisch aus schwarzem groben Holz,
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