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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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ein Kellerfenster, das zugenagelt worden war. Der Fußboden war aus rissigem Beton. Ein schwerer Sandsack von der Art, wie ihn Boxer zum Trainieren benutzen, hing an einer Kette von der Decke.
    An der hinteren Mauer, der Straße abgewandt, befand sich eine Tür, die mit einem Vorhängeschloss versehen war. Nachdem das Haus solide gebaut war, vermutete ich dahinter den Heizungsraum.
    Ich hämmerte mit der Faust gegen die Tür und rief Lucys Namen. Keine Antwort.
    Kein Grund anzunehmen, dass sie da drinnen war. Das Schloss war vielleicht schon vor Jahren dort angebracht worden, von Eltern, die nicht wollten, dass ihre Kinder in die Nähe des Heizkessels kamen. Ich blickte mich nach einem Schlüssel um. Streckte mich und strich mit den Fingern über den Türrahmen. Nichts als Staub.
    Ich machte einen Schritt zurück und trat mit der Hacke meines rechten Schuhs fest gegen die Tür. Keine gute Idee. Ein frischer Stachel wurde in die Wunde an meiner Seite gerammt.
    Ich drehte mich um und presste mich mit dem Rücken gegen die Mauer. Wartete darauf, dass der Schmerz wieder erträglicher wurde. Die Tür einzuschlagen würde nicht funktionieren. Ich hatte den Revolver, aber ich schätzte meine Chancen, das Schloss wegzuschießen, auch nicht allzu hoch ein. Ich musste den Schlüssel finden.
    Die Treppe hinauf. Ich suchte die Vorratsregale und einen Wandschrank über dem Wäschetrockner ab. In der Küche neben der Tür entdeckte ich ein Schlüsselbrett. Vier Metallhaken, alle leer.
    Während ich vorsichtig über die Glassplitter auf dem Fußboden trat, erreichte mich ein Anruf auf meinem Handy. Ich stellte den Ton ab und spürte stattdessen, wie das Handy in meiner Hemdtasche vibrierte.
    Ich ignorierte es und begann, Schubladen aufzuziehen. Die erste war leer. In der zweiten lagen ein Notizblock und ein wildes Durcheinander von Kugelschreibern. Ich kramte nach dem Schlüssel. Nichts. In der dritten Schublade lagen ein Hammer, ein Satz Schraubenzieher und eine Rolle silbernes Isolierband.
    Mein Telefon hatte zwischendurch aufgehört zu vibrieren, aber jetzt fing es wieder an. Ich zog es aus der Tasche und entdeckte Sarahs Namen auf dem Display.
    Draußen fuhr ein Wagen in die Einfahrt.
    Ich klappte das Handy auf. Sie wartete gar nicht erst, dass ich mich meldete.
    »Du bist nicht drangegangen«, sagte sie. »Ich habe versucht, dich zu warnen.«
    Ich lief ans Fenster, von dem aus man auf die Einfahrt blicken konnte. Hörte, wie ein Motor abgestellt wurde. Durch die geöffneten Vorhänge sah ich, wie die Tür von Becketts Lexus aufschwang. Ich beugte mich vor, sodass ich die ganze Einfahrt überblicken konnte. Sarah tauchte auf, wie sie ihr Fahrrad den Gehsteig entlangschob. Sie hatte ihr Handy am Ohr.
    »Bist du verrückt? Was tust du denn?«, sagte ich mit leiser Stimme.
    »Helfen«, sagte sie. »Ich werde ihn so lange aufhalten, wie ich kann.«
    Sie klappte ihr Handy zu, und ich tat das Gleiche. Ich beobachtete, wie sich Beckett aus dem Auto stemmte. Er war nur ein paar Meter entfernt von dem Fenster, an dem ich stand. Ich konnte seinen kahlen Kopf sehen, das strohblonde Haar an den Seiten.
    In seiner linken Hand hielt er eine Papiertüte. Er erblickte Sarah und drehte sich zu ihr um. Mein erster Impuls war, hinauszulaufen und dazwischenzugehen.
    Ich blickte zur Schublade zurück, die ich offen gelassen hatte. Das Isolierband. Ich stellte mir Lucy Navarro auf der anderen Seite der Tür im Keller vor, wie sie bewusstlos auf dem Boden lag, Handgelenke und Knöchel gefesselt. Ein Streifen Klebeband über dem Mund, ein weiterer über den Augen.
    Draußen begann Sarah mit einer Leidensgeschichte über ihr Fahrrad. Ich konnte sie deutlich hören.
    »… bin ich über ein Schlagloch gefahren, mindestens zwanzig Zentimeter tief, und ich glaube, da waren Nägel oder so was drin …«
    Meine letzte Chance, den Schlüssel zu finden. Ich wandte mich noch einmal den Schubladen zu – drei hatte ich noch nicht überprüft. Eine davon leer, in einer ein Haufen Silberbesteck, die dritte voller Handtücher und Topflappen.
    »… kann von Glück sagen, dass ich nicht in hohem Bogen durch die Luft geflogen bin …«
    Ich verschwendete Zeit mit der Suche unter den Geschirrtüchern. Verschwendete noch mehr Zeit damit, das Besteck zu durchwühlen.
    »… Vorderreifen ist total platt. Ich könnte ihn flicken, aber ich habe keine Luftpumpe.«
    Ich begann, in den Schränken zu suchen. Salzcracker, eine Dose Kaffee. Große Teller, angeschlagene

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