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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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einverstanden, das war die Botschaft. Das enttäuschte ihn, aber es war egal. Sie verstand nicht, welche Gefahr von ihnen ausging – von Dawtrey, Kormoran und Bell. Susanna hatte nicht gesehen, wie gefährlich Derek Everly war, nicht einmal, als sie den Beweis am eigenen Körper trug, der zu einer Leinwand aus blauen Flecken geworden war, die sich allmählich schwarz färbten. Sie erkannte die Wahrheit erst, als Everly ihren Vater zum Dasein im Rollstuhl verurteilt hatte, und da war es, wie sich herausstellte, schon zu spät.
    Lark hatte die Gefahr schon die ganze Zeit gesehen, aber er hatte sich einer anderen Sünde schuldig gemacht. Der Sünde des Aufschubs, des Wankelmuts, des Abwartens.
    Er würde sich nicht darum scheren, ob Callie Spencer einverstanden war oder nicht. Er stand auf und ging ins Badezimmer, betrachtete sich im Spiegel. Ein Zweitagebart, das Kinn fest und schmal. Falten auf seiner Stirn. Nicht mehr der weiche Junge auf dem Video vom Abschlussball.
    Er hatte lange genug gewartet. Morgen würde er zurück nach Ann Arbor fahren und Sutton Bell erledigen.

    Paul Rhiner wachte von Schnarchgeräuschen auf.
    Sie hatten ihn in ein Zweibettzimmer verlegt, und der Patient im anderen Bett erholte sich gerade von einer Operation. Offenbar waren dabei die meisten seiner inneren Organe entfernt worden, dachte Rhiner, weil sein Schnarchen tief und hohl klang, wie Wind, der tief unter der Erde durch einen Minenschacht wehte.
    Man hatte Rhiner Schmerzmittel verabreicht, starke Schmerzmittel, damit er schlief. Er wollte aber nicht schlafen. Denn wenn er die Augen schloss, sah er alles Mögliche. Er sah Terry Dawtrey, der im Gras auf dem Hügel neben dem Friedhof lag. Dawtrey, der um Atem rang und dessen weißes Hemd blutverschmiert war. Blut, das aus der Wunde an seiner Kehle sprudelte.
    Er sah Walter Delacorte in Larks Wohnung. Der Augenblick, als der Montierhebel in sein Fleisch drang. Sein Mund, der sich zum Schrei öffnete.
    Jedes Mal, wenn die Schwestern hereinkamen, baten sie Rhiner, seine Schmerzen auf einer Skala von eins bis zehn zu bewerten. Er log und nannte eine niedrige Zahl. Er wollte nicht, dass sie seine Dosis erhöhten. Er wollte wach bleiben.
    Ein Arzt kam zu ihm, um mit ihm über seine Hand zu reden. Die Finger wollten sich nicht so bewegen, wie sie sollten. Operation und Physiotherapie könnten aber helfen, dass sie wieder voll funktionstüchtig wurden. Und mittels plastischer Chirurgie könnte seine gebrochene Nase gerichtet werden.
    Rhiner nickte, und der Arzt verabschiedete sich. Als er die Tür öffnete, erhaschte Rhiner einen Blick auf den Polizisten in Uniform auf dem Korridor.
    Der Detective war zweimal zu ihm gekommen. Dieser Asiate, Shan. Wollte wissen, was in Larks Wohnung passiert war. Beinahe hätte Rhiner ein Geständnis abgelegt – dass er Delacorte erstochen hatte. Es war ein Unfall gewesen. Sie würden ihn vielleicht nicht einmal anklagen, und falls sie es taten, könnte ein guter Anwalt einen Freispruch für ihn erwirken. Er konnte sich Hand und Nase operieren lassen und so weitermachen, als wäre nichts geschehen. Nur seine Augen konnte er nicht schließen.
    Eine Krankenschwester kam herein mit einer Spritze für den Mann im anderen Bett. Sie schnippte mit ihrem Finger an das Glas, denn Luftbläschen sind gefährlich. Wenn sie in die Venen eindringen, können sie einen töten.
    Rhiner beobachtete sie, aber selbst jetzt, in wachem Zustand, sah er Walter Delacortes Gesicht. Die blanke Angst in seinen Augen, als er auf dem Boden verblutete.
    Nachdem die Schwester gegangen war, sah Rhiner auf den Infusionsschlauch in seinem Arm und fragte sich, was passieren würde, wenn er einfach in das Plastik beißen, wenn er sich Luft in die Adern blasen würde.
    Nein, dachte er. Zu ausgefallen. Besser, sich an etwas zu halten, von dem er wusste, dass es funktionierte.
    Er rollte sich auf die Seite, auf der die Rippen alle heil waren. Er setzte sich ganz langsam auf, ließ den Schmerz durch sich hindurchschießen, während ihm Schweißtropfen von der Stirn rannen. Er öffnete die Schublade neben seinem Bett, ignorierte die Tränen, die ihm übers Gesicht liefen. Sie hatten ihm seine Kleidung gelassen, nicht alles, aber seine Schuhe, seine Hose.
    Seinen Gürtel.

    Am Freitagnachmittag stand Elizabeth in ihrem Büro in der Ermittlungsabteilung und sah aus dem Fenster. Draußen war es flimmernd heiß, aber die Klimaanlage im Gebäude überkompensierte wie gewöhnlich, sodass es sich innen

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