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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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ist.»
    Lena stockte das Herz. Daran hätte sie denken sollen, aber in den vergangenen vierundzwanzig Stunden war so viel
    geschehen, dass Lena keine logischen Schlüsse mehr hatte ziehen können. Jetzt würde die ganze Welt erfahren, dass ihre Schwester lesbisch gewesen war.
    «Mir ist es egal, Lena», sagte Sara. «Wirklich. Sie hat leben können, wie sie wollte, ich hätte daran nichts auszusetzen.»
    «Was zum Teufel hat das zu bedeuten?»
    «Es bedeutet, was es bedeutet», antwortete Sara, die offenbar meinte, damit sei es genug. Als Lena jedoch nichts erwiderte, fügte sie hinzu: «Lena, ich weiß über Nan Thomas Bescheid.
    Und ich kann zwei und zwei zusammenzählen.»
    Lena lehnte den Kopf nach hinten an die Wand und schloss die Augen. «Ich nehme an, Sie wollen mir einen Vorsprung geben, hm? Damit ich allen zuerst sagen kann, dass meine Schwester lesbisch war?»
    Sara schwieg und sagte dann: «Ich hatte nicht vor, das bei der
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    Lagebesprechung zu erwähnen.»
    «Ich werde es ihm selbst sagen», entschloss sich Lena. Sie öffnete die Augen. «Geben Sie mir eine Minute?»
    «Sicher.»
    Lena wartete, bis Sara den Raum verlassen hatte, und legte dann den Kopf in die Hände. Sie wollte weinen, aber die Tränen mochten nicht kommen. Ihr Körper war so ausgetrocknet, dass sie es erstaunlich fand, noch immer Speichel im Mund zu haben.
    Sie atmete tief durch, um sich zu rüsten, und stand auf.
    Frank Wallace und Matt Hogan befanden sich im
    Konferenzzimmer, als sie aus der Ausrüstungskammer kam.
    Frank bedachte sie mit einem Kopfnicken, aber Matt tat so, als sei er beschäftigt, Sahne in seinen Kaffee zu rühren. Beide Detectives waren schon weit über fünfzig und stammten aus einer ganz anderen Zeit als der, in der Lena groß geworden war.
    Wie auch alle anderen Detectives der Senior Squad handelten sie nach den alten Regeln der polizeilichen Bruderschaft: Gerechtigkeit um jeden Preis. Die Truppe war ihre Familie, und was einem ihrer Beamten zustieß, betraf auch sie, als ob es einen Bruder betroffen hätte. Wenn Grant schon eine eng verbundene Gemeinde war, dann fühlten sich die Detectives noch enger miteinander verbunden.
    Ja, Lena wusste sehr wohl, dass ihre Detective-Kollegen allesamt Mitglieder der örtlichen Loge waren. Wäre da nicht die simple Tatsache gewesen, dass sie keinen Penis besaß, hätte man sie vermutlich schon vor langer Zeit zum Beitritt eingeladen, wenn nicht aus Respekt, so doch, weil es eben obligatorisch war.
    Sie fragte sich, was diese beiden alten Männer wohl denken würden, wenn sie erfuhren, dass sie die Vergewaltigung einer Lesbierin bearbeiten sollten. Vor langer Zeit hatte Lena tatsächlich gehört, dass Matt einen Satz mit den Worten begonnen hatte: ‹Damals, als der Klan noch nützliche Arbeit
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    leistete...› Würden sie sich noch so engagiert einsetzen, wenn sie über Sibyl Bescheid wussten, oder würde sich ihr Zorn verflüchtigen? Lena wollte eigentlich kein Risiko eingehen.
    Jeffrey las einen Bericht, als sie an seine offene Bürotür klopfte.
    «Hat Sara Sie glatt gebügelt?», fragte er. Die Formulierung gefiel ihr gar nicht, aber Lena sagte trotzdem «ja» und schloss die Tür hinter sich. Jeffrey wunderte sich darüber und legte den Bericht beiseite. Er wartete, bis sie Platz genommen hatte, bevor er fragte: «Was gibt's?»
    Lena nahm an, es sei am besten, gleich damit
    herauszukommen: «Meine Schwester war lesbisch.»
    Die Worte hingen über ihrer beider Köpfe wie Sprechblasen.
    Lena kämpfte gegen das Bedürfnis, nervös zu lachen. Sie hatte es noch nie zuvor laut ausgesprochen. Lena war sehr unwohl dabei, über Sibyls Sexualität zu reden, auch mit ihrer Schwester.
    Als Sibyl ein knappes Jahr nach ihrem Umzug nach Grant bei Nan Thomas eingezogen war, hatte Lena nicht darauf
    gedrungen, nähere Einzelheiten zu erfahren. Ehrlich gesagt, hatte sie die auch nicht wissen wollen.
    «Na ja», sagte Jeffrey, und in seiner Stimme schwang Überraschung mit. «Danke, dass Sie es mir sagen.»
    «Glauben Sie, es wird die Untersuchung beeinträchtigen?», fragte Lena und überlegte, ob all das hier vielleicht umsonst war.
    «Ich weiß nicht», antwortete er. Sie spürte, dass er die Wahrheit sagte. «Hat sie von jemandem Drohbriefe bekommen?
    Hat jemand herabsetzende Bemerkungen gemacht?»
    Das fragte sich Lena ebenfalls. Nan hatte gesagt, es sei in den letzten paar Wochen nichts Neues passiert, aber sie wusste sehr wohl, dass Lena nicht gerade darauf erpicht war,

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