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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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begann jetzt Jeffrey, «ich frage Sie das höchst ungern, aber einer meiner Leute, Frank, sagt, es gab vor einer Weile mal ein Problem?»
    Will machte ein langes Gesicht. Bis jetzt hatte er Lena angesehen, aber nun starrte er auf den Teppich. «Ja, Sir, das stimmt.» Er sah Jeffrey nicht an, als er weitersprach. «Meine Frau Eileen. Hab sie öfter mal zu hart angefasst. Ich nehm an, es war vor Ihrer Zeit, damals, als wir uns geprügelt haben.
    Vielleicht so vor achtzehn, neunzehn Jahren.» Er zuckte die Achseln. «Danach ist sie mir davongelaufen. Der Alkohol hat mich vom rechten Weg abgebracht, aber inzwischen bin ich wieder ein rechtschaffener Christenmensch. So was passiert mir nicht mehr. Meinen Sohn sehe ich nicht oft, aber meine Tochter
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    sooft ich nur kann. Sie wohnt jetzt in Savannah.» Sein Lächeln kehrte zurück. «Hab zwei Enkelchen.»
    Jeffrey tippte mit dem Bleistift auf sein Notizbuch. Lena konnte mit einem Blick über seine Schulter erkennen, dass er nichts aufgeschrieben hatte. Er fragte: «Haben Sie Sibyl jemals ihr Essen gebracht? Im Diner, mein ich.»
    Wenn ihn die Frage überrascht hatte, ließ Will es sich nicht anmerken. «Denke schon. Meistens helf ich Pete bei so was aus.
    Sein Daddy hatte ja eine Frau angestellt, die kellnerte, als er noch das Lokal führte, aber Pete», sagte er kichernd, «der alte Pete, der sitzt doch auf seinem Geld.» Mit einer Handbewegung tat er das aber ab. «Macht mir doch nichts aus, mal jemandem Ketchup zu bringen oder dafür zu sorgen, dass ein Gast seinen Kaffee kriegt.»
    Jeffrey fragte: «Haben Sie Sibyl auch mal Tee serviert?»
    «Manchmal. Gibt's da ein Problem?»
    Jeffrey schloss sein Notizbuch. «Ganz und gar nicht», sagte er. «Haben Sie gestern jemand im Diner oder in der Nähe herumhängen sehen, der Ihnen verdächtig vorgekommen ist?»
    «Guter Gott, das hätte ich Ihnen doch schon längst erzählt.
    Nur Pete und ich waren da, und die Stammgäste, die zum Mittagessen kommen.»
    «Vielen Dank, dass Sie Zeit für uns hatten.» Jeffrey stand auf, und Lena tat es ihm nach. Will schüttelte zuerst Jeffrey und danach Lena die Hand.
    Ihre Hand hielt er etwas länger in der seinen. Dann sagte er:
    «Gott segne Sie, mein Kind. Passen Sie auf sich auf.»

    «Verdammt nochmal, Lena», fluchte Jeffrey und knallte das Notizbuch gegen das Armaturenbrett. Seiten flatterten heraus, und Lena streckte die Hände aus, um keine davon ins Gesicht zu bekommen. «Was haben Sie sich dabei gedacht, zum Teufel?»
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    Lena hob das Notizbuch vom Boden auf. «Gedacht habe ich gar nicht», antwortete sie.
    «Das ist gar nicht witzig», schnauzte er und griff nach dem Notizbuch.
    Zornig biss er die Zähne zusammen, als er aus Will Harris'
    Ausfahrt zurücksetzte. Frank war zusammen mit Brad zur Wache gefahren, während man Lena praktisch mit Gewalt in Jeffreys Wagen befördert hatte. Unsanft bewegte er den Ganghebel an der Lenksäule, und der Wagen setzte sich in Bewegung.
    «Warum kann ich Ihnen nicht vertrauen?», verlangte er zu wissen. «Warum kann ich mich nicht darauf verlassen, dass Sie tun, was ich Ihnen auftrage?» Ihre Antwort wartete er nicht ab.
    «Ich habe Sie mit Brad losgeschickt, damit Sie etwas erledigen, Lena. Ich habe Ihnen bei dieser Untersuchung eine Aufgabe zugeteilt, weil Sie mich darum gebeten haben, nicht weil ich der Meinung war, dass Sie dafür geeignet wären. Und was is t mein Dank dafür? Vor Frank und Brad hintergehen Sie mich und schleichen wie ein Teenager aus dem Haus. Sind Sie ein verdammter Cop oder ein verdammtes Kind?» Er trat mit voller Wucht auf die Bremse, und Lena spürte, wie der Sicherheitsgurt ihr in die Brust schnitt. Sie hielten mitten auf der Straße, aber das schien Jeffrey gar nicht aufzufallen.
    «Sehen Sie mich an», sagte er. Lena tat, was er verlangte, bemüht, keine Furcht zu zeigen. Jeffrey war schon oft genug wütend auf sie gewesen, aber noch nie so wie jetzt. Wenn sie in Bezug auf Will Harris Recht gehabt hätte, wäre es Lena vielleicht noch möglich gewesen, sich herauszureden; so aber hatte sie absolut Mist gebaut.
    «Sie müssen immer einen klaren Kopf behalten. Haben Sie gehört?»
    Sie nickte abrupt.
    «Ich kann es nicht dulden, dass Sie hinter meinem Rücken
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    handeln. Wenn er Ihnen nun etwas angetan hätte?» Er wartete auf die Wirkung seiner Worte. «Und wenn Will Harris nun der Mann wäre, der Ihre Schwester umgebracht hat? Wenn er die Tür aufgemacht, Sie gesehen und dann die Beherrschung

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