Belsazars Ende
daß man die Arme nicht aufstützen konnte. Wenigstens war die Bedienung fix und die,Fleischrolle spezial’ ganz ordentlich.
Er trank sein Bier aus und dachte an die Autos, die er sich angeguckt hatte. Blieb wohl nur der rote Passat, den er im Autohaus Cleven gesehen hatte: 65.000 gelaufen, zwei Jahre alt und top in Schuß. Aber 24.000 Mark waren kein Pappenstiel. Er winkte der Kellnerin und bezahlte.
Das Büro war leer. Auf seinem Schreibtisch lag eine Notiz: Menetekel: m. E. vor kurzem geschrieben (u. a. lose Kohlepartikel). Zur Überprüfung nach D ’dorf. Ergebnis morgen, v. Gemmern.
An seinem Telefon lehnte eine Ansichtskarte aus dem Schwarzwald: Bin wieder so gut wie neu. Vermisse die Arbeit und Euch. Bis bald. Walter.
Toppe kriegte ein mieses Gefühl. An Heinrichs hatte er überhaupt nicht mehr gedacht. Sie mußten ihm wenigstens mal schreiben. Vielleicht konnte er heute abend mal bei seiner Frau anrufen und sich erkundigen.
Vom Getränkeautomaten auf dem Gang holte er Pappbecher, stellte die Kaffeemaschine an und öffnete beide Fenster. Der Raum war für ihre Teamsitzungen eigentlich viel zu klein, aber mittlerweile hatten sie sich daran gewöhnt, hockten sich auf Schreibtischecken oder lehnten sich an die Fensterbänke.
Als erster kam der Staatsanwalt. Dr. Stein war ein energischer Mann mit einem kurzen, grauen Vollbart und listigen Augen. Toppe hatte gern mit ihm zu tun; er fackelte nicht lange, wenn es darum ging, eine Entscheidung zu treffen. Außerdem teilten sie in stillem Einvernehmen ihre Abneigung gegen Stanislaus Siegelkötter.
Stasi hatte ganz offensichtlich schlechte Laune, begrüßte Stein mit kühlem Handschlag, Toppe gar nicht. Wie selbstverständlich ließ er sich an Toppes Schreibtisch nieder und vertiefte sich in die Papiere, die er mitgebracht hatte.
Als Breitenegger, van Appeldorn und die zwei vom ED hereinkamen, sah er kurz auf, nur Astrid begrüßte er mit einem Kopfnicken.
Stein war neugierig, hörte sich aufmerksam die Berichte an, machte sich wie immer keine einzige Notiz und faßte nach einer guten Stunde die Ergebnisse knapp zusammen.
»Eine merkwürdige Tatortsituation«, meinte er und schrabbte sich mit den Fingernägeln durch den Bart. »Aber wenn ich das richtig sehe, haben Sie inzwischen drei verschiedene Arbeitshypothesen, und das ist doch schon mal was für den Anfang. Da wäre erst einmal die – wie soll ich sagen –,Pennertheorie’. Da gehen Sie offensichtlich davon aus, daß der Rollschrank nur zufällig aufgebrochen wurde und van Velden den Einbrecher überrascht hat.« Er grinste unvermittelt, und seine Augen blitzten schelmisch. »Die Sache mit den Schuhspuren kommt mir ja irgendwie bekannt vor …«
Auch van Appeldorn griente. »Die Adimed-Geschichte vor drei Jahren..«
Siegelkötter räusperte sich und sah auf seine Armbanduhr. »Die zweite Hypothese«, fuhr Stein nun wieder ernst fort, »geht davon aus, daß der Rollschrank vorsätzlich aufgebrochen wurde. Da kämen dann die Bücher, dieser Lageplan und Salmon Rosenberg ins Spiel und möglicherweise auch das,Menetekel’ und dieser Zettel mit der Goldschrift.« Toppe nickte.
»Die dritte Hypothese erscheint mir persönlich am aussichtsreichsten, muß ich sagen: die pornographischen Fotos«, Überlegte Stein.
»Und wie geht es nun weiter?« wollte Siegelkötter wissen. »Ich hoffe, daß wir langsam mal diesen verdammten Obduktionsbefund kriegen«, unterbrach ihn Berns.
Der ED hatte seine Untersuchungen abgeschlossen und ausgewertet, war dabei aber auf nichts Neues mehr gestoßen.
»Ich habe soeben noch mit Herrn Dr. Bonhoeffer telefoniert«, warf Siegelkötter ein. »Er hat mir zugesichert, daß er unseren Fall bevorzugt behandelt.«
Toppe verkniff sich ein Grinsen; er konnte sich gut vorstellen, daß Arend sich bei diesem Telefonat köstlich amüsiert hatte.
»Nichts als geschwollenes Gerede und leere Versprechungen«, knurrte Berns und stand auf. »Solang’ der Kram aus Emmerich nicht hier auf dem Tisch liegt, kommen wir sowieso nicht weiter. Komm, Klaus, irgendjemand in diesem Laden muß schließlich die Arbeit erledigen. Wir gehen.«
Damit stampfte er hinaus. Van Gemmern nickte einen kurzen Gruß und schloß leise die Tür hinter sich.
Toppe ging hinüber zu seinem Lieblingsplatz am Fenster, lehnte sich gegen die Bank. »Gut also, wie geht es weiter? Ich nehme an, du wirst weiter an deinen Schuhspuren arbeiten, Norbert. Astrid kümmert sich um die Fotos und nimmt die Düsseldorfer
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