Belsazars Ende
Freunde unter die Lupe, und ich werde mich weiter mit diesem Grundriß beschäftigen und mit allem, was damit zusammenhängt. Zuallererst aber werde ich diesen Salmon Rosenberg über Interpol suchen lassen.«
Breitenegger stöhnte.
»Ja, ja, ich weiß«, winkte Toppe ab, »das ist ein lahmer Verein, und vielleicht kommt ja auch nichts dabei raus. Aber hast du eine bessere Idee?«
Breitenegger schüttelte den Kopf, ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen.
Stein hatte sich heute erstaunlich viel Zeit genommen, aber jetzt war er von einem Moment auf den anderen wieder ganz der alte: stets in Eile, hibbelig, mit einer präzisen, knappen Sprache: »Nun denn, das war der erste Überblick. Ich wünsche uns allen viel Erfolg. Bis zum nächsten Mal. Tschüß, die Herren«.
Er drehte sich an der Tür noch einmal um: »Oh, Entschuldigung, Frau Steendijk.«
Weg war er.
Auch Siegelkötter erhob sich. Über seinem Betonmund perlte Schweiß.
»Dies hier können Sie in den Papierkorb werfen«, knallte er van Appeldorn eine Spesenabrechnung auf den Tisch.
Norbert hob nur fragend die Augenbrauen.
»Ja, glauben Sie denn, der Staat bezahlt Ihre privaten Ausflüge nach Amsterdam?«
»Ich habe die Gattin des Opfers abgeholt.«
»Privatvergnügen!«
»Keineswegs, Herr Siegelkötter«, setzte sich van Appeldorn auf. »Ich habe die Dame zur Identifizierung des Toten begleitet. Sie wissen sicher, daß unsere Anwesenheit dabei erforderlich ist.« Dabei hielt er Siegelkötter die Spesenabrechnung wieder unter die Nase.
»Dann wäre diese Fahrt dienstreiseantragspflichtig gewesen!«
»Selbstverständlich habe ich einen Antrag gestellt und von meinem Chef unterzeichnen lassen. Liegt wahrscheinlich seit Tagen bei Ihnen auf dem Schreibtisch.«
Stasi bot einen unangenehmen Anblick; in seinem Gesicht wechselten Wut und Ungläubigkeit in rascher Folge.
Er nahm das Papier, quetschte: »Ich werde das erneut prüfen lassen!« hervor und entschied sich für Wut, »Herr Toppe! So geht das auf gar keinen Fall weiter. Wenn Sie öffentliche Aufrufe an die Presse geben, dann wünsche ich, in Zukunft darüber vorab informiert zu werden!«
»Ich weiß nicht, was es am Verlauf der Ermittlungen ändern würde, wenn Sie über alles vorab informiert wären«, erwiderte Toppe ruhig. »Aber wenn Sie Wert auf Zusammenarbeit legen, Herr Siegelkötter, dann wäre wohl Ihrerseits ein deutlich kollegialeres Verhalten angebracht, als Sie es bisher an den Tag legen. Bei Ihrem Arbeitsstil dürften Sie sich eigentlich nicht wundern, daß wir von uns aus keinen Wert darauf legen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«
Siegelkötter suchte sekundenlang nach einem guten Abgang, fand nichts und rauschte schließlich ohne ein weiteres Wort hinaus, »Mein lieber Scholli, Helmut«, sagte Breitenegger, »wenn das mal nicht zuviel war.«
»Ach, Quatsch«, meinte Astrid, »ich finde, es wurde höchste Zeit, daß das mal gesagt wurde.«
Sie hatte ihren Bericht über die Vernehmung der Lünterhoffs abgeliefert, zwei, drei Fragen beantwortet und danach kein Wort mehr gesagt.
Van Appeldorn lehnte sich in seinem Stuhl zurück und legte die Beine auf den Schreibtisch.
»Astrid kann die Pornogeschichte nicht machen«, sagte er trocken.
Toppe, Breitenegger, Astrid, alle sahen ihn an.
Van Appeldorn zuckte die Achseln. »Das ist die miserabelste Vernehmung, die ich je gelesen habe.«
Astrid sprang auf. »Wie bitte?«
Sie war eher verwirrt als sauer.
»Du bist doch nicht bei der Heilsarmee, Mädchen!« Van Appeldorn nahm die Beine vom Tisch. »Oder glaubst du, es ist deine Aufgabe, eine sechzehnjährige Nutte zu bekehren?«
»Nu, nu«, brummte Breitenegger.
Toppe sagte nichts. Es tat ihm weh, daß Astrid die Leviten gelesen wurden, aber er wußte genau, was Norbert meinte.
Astrid war eigentlich nicht auf den Mund gefallen, aber jetzt sagte sie keinen Ton.
»Es fehlen die Fakten, liebes Kind«, fuhr van Appeldorn ungerührt fort. »Wie oft, zum Beispiel, fanden diese Feten statt? Und dann steht hier was von Fotoalben im Bücherregal. Wo sind die? Wieso haben Sie die nicht mitgebracht?«
Astrid schluckte und setzte sich wieder hin. »Ich..« fing sie an, wußte aber nicht weiter.
Toppe quälte sich. Er hätte sie gern beschützt, aber Norbert hatte ja sachlich recht. Er erinnerte sich gut an seine eigene Anfängerzeit, als sein alter Chef ihn noch viel härter rangenommen hatte, und er wußte auch, daß ihm das letztendlich nur geholfen hatte.
»Und das Gespräch mit dem
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