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Belsazars Ende

Titel: Belsazars Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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nicht mehr.. Das geht wohl auch nicht.«
    »Blieb er länger hier?«
    »Nein, er ist am selben Tag weiter nach Rotterdam gefahren, um dort die Familie zu besuchen, die den Rosenbergs damals geholfen hat, ihre Schiffspassage nach Amerika zu bekommen.«
    »Sie wissen nicht zufällig, wie diese Familie heißt?«
    »Doch, natürlich. Wir haben den Lebensweg unserer jüdischen Bürger – sofern es noch einen gab – sehr sorgfältig recherchiert. Warten Sie..«
    Er ging zum Bücherschrank, öffnete die Glastür, nahm einen Aktenordner heraus und blätterte ihn langsam durch, während er zum Tisch zurückkam.
    »Hier!«
    Toppe notierte sich Namen und Adresse.

    Er fuhr direkt zum Präsidium.
    Ans Wochenende dachte heute sowieso keiner.
    Van Appeldorn hatte ihn schon früh um acht angerufen und gesagt, daß er mit Astrid nach Düsseldorf führe.
    Breitenegger saß am Schreibtisch; vor ihm stand Ackermann, beide Hände auf die Tischplatte gestützt: »…und da sacht der Jude zum Chinesen.. – Tach, Herr Toppe -.. also, sacht der Jude zum Chinesen: ,Wieso Titanic? Hab’ ich doch gar nix mit zu tun. Die is’ doch auf ’n Eisberg gelaufen!’ ,Na und?’ sacht der Chinese, ,dat is’ für mich all datselbe: Eisberg, Goldberg, Rosenberg.’,,
    Breitenegger wieherte, und Ackermann selbst kippte vor Lachen fast über den Schreibtisch.
    »Hört auf!« brüllte Toppe.
    Sie glotzten ihn an.
    »Wat is’n jetz’ kaputt?« flüsterte Ackermann wie ein ertapptes Kind.
    »Entschuldigung«, murmelte Toppe betreten, »mir sind die Nerven durchgegangen.«
    Er setzte sich hin.
    »Is’ wat passiert?« fragte Ackermann beflissen. »Wat, wat wer noch nich’ wissen?«
    »Nein.«
    »Na, dann nix für ungut, Chef. Ich muß dann auch ma’ wieder. Tschüß!« Und damit machte er sich schnell aus dem Staub.
    Breitenegger sah ihn immer noch mißbilligend an, aber Toppe nahm sich ein paar Bögen Papier und ging rüber zur Schreibmaschine, um seinen Bericht zu tippen.
    »Was war denn das für ein Ausbruch?« beharrte Breitenegger.
    »Das wirst du verstehen, wenn du meinen Bericht liest.«
    »Aha.«
    Toppe spannte ein Blatt ein.
    »Du, Günther«, drehte er sich dann um.
    »Ja?«
    »Meinst du, du könntest die Adresse von einer Familie Frans Kersten in Rottetdam rauskriegen?«
    »Wozu brauchst du die denn?«
    Toppe erklärte es ihm.
    »Müßte sich schon machen lassen«, meinte Breitenegger. »Über den kurzen Dienstweg. Ist mir jedenfalls lieber als Interpol.«
    »Danke«, brummte Toppe und drehte sich wieder um.
    »Du machst es ja ziemlich spannend, Helmut.«
    »Nein. Ich will das nur schnell zu Papier bringen, solange ich noch alles im Kopf habe.«
    »Gut, dann gehe ich jetzt was essen. Ich habe auch noch einiges zu erzählen.«
    Er war kaum zur Tür heraus, als das Telefon klingelte.
    Toppe stieß eine Verwünschung aus und nahm den Hörer ab.
    »Morgen! Van Gemmern hier. Können Sie mal kurz hochkommen? Ich glaube, ich hab’ da was.«

24
    Salmon Rosenberg legte die Hände auf die Mauer, fand eine Lücke für seinen Fuß, stemmte sich hoch und schaute hinüber.
    Es sah aus wie ein verwilderter Garten, aber wenn man genau hinschaute, konnte man zwischen dem Gestrüpp zugewucherte Grabsteine erkennen, manche schief, halb in die Erde gesackt.
    »So«, sagte er, »der jüdische Friedhof.. Ich erinnere mich nicht..«
    »Aber er ist es«, entgegnete Rambach, der sich ebenfalls hochgezogen hatte und jetzt oben auf der Mauer saß. »Gucken Sie, das hier ist ein Stück von der alten Stadtmauer aus dem Mittelalter. Der Friedhof lag dicht dran. Außerhalb der Stadt, versteht sich«, schnaubte er böse und setzte an zu einer flammenden Rede gegen den Antisemitismus.
    Rosenberg lächelte leise, ließ sich vorsichtig hinunter und klopfte seinen Tweedmantel ab.
    »Kann man rauf auf den Friedhof?«
    »Ich weiß nicht.« Rambach sprang ungelenk von der Mauer. »Hier rechts am Bolzplatz kommt man nicht durch. Vielleicht drüben auf der anderen Seite.. Sollen wir’ s versuchen?«
    »Nein, nein«, winkte Rosenberg ab, »lassen Sie uns gehen.«
    »Es ist wirklich kaum zu glauben, in welchem Zustand der Friedhof ist!« Rambach wollte sich nicht beruhigen. »Ich bin sicher, kein Mensch in Kleve weiß, daß es ihn überhaupt gibt.«
    »Nun ja«, sagte Rosenberg.
    »Da sagen Sie so einfach,nun ja’? Sie?!«
    Rosenberg zuckte die Achseln. »Ja, das war doch schon immer so. Lassen Sie uns gehen.«
    »Aber warum so? Heute!« rief Rambach. »Warum keine Warnung,

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