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Belsazars Ende

Titel: Belsazars Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Todesfolge.«
    Reichlich unbefriedigt ging Toppe in sein Büro zurück.
    Van Gemmerns Erkenntnisse halfen ihm wirklich nicht weiter. Solche Dinge hatten die Juristen zu entscheiden, wenn er den Täter gefunden hatte. Tatsache war: es gab einen Menschen, der gewaltsam von einem anderen getötet worden war. Ob vorsätzlich oder nicht, war für die Ermittlungen letztendlich egal.
    Was wollte van Gemmern ihm erklären? Daß er nicht nach einem bösen Mörder suchte, sondern nach einem ganz normalen Menschen, der rein zufällig durch eine ungünstige Verquickung einzelner Umstände einen Mann getötet hatte? Was sollte das?
    Er war ihm noch nie begegnet, der böse Mörder.
    Breitenegger wartete schon. »Ich dachte, du sitzt hier an deinem Bericht.«
    »Und ich dachte, du wolltest zum Mittagessen?«
    Breitenegger zeigte auf die belegten Brötchen, die er neben dem Telefon gestapelt hatte. »Ich lebe ja nun schon lange hier, aber an Rheinischen Sauerbraten kann ich mich immer noch nicht gewöhnen. Wo hast du gesteckt?«
    »Van Gemmern hatte Neuigkeiten«, antwortete Toppe und bedachte die Brötchen mit einem gierigen Blick.
    Breitenegger grinste. »Bedien dich ruhig.«
    Toppe nahm sich ein Käsebrötchen und berichtete kauend von van Gemmerns Experiment.
    »Na ja«, meinte Breitenegger und schob mit seiner großen Hand die Krümel auf dem Schreibtisch zusammen, hob den Papierkorb bis an die Tischkante und fegte sie hinein, »so neu scheint mir das ja nun nicht. Aber ich habe eine ganze Menge aus Düsseldorf mitgebracht. Mach dir’s bequem, es dauert länger.«
    Er zündete seine Pfeife an, nebelte sich kräftig ein und fing an zu erzählen.
    Van Veldens Düsseldorfer Freunde waren allesamt bestens betuchte Geschäftsleute.
    »Christopher Hunold ist der Obermufti in der Clique. So eine Art ungekrönter König der Kunstmäzene. Das Büro hättest du sehen sollen: Da würde so manche Galerie vor Neid erblassen. Und dieser Hunold – was immer man dem nachsagen mag – an mangelndem Selbstbewußtsein leidet der nicht.«
    »Wie alt ist er?«
    »Sechsundfünfzig. Aber du kennst ja diese Düsseldorfer Schickis: braungebrannt und glattgebügelt. Der geht gut und gerne für Mitte Vierzig durch. Er hat uns ganz bereitwillig bestätigt, daß er ein häufiger und stets willkommener Gast auf van Veldens Atelierfesten gewesen ist. Sein tägliches Leben bestehe aus Öffentlichkeit und Repräsentieren, und da gestatte er sich regelmäßig extravagante Entspannung.,Das ist meine Art, den Alltag abzustreifen’, sagte er.«
    Breitenegger suchte in seinem Bericht.
    »Hier haben wir noch mehr Originalton:,Wenn ich auf Parties gehe, dann um zu koksen und zu vögeln. Sie erwarten doch nicht, daß ich die Pässe der anwesenden Damen kontrolliere!’ Wie findest du das?«
    »Prima! Und du hast ihn nicht daraufhingewiesen, daß es ihm trotzdem nicht entgangen sein dürfte, daß diese ,Damen’ minderjährig waren?«
    »Doch, doch, warte mal. Was antwortete er? Hier:,Das sind doch Nutten, Herr Kommissar. Die würde ich doch nicht einmal nach ihrem Namen fragen.’ Der Typ ist abgebrüht. Ich habe ihm die Fotos unter die Nase gehalten, aber er lächelte nur müde. Von Videos wußte er angeblich nichts.«
    »Also, ein Schuß in den Ofen«, meinte Toppe und gähnte.
    »Nein, überhaupt nicht. Ich habe nämlich gestern noch eine Spätschicht drangehängt. Als wir aus Düsseldorf zurückkamen, bin ich zur Familie Lünterhoff gefahren. Und ich muß sagen, ich hatte wirklich Glück: Die ganze Familie war versammelt, und es sah so aus, als hätte Astrid doch für einigen Wirbel gesorgt. Jedenfalls sah Simona ganz verheult aus, und die Mutter war auch reichlich blaß um die Nase. Das habe ich ausgenutzt und die Fotos ordentlich nebeneinander auf dem Tisch ausgebreitet. Die Mutter ist ziemlich durchgedreht, und Simona wurde auf einmal ganz schön gesprächig. Sie hat mir diese Nadine auf einem Foto gezeigt. Hier!«
    Es war keins von den gestellten Fotos, sondern wohl eher ein Schnappschuß: das nackte Mädchen lag breitbeinig auf dem Wolfsfell und nuckelte an einer Weinflasche. Van Velden kniete zwischen ihren Schenkeln und hatte offenbar gerade ejakuliert, denn ihr Bauch war mit Sperma bespritzt.
    »Und dann fielen ihr auch plötzlich wieder die Namen der männlichen Partygäste ein. Die meisten von denen hatten wir tagsüber anhand der Liste von den Düsseldorfer Kollegen schon abgeklappert, aber einen kannten wir noch nicht. Ein gewisser Franz Kissmann

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