Belsazars Ende
schlechtes Gewissen gemacht.
Er duschte, zog sich langsam an und rasierte sich ausgiebig.
Als er in die Küche runterging, hoffte er, daß er ruhig genug für ein Gespräch war.
Gabi stand am Herd und setzte Nudelwasser auf.
»Wo sind die Kinder?« fragte er.
»Draußen.«
»Gut.« Er legte ihr die Hände auf die Schultern und drehte sie zu sich herum.
»Wir müssen endlich vernünftig miteinander reden.«
»Ach«, meinte sie zickig. »Und worüber willst du reden?«
Aber sie hielt ihre Rolle nicht durch, schluckte zweimal und fing dann an zu schluchzen.
Er nahm sie in die Arme. »So geht das nicht, Gabi. Was kann ich denn noch sagen, wenn du weinst?« Er streichelte ihren Rücken. »Warum bist du einfach alleine gefahren?«
Toppe merkte, wie sie sich steifmachte. Dann schob sie ihn von sich, schenkte ihm einen giftigen Blick und in Nullkommanichts war sie wieder bei ihren Vorwürfen: sie sei täglich sechzehn Stunden im Einsatz, was er nicht einmal mitkriegte; für die Kinder sei sie doch ganz allein verantwortlich, oder habe er sich zum Beispiel mal bei irgendeinem Lehrer blicken lassen? Nie sei er zu Hause, und wenn, dann mache er sich einen schönen Lenz. Was das alles denn noch mit einer Ehe zu tun habe?
»Das frage ich mich auch«, antwortete er bitter. »Ich kümmere mich also absichtlich nicht um euch? Ihr seid mir also egal? Prima! Kannst du mir sagen, warum du dann mit einem solchen Arschloch überhaupt noch zusammen sein willst, he?«
Sie kniff die Lippen zu einem dünnen Strich und sah ihn nicht an.
»Aus reiner Gewohnheit?«
»Hör doch auf, Helmut.«
»Wenn’s nur noch Gewohnheit ist, dann sollten wir es doch besser bleiben lassen!«
»Du machst es dir leicht«, sagte sie leise. »Einfach alles hinschmeißen! Warum tust du das? Warum sagst du so was?«
»Weil du mir weh tust!« brüllte er.
»Ich dachte, du wolltest mit mir reden«, zwang sie sich zur Ruhe.
»Das nennst du reden? Du jammerst, du beschimpfst mich, du schurigelst mich, behandelst mich wie eins von den Kindern, ach was, schlimmer noch.,Hast du die Blumen gegossen?’ Stets zu Diensten, Mam Sahib!«
»So ein Quatsch! Ich rege mich doch nicht grundlos auf. Ich bin doch nicht die einzige, die mitkriegt, was läuft. Was meinst du denn, was die Kinder dazu sagen? Du bist niemals hier, und wenn, dann bist du kaputt. Meine Mutter sagt auch..«
»Ach«, schrie er, »darauf habe ich bloß noch gewartet! Das mußte ja auch noch kommen. Mensch, wie mich das ankotzt: du und deine Mutter!«
»Das ist doch ungerecht. Ohne Mutter käme ich doch überhaupt nicht klar hier.«
»Ja, wahrhaftig«, sagte er böse, »der Satz trifft den Nagel auf den Kopf«
»Helmut«, bat sie und fing wieder an zu weinen.
»Ja, das willst du nicht hören. Du darfst mir alles an den Kopf knallen, aber wenn ich was sage, fängst du an zu heulen. Meinst du denn, ich vermisse nichts hier? Wann haben wir denn zum Beispiel in letzter Zeit mal gelacht?«
Sie schnaubte nur und schüttelte den Kopf, offenbar über soviel Dummheit.
»Fröhlichkeit«, meinte er, mehr zu sich selbst, »Spaß und auch Wärme.«
»Au fein«, spie sie, »der Herr kümmert sich um gar nichts, aber wenn er dann nach Hause kommt, erwartet er das perfekte Heim. Wir sind doch nicht in einem Hollywoodschinken!«
Er sah sie resigniert an und stand auf.
»Du verstehst überhaupt nichts«, sagte er müde, ging in den Flur, zog seinen Mantel an und verließ das Haus.
Die Kinder düsten auf ihren Mountainbikes die Straße runter, und Oliver winkte ihm zu.
Er nickte, stieg ins Auto und fuhr los.
27
Er fuhr gegen seinen ganzen Frust an, rauschte mit 140 am Englischen Friedhof vorbei, und erst als er die Grenze in Groenewald vor sich sah, fand er wieder in die Wirklichkeit zurück, bog rechts ab in Richtung Kranenburg, langsamer jetzt und ruhiger. Auf der Höhe der Alten Bahn fiel ihm plötzlich ein, daß er die sonntägliche Verabredung mit Arend und Sofia vollkommen vergessen hatte.
Irgendwo in Nütterden, es konnte auch Donsbrüggen sein, fand er eine Telefonzelle.
Arend hatte seine heitere Gelassenheit während der letzten zwei Stunden anscheinend verloren.
»Mensch! Gut, daß du anrufst! Was ist denn los bei euch?«
»Wieso?« fragte Toppe lahm und spielte auf Zeit.
»Du bist gut! Wieso? Seit über zwei Stunden warten wir. Gerade eben ruft Sofia bei euch zu Hause an. Und was ist? Gabi weiß von gar nichts, bricht in Tränen aus und legt einfach auf.«
»Ja«, antwortete
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