Belsazars Ende
6. das war heute.
Toppe köchelte vor sich hin, und Ackermann, der wie immer überpünktlich erschien, kriegte den ganzen Segen ab. Aber der amüsierte sich nut königlich.
»Geben Se mir ma’ den Brief. Der Freund von meine Nichte studiert auf Anwalt. Ma’ kucken, wat sich da machen läßt. Ich muß gleich sowieso noch ma’ ebkes dringend wech. Gibbet sons’ noch Neuichkeiten?«
Das Fax aus Rotterdam ließ ihn vor Begeisterung hüpfen, und er konnte überhaupt nicht einsehen, daß Toppe mit dem Anruf noch warten wollte.
»Et geht doch um Mord, Chef!«
»Oder Totschlag..«
»Als ob dat wohl ’n Unterschied macht!« meinte Ackermann und hibbelte durchs Zimmer.
Van Appeldorn, der gerade hereinkam, stoppte abrupt mitten in seinem »Guten Morgen«, starrte erst Ackermann und dann Toppe an.
»Erzähl mir bloß nicht, daß der jetzt..«
Aber Ackermann ließ ihn gar nicht erst richtig zu Wort kommen. »Darf ich mich vorstellen? Gestatten, Ackermann, Mädchen für alles. Oder sollt’ ich vielleicht besser sagen: Jüngsken für alles? Auf alle Fälle, allzeit bereit, wie der Pfadfinder sacht. Un’ immer..«
»Setz dich, Ackermann«, quetschte van Appeldorn gequält durch die Zähne, und Ackermann setzte sich.
Er schlug das linke Bein über das rechte und wippte mit dem Fuß. Wenn er gekränkt war, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.
»Hier, Helmut.« Van Appeldorn legte Toppe ein Papier auf den Schreibtisch. »Der Dienstreiseantrag für Garmisch. Oder ist das inzwischen vom Tisch?«
»Nein, nein, wir müssen mit der Nadine Berger sprechen. Bin bloß gespannt, ob Siegelkötter das auch so sieht. Bringst du ihm den Antrag selbst rüber?«
»Klar. Da wäre auch noch..«
»Ich weiß schon, die Geschichte mit Amsterdam..«
»Meinst du nicht, wir könnten..?«
Ackermann fing an, laut vor sich hinzusummen.
»Doch, doch«, antwortete Toppe, »das wäre wohl so am einfachsten.«
Er nahm ein Formular aus der Schublade. »Das war am..?«
»Am 30. 10.«, sagte van Appeldorn und drehte sich zu Ackermann um. »Ackermann! Wenn du deine große Schnauze nicht hälst..«
Ackermanns Summen ging in ein fröhliches Pfeifen über; er betrachtete intensiv die Zimmerdecke.
».. dann können die Rubber Duckies schon mal für ’nen Kranz sammeln, das schwör’ ich dir.«
Aber Ackermann reagierte nicht, pfiff weiter und porkelte hingebungsvoll an seinen Fingernägeln.
Toppe füllte den rückdatierten Antrag aus, unterschrieb, riß das Original in winzige Fetzen, warf sie in den Papierkorb und legte die Durchschrift in seine Schublade.
»Ackermann!« Van Appeldorn ließ nicht locker.
»Ja?« Ackermann sah auf. »Is’ war? Ich war grad total in Gedanken«, grinste er spitzbübisch.
»Ich meine das todernst!«
»Ach«, lachte Ackermann, »mein Name is’ doch schon immer Hase gewesen, wissen – weißt du dat nich’ – Norbert ?«
Van Appeldorn zuckte zusammen. Das war also Ackermanns Preis. Er entschied sich fürs Ignorieren, nahm den Antrag für seine Reise nach Garmisch und machte sich auf den Weg zum Stasi.
»Viel Glück – Norbert !« flötete Ackermann ihm hinrerher.
Das Telefon schellte.
Es war Breitenegger, der sich abmeldete. Er wollte gleich von zu Hause aus nach Düsseldorf fahren.
»Weißt du, wo Astrid steckt?« fragte ihn Toppe.
»Die wollte doch an der Akademie die beiden Studentinnen suchen.«
Toppe hatte gerade aufgefegt, als Astrid hereingewirbelt kam. Sie war völlig außer Atem, erhitzt und zerzaust, aber das machte sie eher noch reizvoller.
Schwungvoll knallte sie ihre Tasche auf den Schreibtisch.
»Entschuldigung, ich hab’ doch tatsächlich verschlafen.«
»Ist schon in Ordnung«, meinte Toppe und schenkte ihr einen sehnsüchtigen Blick, den sie sofort ausgiebig erwiderte.
»Morgen, Herr Ackermann«, sagte sie dann nett und gab ihm die Hand. »Hat Klaus mir die Fotos gemacht?«
Toppe nickte.
»Ich hör’ immer Klaus«, ließ sich Ackermann vernehmen. »Wat denn für ’n Klaus? Is’ ja nur dat man’t weiß.«
»Van Gemmern«, antwortete Toppe und gab Astrid die Fotos.
»Hat der denn jetz’ au’ noch dat Fotolabor übernommen?« porkelte Ackermann.
Aber Astrid lachte ihn an. »Nein. Das macht der nur für mich!«
»Hi, hi«, kicherte Ackermann, »muß Liebe schön sein.«
Und er versuchte, einen verschwörerischen Blick mit Toppe zu tauschen, aber der runzelte nur ungehalten die Stirn.
Nach flüchtigem Klopfen betrat van Appeldorn schlacksig Stasis
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