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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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– müssen – über die alten Etiketten und die alten Denkweisen hinausgehen. Demokraten und Republikaner – diese Etiketten bedeuten nichts mehr. Das ist die Botschaft, die ich Ihnen bringe: Wir sind Amerikaner. Wir alle sind Amerikaner! Und wir müssen uns für den Mann entscheiden, der uns gemäß seiner Vision führt, was unser Land sein sollte. Charles Bonner glaubt an ein Amerika, das in den Reihen der Nationen einen anonymen Platz einnimmt, an ein Amerika, das sich den Entscheidungen anderer zu unterwerfen hat – Ausländern, denen nichts an dem liegt, wofür Amerika steht. Price Quarles wurde deshalb ausgewählt, mit mir im Wahlkampf anzutreten, weil er Anweisungen ausführt. Er ist ein kompetenter und anständiger Mann, der unsere Politik vertritt. Als Präsident würde er die Anweisungen und die Politik anderer ausführen, wer auch immer diese sein mögen. Wir alle müssen erkennen, daß es der Mann ist, der wichtig ist. Seine Integrität. Seine Vision Amerikas. Seine Leistungen. Und ich frage Sie? Was muß dieser Mann uns bieten? Was müssen seine Visionen sein?« Die Worte hingen wie schweres Parfüm über der Menge, während sie auf den Ruhmesschrei wartete. »Amerika triumphiert«, donnerte er. »Ein Amerika, das führt, das am Kopf des Tisches sitzt, ein Amerika, dem andere folgen – ein triumphierendes Amerika!«
    Er hämmerte den Massen diese neue Botschaft ein. Dann forderte er sie auf, gemeinsam mit ihm Bob Hazlitt zu unterstützen. »Er ist … dieser … Mann! Und wir Amerikaner müssen die Fesseln eines veralteten Parteiensystems abstreifen und ihn unterstützen!«
    Nachdem sich die Menge beruhigt hatte, fuhr er fort.
    »Und jetzt möchte mich der Präsident aus dem Weg schaffen. Er will mich nach Mexiko schicken, als Leiter einer Friedensmission! Er möchte, daß ich mitspiele, wenn wir unsere Führungsrolle aufgeben, unsere souveräne Macht und unser Schicksal. Ja, vielleicht gehe ich sogar …« Erstauntes, bestürztes Raunen im Publikum. Ohne die Miene zu verziehen, stand er da. Dann hob er die Stimme: »… wenn wir eine Invasionsarmee hinschicken, um da unten für Ordnung zu sorgen!« Die Menge tobte vor Begeisterung. Sherman Taylor badete im lauten Beifall.
    »Der Vorschlag Bonners ist der leicht durchschaubare, parteipolitische Versuch, mich davon abzuhalten, meinen Wunschkandidaten zu unterstützen. Um mich, Sherman Taylor, meiner konstitutionellen Rechte zu berauben, muß schon ein anderer als Charles Bonner kommen!« Er drückte auf die Knöpfe, und die Menge reagierte wie dressierte Ratten. Taylor fuhr fort: »Ich lasse mich nicht von diesem Präsidenten verscheißern, der vor nichts haltmacht, um die Wahl zu gewinnen und unsere Nation zu schwächen! Ich werde aus diesem Wahlkampf nicht aussteigen – nicht für Charlie Bonner – für keinen! Und ich werde kämpfen, bis Bob Hazlitt in Washington, D.C., seinen Amtseid leistet.«
    Die Menge konnte sich kaum noch beherrschen.
    Ben schaltete auf einen anderen Sender.
    In Chicago liefen Arbeiter über Gerüste und saßen in den Hydraulikkränen beim Ernie Banks International Convention Center. Der grandiose achteckige Bau erhob sich auf der dreißig Hektar großen Landzunge, die man im Lake Michigan künstlich aufgeschüttet hatte. Bei einem Arbeitsunfall war ein Elektriker hundert Meter in die Tiefe gestürzt, aber von einem Bündel mit Vinyl beschichteter Kabel abgeprallt, über dreißig Tonnen Torf geflogen und auf den eigenen Füßen gelandet. Als ihm bewußt wurde, daß er noch lebte und sich nur den Knöchel verstaucht hatte, wurde er ohnmächtig. Beim Interview im Krankenhaus erklärte er, er sei immer Demokrat gewesen und sein Überleben würde ihn darin bestärken. »Gott liebt uns Demokraten«, rief er, ließ sich aber nicht festlegen, ob er für Bonner oder für Hazlitt sei. Am nächsten Tag war er mit bandagiertem Knöchel wieder bei der Arbeit – und schrieb eifrig Autogramme.
    Eine Haushaltsausstellung belegte die Hälfte des Ernie Banks Center, aber ansonsten wurde heftig daran gearbeitet, die Halle für knapp eine Woche in das Heim der Demokratischen Partei zu verwandeln. Dieser Juli sollte in Chicago – laut dem Old Farmer’s Almanack – der heißeste seit fünfzig Jahren werden. Sechsunddreißig Meilen Elektrokabel wurden verlegt, eintausenddreihundert Heartland-Computer mit Pentium-Chips und mehr Gigabytes im Speicher als der Pentagon-Zentralrechner wurden installiert. Vierhundert Fernsehmonitore und der

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