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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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setzte sich, konnte die Augen aber nicht von ihr abwenden. Um die Augen waren Blutergüsse, aber sie sah besser aus, als er befürchtet hatte.
    Ständig gingen Schwestern beinahe lautlos auf Gummisohlen umher, überprüften die Monitore und notierten die Ergebnisse. In der Intensivstation herrschte immer dieses unheimliche Licht. Pumpen ächzten, Maschinen tickten und sorgten dafür, daß niemand einfach wegstarb, wenn er noch nicht an der Reihe war.
    Elizabeth.
    Der weiße Verband war sauber und akkurat und zeichnete sich von dem jungfräulich weißen Kopfkissen kaum ab. Plötzlich sah er Bilder aus der Vergangenheit: Ein Foto von Elizabeth als junge Nonne, gerade in den Orden eingetreten, aufgenommen bei einer der seltenen Gelegenheiten, wo sie den schwarzen Habit getragen hatte. Ihr wunderschönes, unschuldiges Gesicht mit den großen Augen, so voller Hoffnung, eingerahmt von der gestärkten weißen Haube und dem schwarzen Schleier darüber … jetzt sah er ihr Gesicht wieder in weißem Rahmen. Sie wirkte ungemein jung, als läge das ganze Leben noch vor ihr, während sie in dem Bett, inmitten der Apparate schlief, als warte sie auf ein Urteil, eine Entscheidung – würde sie weiterleben, oder würde Gott sie heimholen? Wieder küßte er sie auf die weiche Wange. Sie war still und atmete ruhig mit geschlossenen Augen. Ihre Hände waren schlaff. Er spürte die Tränen auf seinem Gesicht und ließ sie fließen. Wenn er nicht um Elizabeth weinen konnte, war es doch sinnlos, überhaupt zu leben, oder?
    Er blieb lange neben ihrem Bett sitzen, sagte nichts, betrachtete sie nur und dachte darüber nach, was er tun mußte und wie er dabei vorgehen könnte …
     
    Als er aufwachte, lief der Fernseher. Eine Schwester hatte ihn offensichtlich für ihn eingeschaltet, als Ablenkung. An dem Morgen, als sich die Nachricht von Elizabeth Driskills Unfall verbreitete, geschahen in verschiedenen Teilen der Welt alle möglichen Dinge.
    Der Chef der Polizeikaserne im Süden Mexikos war durch eine Autobombe ermordet worden. Ein französisches Passagierflugzeug, das auf dem Mexico City International Airport hatte landen wollen, war mit 129 Menschen an Bord von einer SAM dicht über der Landebahn abgeschossen worden. Natürlich starben alle. Die Revolutionäre erklärten von ihrem Hauptquartier aus, daß diese neue Phase des Bürgerkriegs auch die letzte sein würde, da sie zum totalen Sieg führte.
    Dann kam im Ausschnitt Sherman Taylors Rede vom gestrigen Abend in San Diego. Das Publikum tobte vor Begeisterung.
    Sherman Taylor hatte immer seinen Platz im Pantheon ihrer Helden behauptet. Viele waren geschockt gewesen, als er Charles Bonner unterlag. So sehr geschockt und verbittert, daß mehrere gemäßigte Führer der Republikaner besorgt waren. Taylors glühende Verehrer vertraten keine bestimmte Ideologie. Sie beteten nur Taylors ewige Flamme an. Viele hatten unter ihm in Vietnam gekämpft und trauerten gemeinsam mit ihm wegen der – in ihren Augen schmählichen – Verweigerung der Regierung, sie diesen Krieg gewinnen zu lassen. Sie hatten mit ihm im Nahen Osten gekämpft und seinen Triumph geteilt. Sie betrachteten die Orden an seiner Brust eigentlich als ihre. Und sie haßten Charles Bonner bis ins Mark.
    Als der ehemalige Präsident im Jack-Murphy-Stadion seine Ansprache hielt – die National League Padres hatten Auswärtsspiele –, war kein Platz mehr frei. San Diego und Orange County gehörten Taylor. Diesmal stellten sie ihm jedoch gewaltige Fragen: Warum hatte er Price Quarles im Stich gelassen, der seine Pflicht der Partei und der Nation gegenüber erfüllt hatte, um, Gott sei es geklagt, einen Demokraten zu unterstützen? Was sollten sie, die loyalen Anhänger Taylors, davon halten? Was ging vor?
    Taylor ließ sie nicht lange warten.
    »Immer wieder wurde ich gefragt, warum ich die Republikanische Partei verlassen habe und im Wahlkampf Bob Hazlitt unterstütze. Warum habe ich der Partei den Rücken zugedreht, die ich repräsentiert habe, als ich im Weißen Haus amtierte? Nun, lassen Sie mich dazu ein paar Worte sagen.«
    Er schilderte in knappen Worten, warum er Bob Hazlitt für den Mann hielt, der Amerika führen sollte. Hazlitt habe Erfahrung, und seine Werte seien harte Arbeit. Er habe eine klare Vision der Zukunft und sei seinem Land treu ergeben. Nach denselben Werten habe er, Sherman Taylor, ebenfalls zu leben versucht. Er erklärte der Menge, daß starre Ideologien der Vergangenheit angehörten.
    »Wir müssen

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