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Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Fluss war kein Boot in Sicht, und doch war sie sich sicher, neben dem leisen Aufklatschen, das die springenden Fische verursachten, das leise Platschen eines Paddels zu hören.
    Ihr Herz wurde ganz weit vor Freude. Das Triumphgefühl, das damit einherging, war fast genauso stark. Sie trat an die Reling und lauschte angestrengt, während sie versuchte, die schnell hereinbrechende Dämmerung mit Blicken zu durchdringen.
    Da war er, er bewegte sich leise ganz dicht am Ufer entlang. Es war Luke, er war es wirklich, er paddelte in einem absolut ruhigen und gleichmäßigen Rhythmus kaum mehr als fünfzig Fuß von ihr entfernt. Als er aufschaute und sie entdeckte, hob er eine Hand. Dann beugte er sich vor und tauchte das Paddel tiefer ins Wasser ein, um dem Dinghi eine leichte Drehung zu geben. Er war fast zu Hause. Er kehrte heim, heim zu ihr.
    Der Schuss kam vom anderen Ufer herüber. Sein Echo hallte übers Wasser und durch die Bäume. Der Einschlag war genau zu hören, ebenso wie der erstickte Laut, den Luke von sich gab, als ihn die Kugel in der Seite traf. Er bäumte sich auf, dann kippte er zur Seite und fiel über den Rand des Dinghis ins Wasser. Als er auf der Wasseroberfläche aufschlug, spritzte eine Fontäne auf, und die Wellen kamen bis an das Boot, auf dem April vor Entsetzen den Atem anhielt, heran.
    Sie stieß einen erstickten Schrei aus, und eine Sekunde später sprang sie ins Wasser. Nachdem sie wieder aufgetaucht war, schaute sie sich verzweifelt um. Als sie das Dinghi entdeckte, schwamm sie mit kräftigen, weit ausholenden Stößen darauf zu.
    Luke war nirgends in Sicht. Er war nicht mehr an der Stelle, wo er ins Wasser gefallen war. April streckte die Arme nach dem Aluminiumdollbord des Dinghis aus und hielt sich, mühsam nach Atem ringend, fest, während sie mit Blicken das Wasser absuchte. Er musste so schwer verletzt sein, dass er gesunken war wie Senkblei. Sie holte tief Luft und tauchte kopfüber tief in das schwarze Wasser ein.
    Irgendetwas packte ihren Arm und hielt sie fest. Sie versuchte instinktiv, sich zu wehren, aber ohne Erfolg. Sie wurde nach oben gerissen. Als ihr Kopf im Schatten des Dinghis auftauchte, wurde sie hastig nach Lee gezerrt, weg vom anderen Ufer.
    „Was zum Teufel soll das?“ flüsterte Luke wütend.
    Sie hatte gewusst, dass er es war, der sie gepackt hatte, sie wusste, wie sich sein Körper anfühlte, und sie kannte die Berührung seiner Hände. Die Gewissheit, dass er nicht vor ihren Augen ertrunken war, sondern lebte, bewirkte, dass ihr vor Erleichterung einen Moment ganz schwindlig wurde. „Ich habe versucht, dir dein dummes Leben zu retten“, erwiderte sie nicht minder wütend. „Was hatte das denn zu bedeuten?“
    „Ich habe nur getan, was jeder vernunftbegabte Mensch an meiner Stelle auch getan hätte, nämlich aus der Schusslinie zu gehen! Los, mach sofort, dass du in das Boot kommst, und verschwinde von hier, und zwar auf der Stelle!“
    „Bist du übergeschnappt?“ Sie schaute ihm forschend ins Gesicht, während sie beide Wasser traten. „Du bist angeschossen worden, das habe ich mit eigenen Augen gesehen. Ich gehe nirgends hin.“
    „Ich bin okay. Aber auf mich haben sie es schließlich nicht abgesehen. Also los jetzt, ich helfe ein bisschen nach.“
    Er war ganz und gar nicht okay. Sie sah, dass sich das Wasser neben ihm rot färbte, sah den rosa Fleck auf seinem weißen T-Shirt. „Du blutest. Lass mich …“
    „Verflucht noch mal, April!“ explodierte er, und in seinen Augen flammte Verzweiflung auf.
    „Verflucht noch mal, Luke Benedict!“ Sie machte eine Pause, dann verlegte sie sich auf eine andere Taktik. „Du … du hast dich aus der Schusslinie gebracht und jetzt willst du, dass ich mich hineinbegebe?“
    Der Trick zog leider nicht. „Wer immer da draußen ist, hat dich ins Wasser springen sehen … Himmel, jeder, der Augen im Kopf hat, konnte dich sehen. Wenn du mit dem Dinghi zu fliehen versuchst, hast du noch eine Chance, aber wenn du hier bleibst, sitzt du in der Falle. Sobald wir versuchen, mit dem Pontonboot abzuhauen, schnappen sie uns, es würde einfach zu lange dauern, es unter dem Baum rauszumanövrieren. Und wenn sie dich erst in den Fingern haben, kann ich nicht mehr …“ Er unterbrach sich und presste die Lippen fest zusammen.
    Luke glaubte, dass sie ihn mit ihr erpressen könnten, und das war eine Befürchtung, die sich natürlich nicht ganz von der Hand weisen ließ. Trotzdem zögerte sie immer noch. Wo war der Schütze

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