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Benkau Jennifer

Benkau Jennifer

Titel: Benkau Jennifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phoenixfluch
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Angeblich war es Ende des neunzehnten Jahrhunderts ein Geschenk von Queen Victoria an den Mann, den dieses Bild zeigt. Vermutlich fürchtete Lady Claire, Ihre Begleiterin wollte das Bild auch noch stehlen.“
    Samuel nickte grübelnd. Er hatte vom Kunstraub eines solchen Objektes gehört.
    Die Frau räusperte sich geräuschvoll. „Sie müssen doch zugeben, dass es nicht sehr anständig war, was ihre Freundin da getan hat. Aber sie ließ sich nicht aufhalten, ist einfach da hochgeklettert und …“
    „Entschuldigen Sie das vielmals“, unterbrach Samuel den Redeschwall. „Richten Sie bitte Lady Claire aus, wie leid uns das tut. Wir wollten sie wirklich nicht aufregen.“ Er verabschiedete sich zügig, um herauszufinden, was in Helena gefahren war.
    Sie wartete bereits am Wagen. Wortlos pfefferte sie ihre Schuhe auf die Rückbank, ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und zog die Knie unters Kinn.
    Samuel musterte sie ratlos. „Was war das denn? Hast du dir wehgetan bei deinem“, er verkniff sich ein Schmunzeln, „eleganten Abgang? Und warum zur Hölle kletterst du auf Lady Claires Möbeln herum?“
    Helena warf ihm einen Blick zu, bei dem er sich fragte, ob er etwas Entscheidendes verpasst hatte.
    „Hast du … hast du ihr Gesicht nicht gesehen?“
    Immer noch war sie kreidebleich. Nun musste er wirklich lächeln. „Fürchtest du dich vorm Älterwerden? Mein Gott, sie hat ein paar Falten, aber …“ Ihr Stirnrunzeln ließ ihn innehalten.
    „Falten?“ Sie schüttelte den Kopf, als wolle sie etwas gewaltsam herausschleudern. „Ich hab da keine Falten gesehen. Nicht eine.“
    „Sondern?“
    Helena schnappte nach Luft. „Einen Schädel, Samuel. Blanke Knochen, sonst nichts. Nicht mal Augen, nur Höhlen, die mich anstarrten.“ Sie verbarg das Gesicht hinter den Händen. „Bei allen Mächten, ich werde verrückt, ich werde verrückt.“
    „Wirst du nicht.“ Samuel pochte die Erkenntnis gegen die Stirn. „Womöglich hast du ihr wahres Gesicht gesehen und ich nur eine Illusion. Wie ich schon sagte, sie ist sehr alt. Älter als ich.“
    Helena schlang die Arme um ihre Beine. „Und was bedeutet das?“
    „Sie ist eine Wiedergängerin. Lady Claire war bereits tot und wurde zurück ins Leben geschickt.“
    Ein düsterer Gedanke, dass sie womöglich etwas anderes war, machte leise, aber unmissverständlich auf sich aufmerksam. Wem konnte man überhaupt noch vertrauen? Helena drosch genau in die empfindliche Stelle.
    „Oder eine Dämonin?“ Nervös huschte ihr Blick zur Villa. „Die Vorhänge bewegen sich, Samuel, ich spüre, dass sie uns anguckt. Bitte fahr los. Und sag mir, dass ich mich nicht mit einem Dämon angelegt habe.“
    „Hab keine Angst vor ihr“, beruhigte er sie und zugleich sich selbst. „Sie ist einfach nur eine alte, einsame Frau.“ Er drückte Helenas eiskalte Hand. „Vertrau mir in der Hinsicht, auf meine Menschenkenntnis ist Verlass. Von Lady Claire hast du nichts zu befürchten.“
    Er startete den Motor, hoffte, recht zu haben, und erzählte, was die Haushälterin ihm berichtet hatte. „Vermutlich war dieser Reiter ihr Ehemann. Die Lady selbst hat das Bild gemalt. Du hast sie erschreckt. Aber jetzt erzähl mir bitte, was dich an dem Bild derart fasziniert hat, dass du dafür die Wände hochgehst.“
    Helena verzog unglücklich das Gesicht. „Das Horn. Das gestohlene Parforcehorn, ich habe es wiedererkannt.“
    „Was meinst du damit?“
    Mit geschlossenen Augen und angehaltenem Atem antwortete sie: „Toni hat es.“
    Samuel legte beim Schalten den falschen Gang ein und der Motor röhrte bockig auf. „Wie bitte? Toni Samucca hat Lady Claires Horn gestohlen?“
    „Nein.“ Helena zog das Wort gequält in die Länge. „Aber er hat es gekauft, um es weiterzuverkaufen. Nach Italien. Er wusste, dass es keine saubere Ware ist, aber das Notenhaus ist aufs Übelste in den Miesen. Vermutlich braucht er das Geld.“
    Kopfschüttelnd bog er in die Schnellstraße Richtung Stadtmitte ein. „Du bist ganz sicher, dass es das gleiche Horn ist?“
    „Hundert pro. Es ist unglaublich, wie detailliert sie malt. Ich habe jede in den Korpus eingravierte Linie auf dem Bild wiedererkannt.“
    „Toni, du alter Ganove.“ Samuel seufzte. „Was sollen wir jetzt machen?“
    „Da fragst du noch? Er muss es zurückgeben, was denkst du denn?“
    Samuel war nicht sicher. „Die Lady ist alt“, überlegte er vorsichtig. „Alt und verdammt reich. Ich glaube nicht, dass sie noch lange leben wird. Wenn

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