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Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
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machte. Ich kriegte ihn nur mit Mühe dazu, sie an ihrem Platz zu lassen. Die ganze Zeit versuchte er rauszufinden, wie sie an der Wand befestigt war und ob er sie aus ihrer Verankerung lösen und mitnehmen konnte.
    Und so ging es auch in den nächsten sechs Target -Märkten, die wir in Angriff nahmen.
    Glücklicherweise hatte ich meine Handtasche mitgenommen, weshalb wir uns nicht auf den Hacken durch die ganze Stadt schwingen mussten. Senenmut war völlig fasziniert von den Taxis, in die wir ein- und ausstiegen, was mir einmal mehr deutlich machte, wie fremdartig ihm meine Welt erscheinen musste. Beim ersten Taxi, das wir anhielten, kletterte er sogar aufs Dach, und ich musste ihn sanft, aber bestimmt wieder herunterziehen.
    Wie ein zorniges Kind protestierte er weniger sanft dagegen, dass ich Hand an ihn legte – einmal kriegte er vielleicht sogar das, was von Eltern wohl als »Trotzanfall« bezeichnet wird. Im Rückblick muss ich zugeben, dass es wahrscheinlich wirklich eine ganze Weile her war, seit ein Mädchen etwas gröber mit ihm umgesprungen war, aber das war trotzdem keine Entschuldigung dafür, dass er versuchte mich zu beißen, als ich ihn in ein Taxi setzte und dem Taxifahrer ein Bündel Scheine hinschmiss.
    »Fahren Sie los!«
    Die ganze Erfahrung bestärkte mich in meiner Überzeugung, dass das Kinderkriegen ganz unten auf der Liste der Dinge stand, die ich irgendwann in meinem Leben einmal ausprobieren musste.
    Beim siebten Target – inzwischen war Senenmut zutiefst gelangweilt davon, in einem »Streitwagen ohne Pferde« nach dem anderen herumkutschiert zu werden – wurden wir schließlich fündig.
     
    Sie stand an einer der Kassen, das kurze, schwarz gefärbte Haar mit einem silbernen Kopftuch zurückgebunden. Sie trug ein Paar eng anliegender schwarzer Leggings, in denen ihre stockdürren Beine noch ausgemergelter aussahen als ohnehin schon, ein zwei Nummern zu großes Rippenunterhemd – sodass es für sie eher ein Kleid als ein Unterhemd war – und darüber einen breiten silbernen Gürtel um die Hüften.
    »Das ist sie?«, fragte ich ungläubig, als Senenmut auf sie zeigte.
    Sie lud gerade ihre letzten Waren aus dem Einkaufswagen und schien Schwierigkeiten zu haben, ein Vierundzwanziger-Pack Wasserflaschen aus der unteren Ablage zu heben.
    »Ich spüre eine Verbindung zu ihr«, sagte Senenmut, der noch immer mit dem Finger auf sie zeigte. Ich drückte seine Hand runter, damit die Leute aufhören würden, uns anzustarren.
    »Also, was machen wir jetzt?«, fragte ich unsicher.
    Senenmut machte sich nicht die Mühe, auf meine Frage zu antworten. Er sah seine Gelegenheit und ergriff sie. Wie eine stolze Mutter schaute ich zu, wie er zu dem sich abmühenden Mädchen schritt – sie konnte unmöglich älter als achtzehn sein -und ihr seine Hilfe anbot. Sie schaute sich misstrauisch um und rechnete offenbar damit, dass man sie irgendwie reinlegen wollte, aber da keine Kameraleute aus den Schatten sprangen und »Verstehen sie Spaß?« riefen, gab sie nach und ließ zu, dass er ihr die Wasserflaschen aus dem Einkaufswagen hob.
    Sobald das Wasser auf dem Fließband stand, lehnte Senenmut sich auf den Einkaufswagen und versuchte das Mädchen in ein Gespräch zu verwickeln. Sie schaute sich besorgt um und fragte sich wahrscheinlich, warum niemand von der Target -Geschäftsleitung den Sicherheitsdienst über den seltsamen, terroristenmäßig aussehenden Kerl verständigte, der sie nicht in Ruhe ließ.
    Ich stand am Rande, sah zu und wartete auf ein Anzeichen dafür, dass ich einschreiten musste – oder darauf, dass das Mädchen hektisch die Neun-Eins-Eins auf ihrem Handy wählte. Doch nachdem Senenmut noch ein paar Minuten auf das Mädchen eingeredet hatte, runzelte er die Stirn und kam zurück zu mir. Ich hatte mich derweil beiläufig hinter einer Glasvitrine mit sich drehenden Laugenbrezeln darin versteckt.
    »Was ist los?«
    Senenmut schüttelte bloß den Kopf, unfähig, einen Ton herauszukriegen.
    »Was ist passiert?«, bedrängte ich ihn.
    Erneut schüttelte Senenmut den Kopf, und vor meinen Augen rann ihm eine einsame Träne über die Wange.
    »Sie erkennt mich nicht«, kam seine am Boden zerstörte Antwort.
    Und dann fing der große, starke Mann vor mir an zu weinen.

20
     
     
    Als die Tränen über seine Wangen zu rinnen begannen, zog ich ihn plötzlich wie von selbst in eine feste Umarmung. Obwohl ich mir jetzt mehr wie seine Mutter vorkam als wie eine Single-Frau in unmittelbarer Nähe eines

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