Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug
rattenscharfen Exemplars der männlichen Spezies, musste ich zugeben, dass es wirklich angenehm war, von zwei straffen Männerarmen umfangen zu werden. Man kann sich wohl denken, dass mein letzter körperlicher Kontakt mit jemandem, der nicht zu meiner Familie gehörte, ein Weilchen her war.
»He, nicht weinen«, sagte ich und tätschelte ihm so mütterlichtröstend, wie ich konnte, den Rücken. Ich kam mir unbeholfen vor und fühlte mich unwohl, aber Senenmut schien es dank meines Tätschelns ein bisschen besser zu gehen, also machte ich weiter.
Eigentlich habe ich nie zu der Sorte Frauen gehört, die ganz hin und weg von Babys und Kleinkindern sind. Ich mochte Kinder – nicht, dass man mich falsch versteht –, doch hatte ich irgendein Interesse daran, nur so zum Spaß mit Sabber und Babynahrung vollgeschmiert zu werden?
Wohl kaum.
Ich hatte noch nie auf anderer Leute Kinder aufgepasst, hatte noch niemals eine Jugendfreizeit betreut und war auch nicht bei den Großen Brüdern und Schwestern Amerikas. Ich plante keine aufwendigen Baby-Geschenke-Partys für meine schwangeren Freundinnen, und ich hatte noch nie eine Freundin nur deshalb besucht, weil sie gerade – autsch. – ein Kind zur Welt gebracht hatte.
Ich gehörte zu der großen und weitgehend ungehörten Gruppe von Frauen, die die ganze Babysache einfach nicht nachvollziehen konnten. Ich begriff, dass das Kinderkriegen irgendeine Art von biologischem Imperativ erfüllte, aber das hieß noch lange nicht, dass ich auf meine biologische Uhr hören musste. Ich wollte mich nicht mit Mutterschaft auseinandersetzen, bevor sie mir (1) aufgezwungen wurde oder (2) man ein Mittel fand gegen die nervige Gewichtszunahme, die mit der Schwangerschaft einherging.
Ja, das mag oberflächlich sein, doch schließlich ist das mein Körper, also lasst mich bloß damit in Ruhe.
Außerdem hatte ich noch etwa eine Milliarde Jahre Zeit, mich umzuentscheiden. Im Gegensatz zu etwa fünfundneunzig Prozent der anderen Frauen auf diesem Planeten war ich unsterblich. Ich konnte mir Zeit mit wichtigen Entscheidungen lassen, wie zum Beispiel der, ob ich einen schreienden Wonneproppen aus mir rausquetschen wollte, für den ich bis ans Ende aller Zeit verantwortlich sein würde.
Da wir ohnehin gerade beim Thema »Unsterblichkeit« sind, ist jetzt wohl ein guter Zeitpunkt, um zu erklären, wie genau sie funktioniert. Dazu muss man wissen, dass es zwei Möglichkeiten gibt, ewig zu leben. Die erste – und beste – besteht darin, unsterblich geboren zu werden. Die ersten rund achtzehn Jahre lebt man ein ziemlich gewöhnliches Leben, und dann, wenn ein normaler Mensch, physiologisch betrachtet, aufhören würde zu wachsen und anfangen zu sterben, weicht der Körper eines Unsterblichen vom üblichen Muster ab und wechselt einfach in eine Art Kälteschlafzustand. Die Zellen sterben nicht, der Körper altert nicht … im Prinzip bleibt man auf immer und ewig genau so, wie man ist.
Die zweite – und weniger gute – Möglichkeit, auf den Unsterblichkeitszug aufzuspringen, besteht darin, sich die Unsterblichkeit von irgendeinem übernatürlichen Wesen verleihen zu lassen. Diesen Weg haben meine Eltern genommen. Wenn man unsterblich gemacht wird, passiert derselbe Kälteschlafkram mit dem Körper, aber man bleibt stattdessen in dem Alter, in dem einem die Unsterblichkeit verliehen wurde. Anstatt also für immer jung und schön zu sein, kann es einem passieren, dass man wie eine alte, runzlige Oma aussieht – wenn man zu dem Zeitpunkt, an dem man seine »Gabe« erhält, eine solche ist.
Ziemlich verrückt, was?
»Wie kann ich dir helfen?«, fragte ich Senenmut, während ich aufhörte, ihm den Rücken zu tätscheln und zurücktrat. Ich hoffte, dass er sagen würde: »Bring mich einfach runter in die Hölle und übergib mich deinem Kumpel Zerberus, damit wir die Sache hinter uns haben«, doch natürlich kam es anders.
»Ich will zurück nach Ägypten«, sagte er schniefend.
»Klar«, erwiderte ich. »Ich verstehe, warum dir das wie eine gute Idee vorkommt, aber glaub mir, es ist nicht mehr das Ägypten, das du einmal gekannt hast.«
Bislang hatten wir uns nur ein paar schiefe Blicke von anderen Kunden eingefangen, als Senenmut sich an meiner Schulter ausgeheult hatte. Doch jetzt bemerkte ich einen Mann vom Sicherheitsdienst, der sich langsam auf den Restaurantbereich zuschlich, in dem wir uns aufhielten. Er hielt ein knackendes Funkgerät in der Hand.
Anscheinend waren wir im
Weitere Kostenlose Bücher