Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug
unseren Verfolgern vom Sicherheitsdienst um und stellte fest, dass sie angesichts des unerwarteten Gewitters umgekehrt waren. Das Einzige, was ich von ihnen sah, als sie hopsend in die Sicherheit des Gebäudes zurückrannten, waren ihre tropfnassen, uniformblauen Hintern.
»Lass uns von hier verschwinden«, sagte ich nach ein paar Augenblicken. Mein rosa Oberteil war durchtränkt, und meine Stiefel waren schwer wie Schneeschuhe. Ich fühlte mich wie eine ertrunkene Ratte und war mir ziemlich sicher, dass ich auch so aussah. Ich warf mir meine durchweichte Lederhandtasche über die Schulter und ergriff Senenmuts Arm.
»Wir brauchen dringend eine Mitfahrgelegenheit.«
Ohne den Regen zu beachten, holte ich mein Telefon hervor und wählte die einzige Nummer, die ich auswendig kannte. »Hallo, Vermittlung? Ich brauche die Nummer einer örtlichen Taxigesellschaft. Ist mir egal, welche … Na schön, dann geben Sie mir halt einfach alle.«
Während ich die erste Nummer wählte, die man mir bei der Auskunft genannt hatte, holte ich meine treue Rubidiumuhr aus der Gesäßtasche hervor.
»Wie viel Zeit noch?«, flüsterte ich.
Neun Stunden.
Mehr als genug Zeit für ein Bad, bevor wir in die Hölle zurückkehrten.
Senenmut hatte gesagt, dass er nach Ägypten zurückwollte. Aber da das nicht infrage kam, wich ich auf den nächstbesten Ersatz aus.
Ich buchte uns ein Zimmer im Hotel Luxor.
Da meine Gedanken vom Bedürfnis nach einer Dusche und nach etwas zu essen beherrscht wurden, blieb mir gar nichts anderes übrig. Wie oft hat man schließlich die Gelegenheit, sich gemeinsam mit jemandem, der den betreffenden Baustil mit erfunden hat, in der Nachahmung einer ägyptischen Pyramide einzuquartieren?
Als das Taxi beim Hotel vorfuhr, konnte ich Senenmut kaum im Inneren des Wagens halten. Sein Gesicht war noch immer rot und verquollen, aber das Wasser und die Zeit hatten die meisten Nachwirkungen des Pfeffersprays fortgewaschen, sodass er zumindest wieder sehen konnte.
Mit seinen klaren Stahl- und Glasumrissen ähnelte das Hotel wohl eher einer dekonstruktivistischen Version einer alten ägyptischen Pyramide, aber das schien Senenmut kein bisschen zu entmutigen. Sobald der Pförtner (ein gut aussehender junger Mann in einem ordentlich sitzenden Kostüm) uns die Autotür öffnete, flitzte Senenmut raus. Er setzte an dem Pförtner vorbei, wobei er den armen Kerl fast umrannte, und hielt direkt auf die automatische Eingangstür zu.
»Warte auf mich«, sagte ich, während ich den Fahrer bezahlte und dem Pförtner ein Trinkgeld gab, damit er uns nicht verklagte.
Junge, der Kerl kostet einen echt Geld, dachte ich, als ich auf das schnell schwindende Bündel Zwanziger schaute, das ich erst vor ein paar Minuten aus dem Geldautomaten gezogen hatte. Der Taxifahrer hatte eigentlich keine Lust gehabt, an dem Automaten zu halten, aber als ich ihm sagte, ich könne ihn sonst nicht bezahlen, fügte er sich schnell.
Ich fand Senenmut wieder, als er gerade damit beschäftigt war, die Automatiktür zu blockieren, indem er immer wieder in Sensorenreichweite trat und anschließend zurückwich. Hatte ich ein Glück, dass mein neuer bester Freund so besessen von modernen Annehmlichkeiten war – andernfalls hätte ich ihn wahrscheinlich bereits an den Lockruf des Casinos verloren gehabt. Hastig ging ich die abschüssige Eingangsrampe hinab, wobei ich an einer Horde deutscher Touristen vorbeikam, die Senenmuts Kampf gegen die Tür mit unverhohlener Neugier beobachteten. Ich nahm meinen Freund beim Arm.
»Genug mit der Tür gespielt. Lass uns reingehen.«
Mein Plan schien ihm nicht sonderlich zu gefallen, doch er ließ sich widerwillig von mir führen, wobei er sich nur ein einziges Mal sehnsüchtig zu der Automatiktür umschaute, die sich hinter uns schloss. Im Casino wurden wir sofort von einem Schwall kalter Luft empfangen, der mich bibbern ließ. Ich war erst einmal in Vegas gewesen und hatte vergessen, dass man sich in den Casinos bekanntermaßen vierundzwanzig Stunden am Tag den Arsch abfrieren konnte, damit man nicht schläfrig wurde, während man wie ein Roboter sein ganzes Geld auf die Würfeltische packte. Ich hatte persönlich gewisse dahingehende Erfahrungen gemacht, über die ich nicht gern rede, weil mir dabei bis heute das Portemonnaie wehtut (das Ganze war bei einer missglückten Junggesellinnenparty in Atlantic City passiert).
Das Hotel war in verschiedenen Gold-, Beige- und Brauntönen eingerichtet – die sich meiner
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