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Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
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Entferntesten ergründen konnte. »Ein Glück, wie gesagt.«
    Die nächsten dreiundvierzig Minuten verbrachte ich damit, an einem meiner Lieblingsplätze des ganzen Anwesens zu sitzen. Es war kein Aussichtspunkt, von dem man aufs Wasser hinausschauen konnte, und auch kein lauschiges Plätzchen im englischen Rosengarten. Nein, es handelte sich um einen einfachen kleinen Steinsitz, der zwischen zwei dürren rosa Tulpenbäumchen stand, der für mich jedoch immer etwas Besonderes an sich gehabt hatte. Als gehörte er mir.
    Neben dem Sitz stand eine kleine Steinstatue von einem Mädchen, das neben einem winzigen Kaninchen kniete und behutsam die Finger ausstreckte, um die Flanke des zitternden Häschens zu berühren. Ich hatte keine Ahnung, um wen es sich bei dem Kind handelte, aber es war mir schon immer sehr traurig vorgekommen. Die Vorstellung, für alle Zeit die Hand nach etwas auszustrecken, um es zu berühren, ohne es jemals zu erreichen … tja, das war wirklich deprimierend.
    Wahrscheinlich gefiel mir der Ort deshalb so. Er erinnerte mich ein bisschen an mich selbst. Ich streckte andauernd die Hand nach dem Menschsein aus, doch solange mein Dad es für besser hielt, blieb ich unsterblich.
    Ich schaute aufs Meer hinaus. Das Geräusch der schäumenden Wassermassen, die sanft über die Felsen brandeten, war wie ein Schlaflied für meine bloßliegenden Nerven. Schließlich wandte ich meine Aufmerksamkeit dem Haus Meeresklippe selbst zu.
    Unser Anwesen mochte von Männerhand errichtet worden sein, aber es war ganz und gar die Kopfgeburt einer Frau, der Schiffserbin Sophia Miles-Stanton. Der Legende nach hatte sie die Baupläne in einer einzigen Nacht des schöpferischen Wahns gezeichnet und sie dem Architekten ebenso vollständig präsentiert, wie die ausgewachsene Göttin Athene der Stirn ihres Vaters entsprungen war.
    Es dauerte fast zwei Jahre, bis das Anwesen fertig war, doch während Sophia auf die Fertigstellung ihres Traumhauses wartete, war sie alles andere als müßig. Sie stellte einen jungen Mann namens Edwin Bell an, der zuvor für die Gartenbaufirma Olmstead und Vaux gearbeitet hatte – eben die Firma, die Brooklyns Kronjuwel, den Prospect Park, gestaltet hat. Er sollte ihr dabei helfen, die Gärten ums Haus herum zu entwerfen.
    Im Laufe dieser Zusammenarbeit verliebte der aufstrebende junge Landschaftsarchitekt sich in Sophia, ein Umstand, der sich heute noch an all den kleinen Gesten der Zuneigung erkennen lässt, die er in die Gärten eingestreut hat. Im kunstvoll gestalteten englischen Rosengarten blühen nur rosafarbene Rosen – Sophias Lieblingsfarbe. Vergissmeinnicht schießen jeden Frühling voll unbeugsamer Lebenskraft aus dem Boden. Weidenröschen und wildes Geißblatt wuchern um die Steinplattenwege und in den von rosa Tulpenbäumen überschatteten Aussichtsplätzen an den Rändern des Grundstücks.
    An der nördlichsten Klippe gibt es drei kleine Steinbänke, von denen man einen Blick aufs Meer hat. Diese Bänke, die alle aus demselben polierten weißen Marmor bestehen, sind mit einer Kletterpflanze aus Virginia überwachsen, deren Blätter beim ersten Anzeichen des Herbsteinbruchs einen rauchigen Rotton annehmen, sodass die Bänke aussehen, als hätten sie rosafarbene Polster. Ebendiese Weinranke hat sich so gut ausgebreitet, dass sie inzwischen beim Haupthaus angekommen ist. Seit ich mich erinnern kann, ist sie dabei, an der Nordwand des Hauses Meeresklippe emporzuwachsen.
    In einem Sommer haben meine Schwester Clio und ich eine Inschrift unter der mittleren Bank entdeckt. Die Zeit und die salzige Meeresluft hatten die Worte unleserlich gemacht, aber wenn man genau hinsah, konnte man sie noch immer entziffern:
     
    Meine Liebe verharrt hier auf ewig – EB.
     
    Clio und ich fanden, dass wir noch nie etwas Romantischeres gesehen hatten … bis wir erfuhren, dass Edwin Bell, dem seine Liebe zu Sophia Miles-Stanton das Herz gebrochen hatte, sich angeblich an genau dieser Stelle in den Tod gestürzt hatte. Die offizielle Version besagte, dass er versehentlich an der Kante ausgerutscht war, aber gruselig ist das schon, oder?
    Man kann sich denken, dass Clio und ich danach nicht mehr so wahnsinnig erpicht darauf waren, uns bei den Bänken rumzutreiben. Damit hörte jener Teil des Gartens auf, unser Lieblingsspielplatz zu sein, worüber meine Mutter sich aufrichtig freute. Sie hatte immer Angst gehabt, dass wir von der Klippe fallen könnten.
    Diese absurde Angst meiner Mutter ergab für mich

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