Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug
Bäumen hervor und auf die Grasfläche trat. Am anderen Ende der Fläche sah ich einen langen, schmalen Trampelpfad, der mich hoffentlich zum Nordtor und zu meinem Termin bei Zerberus führen würde.
Das letzte Mal war ich hier gewesen, um einen seiner Welpen zu stehlen, weshalb ich ziemlich viel rumgeschlichen war. Ich hatte Jarvis dabeigehabt, aber abgesehen davon, dass er mir einen Vortrag über die verschiedenen Höllentore und darüber, welche Seelen durch welches Tor hereinkamen, gehalten hatte, war er keine große Hilfe gewesen. Später jedoch, nach der Sache mit Zerberus, hätte man ihn nicht mit Gold aufwiegen können.
Ich betrat den Weg, stieg über ein paar herabgefallene Äste und wagte es dabei nicht einmal, an mir herunterzuschauen, um zu sehen, in welchem erbarmungswürdigen Zustand ich mich befand. Wie schon gesagt, wenn man die Hölle aufsucht, sollte man das lieber nicht in Sonntagskleidung tun … dafür war ich der lebende Beweis.
»Arme Kleine«, sagte ich laut, während ich auf meine zerfetzten Stiefel herabschaute. »Meine armen, armen Kleinen.«
Zu meiner Rechten raschelte es im Gehölz, und ich ging schneller, um von dem Geräusch wegzukommen. Während meines Aufenthalts in der Hölle wollte ich nicht in irgendwelche anderen komischen Sachen verwickelt werden. Ich wollte nur Zerberus finden, mir anhören, was er zu sagen hatte, und dann zurück nach Hause, wo ich hingehörte – und mit »nach Hause« meinte ich meine Wohnung in New York, nicht Haus Meeresklippe.
Das Rascheln im Unterholz wurde lauter und veranlasste mich, meinen Schritt weiter zu beschleunigen. Was immer das Geräusch verursachte, war noch nicht nah genug, um eine überstürzte Flucht zu rechtfertigten, doch ich kam mir langsam so ähnlich vor wie eine dieser mittelalten Damen im Jogginganzug, die man in der Mall beim Gehsport beobachten konnte.
Mit einem Mal sah ich, wie ein gelber Blitz aus dem Gestrüpp auf mich zuschoss, und ich rannte los. Ich hatte das Ding nicht besonders gut gesehen, aber es wirkte schnell und kräftig und bereit, mir ohne jede Provokation den Kopf abzubeißen.
»Lass mich in Ruhe!«, schrie ich, zu verängstigt, um mich umzuschauen und zu sehen, ob das Wesen aufholte. »Ich schmecke nicht besonders, das schwöre ich!«
In hochhackigen Stiefeln zu laufen, ist so ähnlich, als versuchte man barfuß zu rennen: Sobald man auf irgendetwas tritt, was nicht ganz so eben wie der Weg ist, landet man mit dem Gesicht nach unten im Dreck. Ich brauchte keine zwei Sekunden, um auf etwas Hartes, Rundes zu treten, wahrscheinlich einen Stein, und durch die Luft zu segeln. Ich war so schnell unterwegs, dass ich gefühlte dreißig Sekunden flog, bevor ich mit dem Kinn auf den harten, festgetretenen Erdboden knallte. Ich spürte, wie meine Kiefer zusammenschlugen wie eines dieser Aufzieh-Plastikgebisse, und der beißende Geschmack von Blut füllte meinen Mund. Ich war mit solcher Wucht aufgeschlagen, dass ich mir fast die Zunge abgebissen hatte.
Tapfer ignorierte ich den brennenden Schmerz in meinem Mund, während ich krabbelnd auf die Beine kam und wieder losrannte – wobei der korrekte Begriff eigentlich »humpeln« lauten müsste. Vor Angst pochte mir das Herz auf Hochtouren in der Brust. Ja, kopfloser Schrecken ist wirklich eine tolle Motivationshilfe. Das Gefühl hielt meine Beine in Bewegung, als der Rest meines Körpers schon längst aufgegeben hatte.
Nach ein paar Minuten humpelnden Rennens merkte ich, dass ich nicht mehr verfolgt wurde – oder wenn doch, dann hatte mein Verfolger kein Interesse daran, mich einzuholen. Mit zugeschnürter Brust und Seitenstechen wurde ich langsamer und warf einen vorsichtigen Blick zurück zu meinem vermeintlichen Häscher.
Mitten auf dem Weg, etwa fünfzehn Meter hinter mir, saß ein winziger gelber Hund – er war nicht leuchtend gelb, wie ich es aus dem Augenwinkel zu sehen geglaubt hatte, sondern hatte einen rauchigen, gedämpften Tier-Gelbton.
»Echt?«, sagte ich halblaut. »Das ist es, wovor ich weggelaufen bin?«
Ich wischte mir die Hände an der Jeans ab, wobei ich Dreck und Blut von meinen aufgeschürften Handflächen auf ihnen verschmierte – he, sie waren schwarz, also konnte man das sowieso nicht sehen –, und hoppelte den Weg zurück, den ich gekommen war. Das arme kleine Tier saß einfach mitten auf dem Pfad und schaute eingeschüchtert aus. Als ich näher kam, erfüllte der beißende Gestank von Urin meine Nase, und ich sah, dass das winzige Ding
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