Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
Vom Netzwerk:
ein großes, in Kalbsleder gebundenes Buch. Als ich, nach wie vor von meinen Rittern flankiert, an ihr vorbeikam, schaute die Katze von ihrem Buch auf und heftete den Blick ihrer bernsteinfarbenen Augen auf mich. Ich wich einen Schritt zurück und prallte dabei fast gegen eine meiner neuen Leibwachen, doch ich konnte meinen Blick nicht von der Katze losreißen.
    Sie wirkte ebenso interessiert an mir wie ich an ihr, sprang von ihrem Stuhl und schlängelte sich langsam auf mich zu, den langen Schwanz verwegen erhoben. Entsetzt wich ich einen weiteren Schritt zurück und schaffte es dabei, mir das Breitschwert einer meiner Wachen in die Schulter zu piksen.
    »Autsch!«, quiekte ich und machte wieder einen Schritt in Richtung Katze – was absolut nicht die Richtung war, in die ich wollte, aber da ich auch nicht wieder gepikst werden wollte, blieb mir keine andere Wahl. »Bitte«, rief ich, »bleib weg von mir.«
    Die Katze schien sich von meinem Flehen nicht erweichen zu lassen. Stattdessen kam sie beharrlich näher. Ihr Leib war wie ein stromlinienförmiges Fellgeschoss, das unbeirrbar auf mich zuhielt, um mich zu vernichten.
    »Tut etwas!«, schrie ich die Ritter an. Wenn sie mich wirklich beschützen wollten, dann war jetzt der richtige Zeitpunkt, um ihren kollektiven Hintern in Bewegung zu setzen. Je näher die Katze an mich herankam, desto schlechter wurden meine Aussichten, das Fegefeuer mit einem funktionsfähigen Leben hinter mir zu lassen.
    »Bitte!«, beschwor ich die Katze. »Du verstehst das nicht …«
    Sie blieb unmittelbar vor dem Getümmel stehen, und noch immer machten meine Ritter keinerlei Anstalten, sie aufzuhalten. Dann setzte sie sich auf die Hinterläufe und fing an, sich das blassgoldene Fell zu lecken.
    »Hör mal«, sagte ich, »du bist sicher ein sehr nettes Miezekätzchen …«
    Und dann fing ich an zu niesen.
    Das war kein gewöhnliches Niesen. Das war die Monstermutter allen Niesens oder zumindest die Monstermutter allen Niesens, das ich jemals hatte erdulden müssen. Es war so überwältigend, so energiegeladen, dass es mich buchstäblich vorwärtskatapultierte und vor der Katze in die Knie gehen ließ. Ich spürte ein winziges Ploppen in meinem Gehirn und schaute entsetzt zu, wie ein dünner Strom durchscheinenden Äthers aus meiner Nase glitt. Ich streckte die Hand aus und versuchte das, was ich als Daniels Schatten erkannte, festzuhalten, aber ich war zu langsam. Bevor ich wusste, wie mir geschah, machte die Katze einen Satz und sog die flüchtige Schattensubstanz durch ihre eigenen Nasenlöcher ein.
    Die unmittelbare Nähe zu der Katze brachte mich erneut zum Niesen, doch diesmal war nichts Surreales daran – oder an den anderen drei Niesern, die folgten. Ich schaute die Katze an und atmete stockend und keuchend. Auf meine Brust senkte sich ein solches Gewicht, dass ich fürchtete, sie würde eingedrückt werden und meine inneren Organe zu Matsch zerquetschen.
    Mir wurde mit entsetzlicher Gewissheit klar, dass ich genau hier sterben würde, in der Totenhalle, wahrscheinlich keine zwanzig Meter von meiner Totenakte entfernt, die darauf wartete, all die intimen Einzelheiten meines schnell herannahenden Ablebens aufzuzeichnen. Ich überlegte, ob ich vielleicht lange genug durchhalten würde, um meine Akte zu finden und sie davon abzuhalten, meinen Tod zu dokumentieren.
    Das Sterben begann. Ich spürte die Macht der Katze, die in meine Seele durchsickerte, während mir das Atmen immer schwerer fiel. Ein Vorhang alles verschlingender Schwärze schob sich vor meine Augen, und ich fiel auf den Bauch. Der kratzig warme Perserteppich pikste mir in die Wange, während ich meinen letzten, keuchenden Atemzug tat …
    »Miss Calliope?«
    Ich hörte Jarvis, doch da ich mich nach wie vor in Todeszuckungen wand, konnte ich nicht antworten.
    »Miss Calliope, hör auf, dich wie ein sterbender Schwan aufzuführen, und steh auf!«
    Hat Jarvis keinerlei Respekt vor den soeben Verstorbenen?, dachte ich wütend. Hier liege ich tot auf dem Boden, und ihm fällt nichts Besseres ein, als mich zu beschimpfen?
    Ich spürte, wie mich etwas Kaltes, Metallisches an der Hüfte anstieß, aber ich regte mich nicht. Ich harte gerade sehr viel Energie aufs Sterben verwendet, und ehrlich gesagt wollte ich einfach für ein paar Minuten meine Ruhe haben.
    Da ich mich nicht an meine früheren Tode erinnern konnte, war ich mir nicht sicher, ob alles seinen gewöhnlichen Gang nahm, doch ich hoffte inständig, dass man erst

Weitere Kostenlose Bücher