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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Treffpunkt erreichen«, eröffnete er ihr. »Es würde mich sehr freuen zu wissen, daß ich Euch wiederfinden könnte, wenn dieser ganze Tumult vorüber ist.« Dann fügte er leise hinzu: »Falls Ihr damit einverstanden seid, gefunden zu werden, meine ich.«
    Ihre Blicke trafen sich kurz. Dann wandte Kate sich ab. Selbst in dem dämmrigen Licht sah man, wie ihre Wangen glühten. »Mich würde es auch freuen«, flüsterte sie.
    »Was würde Euer père zu der Idee sagen, daß Ihr bei mir bleibt?«
    Ihre Miene drückte Überraschung aus. »Ich allein?«
    »Nein«, erklärte Karle schnell. »Nein, nein, natürlich alle beide!«
    Seltsame, ungewohnte Gefühle erfüllten Kate: Hoffnung, Erregung, Erwartung. Doch alles war von ihrer gegenwärtigen Notlage geprägt. »Ich habe keine Ahnung, was er zu einem solchen Plan sagen würde. Wenn Ihr uns zu Soldaten für Eure Sache machen wollt, wird er wahrscheinlich nicht einwilligen. Aber er muß für sich selbst sprechen, was er zweifellos auch tun wird, wenn Ihr ihm diesen Vorschlag unterbreitet.«
    Karle ergriff eine ihrer Hände. Im Gegensatz zu seinen eigenen war sie klein und zart. Mit weit mehr Zuversicht, als er empfand, sagte er: »Und Ihr habt nichts dagegen, daß ich mit ihm über diese Angelegenheit spreche?«
    »Nein, Karle, ich … ich … ich glaube, es wäre mir willkommen.«
    Jetzt kam er mit seinen Fragen auf den Punkt, den anzusprechen er sich erhofft hatte: »Und wenn Ihr für Euch selbst sprechen solltet, wie würde Eure Antwort lauten?«
    »Ich würde ja sagen.«
    Das unverhüllte Strahlen auf seinem Gesicht überraschte sie.
    »Aber ich muß Rücksicht nehmen auf das, was Père wünscht«, fügte sie schnell hinzu.
    »Ein Arzt wäre für unsere Sache sehr nützlich.«
    »An einem Krieg wird er nicht teilnehmen wollen, das versichere ich Euch.«
    »Dann würde auch eine Hebamme helfen. Ich habe gesehen, wozu Ihr imstande seid.«
    Sie lächelte kurz. »Ich habe noch viel zu lernen. Aber ich würde versuchen, Euch zu unterstützen.«
    »Ich habe gesehen, was Ihr bewirken könnt«, sagte er. »Doch auch wenn Ihr nur an meiner Seite stehen würdet, zu keinem anderen Zweck, als mich mit Eurer Gegenwart zu trösten, wärt Ihr mir eine wertvolle und höchst erwünschte Kameradin.«
    Und nachdem ihre gegenseitige Zuneigung nun endlich, wenn auch unbeholfen, erklärt war, zogen sie weiter.

    In dem kleinen Raum, den de Chauliac ihm zugeteilt hatte, verbrachte Alejandro seinen ersten Gefangenschaftstag in behaglicher Abgeschiedenheit. Draußen vor der Tür standen die allgegenwärtigen Wachen, zwei stämmige Soldaten, die untereinander nie ein Wort wechselten, sondern stumm und stoisch ihren Dienst versahen. Alejandro zweifelte nicht daran, daß sie ihr Schweigen brechen und augenblicklich über ihn herfallen würden, wenn er etwas Unbotmäßiges täte. Doch solange er sich still verhielt, ließen sie ihn in Ruhe.
    Die Dachkammer gefiel ihm durchaus. Es gab Licht und Luft genug, die Decke war frisch geweißt, und wenn Sonnenschein durchs Fenster fiel, wurde die Wärme von der Decke reflektiert. Sein Kerkermeister war so freundlich gewesen, ihm eine wunderbare Zerstreuung zu bieten – ein kürzlich erworbenes Manuskript einer griechischen Tragödie, ein seltenes und kostbares Exemplar, für das Alejandro trotz allem dankbar war. Er wunderte sich über die Freundlichkeit, die de Chauliac an den Tag legte, indem er ihm dieses wertvolle griechische Buch überließ. Und obwohl das Griechisch des jüngeren Arztes alt und eingerostet war – denn sein Vater mochte diese Sprache nicht –, wußte er noch genug, um den Text überaus fesselnd zu finden. Doch so faszinierend die Lektüre auch war, sie konnte den ständigen, nagenden Zweifel bezüglich Guillaume Karle nicht vertreiben.
    Ich bringe ihn mit meinen eigenen Händen um, wenn ihr irgend etwas zugestoßen ist, dachte er. Dann wird er selbst leiden wie kein Christ je vor ihm!
    Er hörte das leise Rascheln von Kleidern und nahende Schritte; als er aufblickte, stand de Chauliac auf der Schwelle.
    »Guten Tag, Kollege«, sagte der stattliche Graf mit einem Nicken. »Wie steht es mit Euch an diesem schönen Nachmittag?«
    Der Arzt sah seinem Häscher kühl entgegen. »Wie es eben geht in Anbetracht einer Gefangenschaft!«
    »Mir wäre lieber, Ihr würdet Euch als Gast in meinem Hause fühlen.« Er lächelte mit schmalen Lippen. »Als Gast, der im Augenblick nicht abreisen kann.«
    »Eure Gastfreundschaft ist bemerkenswert,

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