Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
Vom Netzwerk:
erfreut sich Paris Eurer Anwesenheit. Wie lange seid Ihr schon in unserer schönen Stadt?«
    »Ich bin soeben erst angekommen.«
    »Dann müssen die Bürger Eurer Heimat Euch sehr vermissen.«
    »Das wäre zu hoffen.«
    »Es ist gewiß so«, bekräftigte de Chauliac mit einem Lächeln.
    »Was hat Euch zu Eurer Reise veranlaßt? Ich meine, außer der Schönheit von Paris und der Weisheit Eures geschätzten Lehrers?«
    Alejandro vermochte kaum mehr seine Fassung zu bewahren; er wünschte sich nichts sehnlicher, als mit Karle allein reden zu können, um von Kates Verbleib zu erfahren. Doch er zwang sich zur Ruhe. »Das sind Gründe genug«, äußerte er geduldig, »doch sollte es noch einen anderen geben, könnte man vielleicht die Wanderlust anführen.«
    »Das Vorrecht der Jüngeren«, pflichtete Marcel ihm bei. Er wies auf Karle. »Wie mein Neffe hier! Die Gesetzteren unter uns, ich meine unseren Gastgeber und mich selbst, müssen sich damit zufriedengeben, zu Hause zu bleiben und ihren Pflichten nachzukommen. Obwohl ich sicher bin, daß der junge Jacques aufgrund seines hervorragenden Charakters ebenfalls seiner Verantwortung genügen wird, wenn die Zeit kommt.«
    De Chauliac nahm den Scherz mit gutmütigem Schmunzeln hin, denn er und Marcel standen auf recht vertrautem Fuß. Karle lächelte matt und nickte nur. Alejandro konnte sehen, daß er absichtlich den einfältigen Provinzler spielte. Gut, dachte er. Je weniger Aufmerksamkeit er erregt, desto glücklicher kann ich mich schätzen.
    Dann tanzte das Mädchen wieder, und große Platten mit üppigen Speisen wurden gereicht: duftende Rüben und sautierte Gemüse, die einen dampfenden Rinderbraten umgaben, lange Brotlaibe, dicke Stücke weißer Butter. Karaffen mit dunkelrotem Wein wurden auf den Tisch gestellt und die Gäste eingeladen, sich selbst einzuschenken, was sie ungehemmt taten. Sobald eine Karaffe leer war, wurde sie durch eine neue ersetzt, und binnen kurzem war die Stimmung noch ausgelassener als zuvor.
    »Ein hübsches Festmahl, nicht wahr?« flüsterte Chaucer Alejandro zu. »Mein Herr Lionel wird bitter beklagen, daß er gezwungen war, darauf zu verzichten.«
    »Euer Herr hat wahrscheinlich durch zu viele üppige Festmähler den Zustand herbeigeführt, der für seine bedauerliche Abwesenheit verantwortlich ist.«
    Chaucer warf einen raschen Blick in de Chauliacs Richtung, und als er sich davon überzeugt hatte, daß ihr Gastgeber in ein anderes Gespräch vertieft war, sagte er zu Alejandro: »In der Tat. Und de Chauliac sagt, er sei viel zu jung für dieses Leiden. Mein Herr beklagt sich, Monsieur le Docteur habe kein Mitgefühl mit seinen Schmerzen. Er bittet um einen Trunk Laudanum, um sie zu lindern; aber de Chauliac will davon nichts hören.«
    Was weise ist, wollte Alejandro schon sagen, denn es würde Herrn Lionels Eingeweide wie Lehm zusammenklumpen lassen und seine Gicht erheblich verschlimmern. Doch er enthielt sich dieses Kommentars, denn plötzlich war ihm etwas in den Sinn gekommen. »Vielleicht würde Euer Lord gern eine zweite Diagnose einholen«, sagte er statt dessen. »Ich würde mit Freuden eine stellen, natürlich nur mit de Chauliacs Zustimmung.«
    Eifrig fing der junge Mann den Köder auf, und Alejandro bewunderte seine abenteuerlustige Natur und seinen Wissensdurst. Er ermahnte sich, die große Chance, die sich ihm bot, nicht zu vergeuden, sondern weise und zu seinem Nutzen zu gebrauchen. »Ihr wollt ein Wortschmied werden, mein Freund; findet also die notwendigen Sätze, um Eurem Herrn die Erleichterung zu verschaffen, nach der er sich sehnt.«
    Chaucer nahm die Herausforderung an. »Gesagt, getan«, erwiderte er mit Elan. »Ich werde dafür sorgen.«
    Alejandro straffte die Schultern und dachte, wie wundervoll es sein würde, die Eingeweide von Isabellas jüngerem Bruder zu verstopfen. Seine Bemühungen, sie bei den Plantagenets in England durchlässig zu erhalten, waren kaum geschätzt worden. Aber diesmal würden seine Dienste nicht unbemerkt bleiben.

    Alejandro bekam erst Gelegenheit, mit Guillaume Karle zu sprechen, als das Diner beendet war und die ächzenden, überfütterten Gäste endlich betrunken die lange Tafel verließen. Er hatte seinen eigenen Becher kaum angerührt und mit angespannter Geduld darauf gewartet, daß de Chauliac sich in anderweitige Gespräche einließ. Und obwohl dessen Wachen ihn scharf ihm Auge behielten, würden sie sich nichts dabei denken, wenn er unter vier Augen mit einem der anderen Gäste

Weitere Kostenlose Bücher