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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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haßt Spritzen. Fast wäre ich hingefahren – es liegt gleich diesseits der Staatsgrenze.«
    Ein kleiner Funke entzündete sich in Janies Phantasie. Vielleicht hat es aber auch nichts zu bedeuten, sagte sie sich. »Wie alt war er zu der Zeit?«
    »Sechs, glaube ich. Ja, sechs. Das war sein erster Sommer im Ferienlager. Gott sei Dank klappte das damals; nach den Ausbrüchen war das Lager nämlich ein paar Jahre geschlossen – die Eigentümer starben, und von den Erben wollte es keiner weiterführen. Nach einer Weile haben sie aber jemanden gefunden.«
    »Ist Abraham öfter dort gewesen?«
    »O ja! Er fuhr jedes Jahr hin, wenn er konnte. Es ist ein religiöses Lager für Jungen, die Hebräisch lernen. Nicht, daß wir besonders religiös wären, aber er sollte in diesem Herbst seine Bar Mizwa feiern.« Sie sah ihn wieder an und stöhnte traurig. »Aber ich glaube, das wird sich wohl verzögern.«
    Janie stellte ihr noch einige belanglose Fragen, nur um höflich zu sein. Sie notierte sich ein paar andere Dinge, ehe sie die Frage stellte, die ihr wirklich am Herzen lag.
    »Ach, übrigens, ich möchte mich mit den Leuten von dem Camp in Verbindung setzen, um zu fragen, welches Antibiotikum benutzt wurde. Hätten Sie etwas dagegen, daß ich Ihren Namen als Referenz anführe?«
    »Nein, ganz und gar nicht, wenn es Ihnen hilft«, sagte Mrs. Prives. »Das Lager heißt Camp Meir. Nach Golda. Es liegt direkt an der Staatsgr enze in dieser kleinen Stadt Burning Road.«

    Sie saß mit dem alten Journal auf dem Schoß da und schaukelte in der kühlen Nachtluft vor und zurück. Burning Road, dachte sie bei sich, beinahe ung läubig, Brennende Straße …
    … und oft fanden die Leichen keine Ruhe in der Erde, denn es gab nicht genug Platz und auch keine Totengräber; und die, die zum Einsammeln an den Straßenrand gelegt worden waren, mußten an Ort und Stelle verbrannt werden … an manchen Tagen sah es wirklich so aus, als brennten die Straßen selbst.
    »Ich weiß, was du dabei empfunden hast«, sagte sie zu ihrem längst verstorbenen Kollegen, dem Pestarzt, der diese Zeilen mit seiner sorgfältigen Schrift geschrieben hatte. Auch damals gab es brennende Straßen. Überall, wohin ich mich wende, scheine ich eine weitere zu finden.
    Neben ihr auf der Schaukel lag eine Zeitung. Ein kurzer Artikel auf der zweiten Seite berichtete von drei kleinen Ausbrüchen des medikamentenresistenten Staphylococcus aureus mexicalis. Janie schauderte, als sie von diesen neuen Fällen von MR Sam las.

    Mitten in der Nacht erwachte Janie aus einem Alptraum, in dem sie sich ihren Weg zwischen brennenden Scheiterhaufen gebahnt hatte, und ihr erster Gedanke war Erleichterung, dem Traum entkommen zu sein. Doch das änderte sich, als sie erkannte, daß das, was sie aus der einen Hölle befreit hatte, die Tür zu einer anderen öffnete – einer näheren, viel realeren Hölle. Es war das Geräusch von Glasscherben, die auf den Küchenboden fielen. Eisiger Schreck durchfuhr sie, und instinktiv streckte sie die Hand nach dem Lichtschalter aus. Aber die Tür zur Diele war offen, nur deswegen war das Geräusch laut genug gewesen, um sie aufzuwecken.
    Sie würden das Licht sehen, wurde ihr klar. Zähneklappernd setzte sie sich im Bett auf, zog die Decke bis zum Kinn hoch und starrte für einen angstvollen Moment in die Dunkelheit. Mit jeder Zelle ihres Körpers wünschte sie sich, es läge jemand neben ihr, den sie wecken könnte.
    Weitere Geräusche, unklaren Ursprungs, aber dennoch erschreckend, kamen aus der Nähe der Küche, die auf der von der Straße abgewandten Rückseite des Hauses lag und auf den Wald hinausging. Zitternd nahm Janie das Telefon vom Nachttisch und wählte 911, doch gleich darauf merkte sie, daß sie kein Freizeichen hörte.
    Wo ist mein Handy? In der Küche, zum Aufladen auf der Ladestation, weil sie vergessen hatte, es draußen im Hellen liegenzulassen, und die Batterie vollkommen leer war. Es befand sich in einer Ecke der Arbeitsplatte, wo man es noch sah, weil Janie die Ladestation so häßlich fand. Jetzt war es also nicht nur außer Sicht, sondern auch unerreichbar.
    Ganz leise erhob Janie sich aus dem Bett und ging auf Zehenspitzen so geräuschlos wie möglich über den Teppichboden. Sie schlich ins Badezimmer, schloß die Tür und sprach im stillen ein Dankgebet an den Gott der Türangeln, weil diese nicht gequietscht hatten. Das dünne Nachthemd, das sie trug, schien in der kühlen Nachtluft völlig unzulänglich, und so legte

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