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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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sie sich ein Badetuch um die zitternden Schultern.
    Bebend wartete sie, während sie nur durch eine hölzerne Tür von dem unbekannten Eindringling getrennt war. Sie drückte ein Ohr an die Wand zwischen Bad und Flur und lauschte. Sie hörte das unverkennbare Geräusch, mit dem Behältnisse durchwühlt wurden. Erst als sie volle fünfzehn Minuten lang nichts mehr wahrnahm, wagte sie sich hinaus.

    Als sie ihr Handy erreicht hatte, versuchte sie, Carolines Namen auszusprechen; aber ihre Stimme zitterte so, daß das Gerät sie nicht erkannte. Also mußte sie die Nummer in ihrem Adreßbüchlein nachschlagen und von Hand wählen. Dann gab sie Toms Nummer ein.
    Erst jetzt schaltete sie das Küchenlicht an und sah das Durcheinander. Schubladen waren entleert, Stühle umgekippt, ihr Schreibtisch durchwühlt – und da, wo sie ihren Taschencomputer abgelegt hatte, ehe sie schlafen ging, gähnte ein Vakuum. Sie hatten ihn mitgenommen.
    Aber warum in aller Welt? Die sind doch jetzt so billig …
    Und dann wurde es ihr klar – er enthielt Informationen, Informationen, die sie sich auf nicht ganz legale Weise beschafft hatte. Einen Moment lang geriet sie in Panik, aber es fiel ihr ein, daß man sie mit dieser Informationsbeschaffung nur durch eine Genehmigung in Verbindung bringen konnte, die einen Teil ihrer Aktivitäten legalisierte. Zudem hatte sie alle Daten auf eine Diskette kopiert, um sie mit ins Büro zu nehmen. Diese Diskette war in ihrer Handtasche, die sie aus Gewohnheit an den Haken auf der Innenseite des Garderobenschranks gehängt hatte – aus unerfindlichen Gründen von dem Dieb verschmäht!
    Sie eilte ins Wohnzimmer – weiteres Chaos – und sah sofort nach dem Bücherregal.
    Dort, auf seinem angestammten Platz, lag Alejandros Journal. Sie rannte hin, zog es heraus und drückte es an ihre Brust.
    Alle kamen gleichzeitig – Michael, Tom und die Polizei. Die Anwesenheit von Beamten und Freunden linderte kaum das schreckliche, Übelkeit erregende Gefühl von Gewalt in ihrer Privatsphäre, als ihr langsam klar wurde, was passiert war. Sie saß auf einem Stuhl in ihrem Wohnzimmer, das Handtuch noch immer um die Schultern, und wiegte sich vor und zurück, das Journal ans Herz gedrückt, während Tom seine warme Hand in ihrem Nacken ruhen ließ.
    Binnen einer Stunde wurde klar, daß der Täter mit den Untersuchungsmethoden der Polizei vertraut genug war, um buchstäblich keinerlei Spur zu hinterlassen. »Ich wünschte, ich könnte sagen, wir kriegen dieses Schwein, aber ich zweifle sehr daran«, beschwerte Michael sich. »Der Typ muß einen Taucheranzug getragen haben. Keine Haare, keine Fasern, keine Fußabdrücke, nichts. Keinerlei brauchbares Material. Das einzige, was uns vielleicht hilft, ihn zu finden, ist die Beute. Hast du eine Ahnung, was fehlt?«
    »Nur der Computer«, brachte Janie mühsam heraus. »Soweit ich sehen kann.« Sie blickte auf und begegnete Michaels besorgtem Blick. »Er hat sich nicht mal die Mühe gemacht, ins Schlafzimmer zu gehen. Gott sei Dank, denn ich weiß nicht, was ich dann getan hätte. Ich bewahre meinen Schmuck dort auf – aber das sind auch nicht gerade die Kronjuwelen.«
    »Man sollte jedoch meinen, ein Dieb würde wenigstens einen Blick reinwerfen«, gab Tom zu bedenken.
    »Mein Tafelsilber hat er auch nicht genommen. Es stammt von meiner Großmutter und liegt in einem Kasten auf dem Buffet. Vermutlich ist es ein Vermögen wert.«
    Michael seufzte und setzte sich auf die Couch. »Dann war alles, was sie wollten, der Computer.«
    »Und sie wollten mir angst machen«, ergänzte Janie. »Schlimme Angst!«
    Die Polizisten schauten sich noch ein Weilchen um, aber dabei konnte kaum noch etwas herauskommen; als das erste Morgenlicht durch die Baumkronen fiel, sah Janie zu, wie ihr Wagen die Einfahrt verließ.
    »Caroline sagt, ich soll dich gleich mitbringen«, teilte Michael ihr entschlossen mit. »Vielleicht möchtest du ein paar Sachen einpacken …«
    »Nein, nein, schon gut«, winkte Janie ab. Sie wies zum Fenster. »Es ist ja schon heller Tag. Ich gehe bald in mein Büro bei der Stiftung, wenn ich mich ein bißchen zurechtgemacht habe. Im Augenblick könnte ich sowieso nicht schlafen. Ich bin viel zu aufgedreht.«
    »Ich mache dir ein Frühstück, wenn du möchtest«, bot Tom an, »und ich kann dich bei der Stiftung absetzen, wenn ich losfahre.«
    Dankbar lächelte sie ihm zu. »Im Augenblick bist du mein wahrer Held. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich das zu schätzen

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