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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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offenbar. »Sie haben ja fast nichts an. Kommen Sie, Sie müssen ins Haus zurück.«
    »Aber da ist jemand«, beharrte sie.
    »Ich komme mit«, sagte Palm kühn.
    Sie stolperte neben ihm her zur Haustür. Der Flur lag in vollkommener Dunkelheit. Palm tastete nach dem Lichtschalter, aber es tat sich nichts. »Wahrscheinlich eine Sicherung. Haben Sie hier irgendwo eine Taschenlampe?«
    Nachdem sie aufgehört hatte, vor Angst zu schlottern, begannen nun ihre Zähne vor Kälte zu klappern. »Ja … in der … Kommodenschublade … unter dem Spiegel … ganz oben …«
    Ihrer beider Augen hatten sich einigermaßen an die Dunkelheit gewöhnt, und selbst durch den Flockenwirbel hindurch fiel ein wenig Licht von den Straßenlaternen herein. Luke Palm zog die Schublade auf, fand die Taschenlampe und schaltete sie an.
    »Wo haben Sie den Schatten gesehen?«
    »In der Küche.«
    Palm schien plötzlich selbst nicht mehr erpicht darauf zu sein, sich in den dunklen Raum zu wagen. »Der Sicherungskasten ist im Keller?«
    »Ja – aber wollen Sie jetzt wirklich in den Keller gehen?«
    »Das Ganze wird einfacher, wenn wir Licht haben.«
    Sie stiegen hintereinander die Kellertreppe hinunter. Am Sicherungskasten stellten sie fest, dass tatsächlich der Hauptschalter herausgesprungen war. Palm legte ihn um. Sofort drang helles Licht vom oberen Flur hinunter in den Keller.
    »Wie konnte das passieren?«, fragte Gillian verwirrt.
    »Keine Ahnung. Irgendetwas hat das System überlastet. Kommen Sie, wir gehen wieder nach oben.«
    Oben empfing sie Lampenschein in allen Räumen. Sie spähten in die Küche. Der Raum war leer.
    »Ich glaube, hier ist niemand«, sagte Palm. Probeweise rüttelte er an der Tür, die in den Garten führte, und gab einen überraschten Laut von sich, als sie aufschwang. »Die Tür ist nicht verschlossen! Wissen Sie, ob Sie sie vorhin verschlossen hatten?«
    »Ich weiß es nicht«, bekannte Gillian. »Ich meine, ich schließe sie immer ab, aber ich könnte es nicht beschwören.«
    Palm schaute hinaus. Es gab etliche Fußspuren auf der Terrasse, die allerdings bereits wieder zuschneiten. Das war jedoch kein Wunder: Im Zuge der Hausbesichtigung waren er und Gillian auch draußen gewesen.
    Er war jetzt mutiger geworden. Gillian kam sich plötzlich ziemlich albern vor. Sie schauten in das Esszimmer und in das Wohnzimmer, durchsuchten dann den ersten Stock und den Speicher, aber sie stießen auf keine Menschenseele.
    »Ich glaube, ich habe mich völlig idiotisch aufgeführt«, sagte Gillian, als sie schließlich wieder im Wohnzimmer ankamen. »Ich dachte wirklich, eine Bewegung gesehen zu haben, aber das war offenbar reine Einbildung. Ich fürchte, meine Nerven sind ziemlich angespannt.«
    »Das ist doch kein Wunder. Bei allem, was in diesem Haus passiert ist. Was Sie erleben mussten … Jeder würde da gelegentlich durchdrehen. Machen Sie sich bloß keine Vorwürfe.«
    Sie standen einander gegenüber. Gillian musterte Luke Palms aufgeplatzte Lippe. »War ich das?«, fragte sie schuldbewusst.
    Palm strich sich mit dem Zeigefinger über den Mund, zuckte kurz zusammen und grinste dann. »Sie sind nicht schlecht im Boxen.«
    »Es tut mir sehr leid.«
    »Kein Problem, ich werde es überleben. Hören Sie, finden Sie nicht doch, dass Sie die Polizei verständigen sollten? Die könnten jemand vorbeischicken, der sich noch einmal genau umsieht.«
    Gillian schüttelte den Kopf. »Ich mache mich ja lächerlich. Es reicht, dass ich mich vor Ihnen blamiert habe.«
    Er sah sie sehr ernst an. »Ich glaube, das ist die falsche Denkweise. Sie sind nicht einfach eine Frau, die aus unerfindlichen Gründen plötzlich hysterisch geworden ist. Es gibt hier einen Killer, den die Polizei noch immer nicht gefasst hat, und er ist bereits einmal in diesem Haus gewesen. Weiß man bei der Polizei überhaupt, dass Sie hier völlig allein sind?«
    »Nein. Das wissen sie dort noch nicht.«
    »Mir gefällt das nicht besonders.«
    »Mr. Palm …«
    Er unterbrach sie. »Sie meinen wahrscheinlich, mich geht das nichts an, aber nachdem ich hier gerade als eine Art Retter in der Not aufkreuzen und mit Ihnen das Haus nach einem Schatten absuchen durfte, fühle ich mich auch verantwortlich. Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, jetzt nach Hause zu fahren und Sie hier sich selbst zu überlassen.«
    »Ich verriegele alle Türen.«
    »Sie haben offensichtlich auch die Küchentür unverschlossen gelassen. Das macht mir Sorgen. Sie sollten nicht allein sein.«
    Sie

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