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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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wirft man ja wohl kaum freiwillig hin! Und dann seine Trainerstunden hier bei uns. Er lebt in London. Warum also der Weg bis hierher nach Southend? Vielleicht wollte kein Londoner Sportclub ihn haben. Warum wohl?«
    Gillian hatte den Eindruck, dass sie es nicht aushalten würde, nach der Krankengeschichte des Sohnes nun auch die detaillierte Meinung der fremden Frau zum Privatleben des Trainers anzuhören. Sie schaute in das selbstzufriedene Gesicht mit den groben Zügen und stand abrupt auf.
    »Entschuldigung. Ich muss unbedingt eine Zigarette rauchen.« Sie versuchte, ihren Ausbruch aus dem Gespräch etwas weniger unhöflich wirken zu lassen. »Es ist ein Fluch mit dieser Sucht …«
    Lieber Gott, lass sie bloß nicht auch Raucherin sein und mitkommen …
    Die andere lächelte säuerlich. Sie war beleidigt, das war deutlich zu spüren.
    Gillian dachte daran, was Tom jetzt sagen würde. Siehst du, deshalb bleibst du immer allein! Wenn mal jemand versucht, sich dir zu nähern, wird er sogleich abgeschmettert.
    Sie drängte sich durch den Raum, atmete auf, als sie in der Garderobe stand. Ruhe. Gedämpft klangen die Stimmen durch die Tür. Gillian strich sich über die Stirn. Sie fühlte sich heiß an.
    Es dauerte volle fünf Minuten, bis sie ihren Mantel unter den Bergen anderer Mäntel gefunden und angezogen hatte. Dann trat sie hinaus in den dunklen Abend, es war kalt, aber nicht mehr so windig wie in den letzten Tagen. Vom Fluss zog Nebel heran. Wie ein kaltes, feuchtes Tuch legte er sich um ihren Kopf. Sie kramte eine Zigarette hervor, zündete sie an, nahm die ersten Züge hastig hintereinander. Wie immer hatte das Nikotin eine entspannende Wirkung auf sie, obwohl sie natürlich sofort Schuldgefühle empfand. Tom hasste es, wenn sie rauchte, und mit jedem Argument, das er dagegen vorbrachte, hatte er recht. Wie immer würde sie sich zu Silvester vornehmen, endgültig damit aufzuhören.
    Wie immer würde sie scheitern.
    Mit dem linken Zeigefinger massierte sie sich sanft die Schläfe. Die Luft in dem Raum war fürchterlich gewesen, das fiel ihr jetzt erst richtig auf. Undenkbar, zurückzugehen.
    Ich drücke mich eine halbe Stunde hier draußen herum, dann sage ich Becky, dass wir gehen müssen, beschloss sie. Ein weiterer Minuspunkt natürlich für sie. Vielleicht sollte sie sich gar nicht so sehr darüber wundern, dass ihre Tochter nicht mit ihr klarkam. Vielleicht quälte sie Becky mit ihrer seltsamen Art viel mehr, als es ihr bewusst war.
    Gerade als sie ihre Zigarette in einem leeren Blumenkübel ausdrückte, sah sie John Burton aus der Tür treten. Er hatte sich eine schwarze Jacke angezogen und einen Schal um den Hals geschlungen. Er lächelte, als er sie sah.
    »Tun Sie dasselbe wie ich?«, fragte er. »Ihre Lungen malträtieren?«
    Sie nickte. »Ich fürchte, ja. Außerdem …« Sie sprach den Satz nicht zu Ende, weil sie ihn nicht kränken wollte, aber er schien zu verstehen, was sie sagen wollte.
    »Außerdem ist es eine gute Gelegenheit, dem allen«, er machte eine Kopfbewegung zu der Sporthalle hin, »zu entkommen. Unerträglich.«
    »Das finden Sie auch?«, fragte sie überrascht.
    Er kramte ein Zigarettenpäckchen hervor, hielt es ihr hin, und sie nahm sich eine Zigarette. Während er sich selbst eine Zigarette in den Mundwinkel klemmte, versuchte er sein Feuerzeug in Gang zu bringen, aber die winzige Flamme verlosch immer wieder zitternd, noch ehe man mit ihr etwas hätte anfangen können. Burton fluchte. Gillian zog ihr Feuerzeug hervor, gab ihm und sich Feuer.
    »Danke«, sagte er.
    Sie rauchten schweigend. Schließlich sagte er: »Ich habe Sie hinausgehen sehen. Sie wirkten wie jemand, der auf der Flucht ist.«
    »Ich hatte gehofft, dass man das nicht bemerkt«, sagte Gillian.
    »Außer mir hat es wahrscheinlich auch niemand bemerkt. Die achten nicht auf andere, jedenfalls nicht in dieser Hinsicht. Aber ich hatte die ganze Zeit über den Eindruck, dass Sie sich nicht besonders wohl fühlen.«
    Gillian schluckte. Es war erstaunlich, was eine verständnisvolle Bemerkung, ein mitfühlender Tonfall auslösen konnten. Sie hatte das Gefühl, dass plötzlich Tränen in ihr aufstiegen. Was natürlich schrecklich wäre. Sie hätte es furchtbar peinlich gefunden, an diesem nebligen Winterabend neben dem Handballtrainer ihrer Tochter vor der Sporthalle zu stehen und zu heulen.
    »Ich bekam die ganze Krankengeschichte eines Jungen erzählt«, sagte sie, »in allen Details. Jede Menge Allergien. Die Frau war

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