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Beraten, Trainieren, Coachen

Beraten, Trainieren, Coachen

Titel: Beraten, Trainieren, Coachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tomas Saller , Lars Foerster
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wieder Trainer, Coachs und HR-Berater, die über kein besonders ausgeprägtes Interesse an anderen Menschen verfügen. Sie sind oft stärker darauf fokussiert, dafür zu sorgen, dass die Technik läuft, der Seminarraum gut klimatisiert ist und in den Pausen ausreichend Kaffee zur Verfügung steht.
    All dies sind wichtige Grundvoraussetzungen. Aber um Teilnehmer tatsächlich in einem Training zu begeistern, bedarf es mehr. Jeder Teilnehmer möchte das Gefühl haben, vom Trainer persönlich beachtet, in seiner Art ernst genommen, verstanden und wertgeschätzt zu werden. Teilnehmer erwarten ehrliches Interesse – der eine mehr, der andere weniger; der eine eher auf der menschlichen Ebene, der andere eher beim Austausch von sachlichen Inhalten.
    Guter Smalltalk (siehe Seite 187 ff.) und eine grundlegende Teilnehmerorientierung sind erlernbar. Das ehrliche, authentische Interesse daran, Menschen kennenzulernen, und die echte Teilhabe an ihren Geschichten und Hintergründen sollten Ihnen jedoch zumindest ansatzweise in die Wiege gelegt worden sein.
    Lebenserfahrung und Seniorität
    Wenn Sie sich in Ihrer gesamten Person, mit Lust und Leiden, Sorgen und Nöten einem professionellen Gesprächspartner im Coaching oder Training öffnen wollten, was würden Sie von Ihrem Gegenüber erwarten? Oder einfacher: Welchen der beiden folgenden Coachs würden Sie lieber wählen?
    Beispiel: Coach A oder B – Welchen würden Sie wählen?
    Coach A. – Ein brillanter Kopf mit Doppelabschluss, PhD in Cambridge und MBA in Harvard, ausgestattet mit besten Zeugnissen und hervorragenden analytischen Fähigkeiten. Coach A wirkt jung, dynamisch und hochintelligent, er macht den Eindruck, als käme er gerade von der Universität bzw. seiner Coaching-Ausbildung. Optisch ist er ausgesprochen gepflegt und durchtrainiert, er spricht schnell, aber gut verständlich und strahlt unbedingte Zuversicht aus.
    Coach B. – Ein älterer Herr (Typ „vertrauensvoller Onkel“), der vor etwa 25 Jahren sein Theologiestudium an der FH abgeschlossen hat und vier Kinder und zwei Enkel hat. Coach B wirkt mit Cordhose, weißem langen Haar und ungebügeltem Hemd auf den ersten Blick eher wie ein Sozialarbeiter als ein Coach. Hinzu kommt, dass er manchmal etwas nachdenklich und abwesend wirkt. Sie wissen, dass er seit seinem Studienabschluss fast täglich Führungskräfte aus Unternehmen wie jenem, für welches Sie arbeiten, coacht. Er hat im Laufe der letzten Jahre weit mehr als 2.000 Coachees begleitet.
    Brauchen Sie eine Marktanalyse als Basis zur Erstellung einer neuen Unternehmensstrategie? Dann wäre Coach A sicher nicht uninteressant. Wahrscheinlich hätten Sie sich aber für Herrn B entschieden, wenn es um ein menschlich anspruchsvolleres Thema ginge.
    Seniorität und Lebenserfahrung können wichtige Erfolgsfaktoren eines guten Coachs sein. Viele Klienten und Coachees empfinden es als hilfreich, auf den Erfahrungsschatz und Rat eines reifen Coachsbauen zu können. Jedoch ist auch hier ein Zuviel nicht unbedingt hilfreich. Führt große Erfahrung dazu, dass der Coach von Anfang an nicht aufmerksam zuhört, Schubladen frühzeitig öffnet und schließt, den Coachee vielleicht sogar bevormundet, dann kann Seniorität zum gegenteiligen Effekt führen. Wer als Student schon einmal versucht hat, seinen Vater, Onkel oder Großvater von seiner neuen Lieblingsmusik zu überzeugen, wird dieses Gefühl kennen.
    Wie bei vielen anderen Themen gilt auch beim Coaching: Die Mischung macht's. Optimal fungieren Sie als Coach, wenn Sie die Erfahrung und Reflektiertheit eines Menschen mitbringen, der viel erlebt, gesehen und gehört hat, aber gleichzeitig in jedes neue Gespräch mit der Offenheit, Neugier und Bescheidenheit eines Neueinsteigers gehen.
    Intuition
    Coaching ist weit mehr als ein rein rationaler Prozess des Zuhörens, Analysierens und Ratschläge-Gebens. Häufig ist es gerade die Intuition, die den entscheidenden Unterschied im Coaching ausmacht. Bemerkungen wie „Das wirkt auf mich ganz anders als Sie es mit Ihren Worten gerade schildern!“ oder „Sie sind doch eigentlich gar nicht der Typ für so etwas!“ wirken häufig konstruktiv-verstörend und helfen gerade sehr theorieorientierten Klienten manchmal dabei, den Blick aufs Wesentliche zu richten.
    Voraussetzung ist die ausgeprägte Fähigkeit von Ihnen als Coach, Ihre Intuitionen zu kennen, zu überprüfen und gegebenenfalls zum Gegenstand des Coachings zu machen. Intuition ist erlern- und trainierbar.

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