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Beraten, Trainieren, Coachen

Beraten, Trainieren, Coachen

Titel: Beraten, Trainieren, Coachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tomas Saller , Lars Foerster
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jetzt?
    Ich bin Coach und Professionsberater, der Coaching nutzt, um Beispiele gelebter Professionskultur in Unternehmen zu bringen oder dort zu fördern.
Wie sieht Ihr Alltag aus?
    Von „Alltag“ zu sprechen, ist schwierig, denn jeder Tag ist anders. Aber schauen wir uns zum Beispiel mal diese Woche an: Gestern habe ich eine Führungskräftewerkstatt mit dem Schreibgerätehersteller Schwan Stabilo gemacht. Der Inhaber und die erste Führungsmannschaft kommen regelmäßig zu uns. In der Werkstatt arbeiten sie an Themen, an denen sie ohnehin arbeiten würden. Als besonders wirksame didaktische Figur lernen und üben sie kollegiale Beratung. In Weiterbildungskontexten ist kollegiale Beratung ja hinlänglich bekannt. In hierarchischen Kontexten mit realen Kollegen noch völlig unterschätzt. Oder kennen Sie Unternehmen, wo beispielsweise ein Bereichsleiter den Geschäftsführer im Vier-Augen-Gespräch berät und das sogar vor den beobachtenden Kollegen?
    Ich genieße das Privileg, eigene Seminarräume zu haben. Um 9:00 Uhr geht es los. Um halb acht gehe ich in den Seminarraum. In Ruhe, sogar mit Genuss und Vorfreude wandere ich durch den Tag, durchdenke mein Impulsreferat und schreibe ein paar Flipcharts. Meine Vorfreudegefühle sind übrigens über Jahre erworben und erarbeitet. Früher fühlte ich mich vor Veranstaltungen oft auch unbehaglich. Teilweise auch heute noch.
    Die Werkstatt geht dann bis ca. 18:00 Uhr, mit Mittagspause. Ich ziehe mich dann meist zurück. Meine Kunden wissen und akzeptieren, dass es mir nicht gut gelingt, in der Privatzeit die Coachrolle zu verlassen – und das mag ich denen und mir nicht zumuten. An Seminartagen gönne ich mir meist einen kurzen „kundenorientierten“ Mittagsschlaf, was bedeutet, dass ich den Nachmittag noch mal durchdenke und dabei wegnicke.
    Abends geht es nahtlos ins Abendessen – mit vier Kindern im Alter zwischen sieben und zehn. Danach ist derzeit leidenschaftlich das Kartenspiel Rommé angesagt.
    Heute Morgen hatte ich dann ein Briefing mit dem Vorstand einer Bank in Nürnberg. Es ging um einen schon erteilten Auftrag, eine Zukunftskonferenz zu moderieren, den wir noch mal schärfen mussten. Vorhin habe ich die Kinder von der Schule abgeholt. Heute Nachmittag schreibe ich an einem Buchartikel, wo ein Abgabetermin „droht“ (lacht), beantworte E-Mails, schreibe angefallene EMails und führe Telefonate und erledige, was halt so liegen geblieben ist. Im Hintergrund arbeitet ein Sekretariat. Mein Bruder ist mein Finanz- und Steuerfachmann. So habe ich das große Glück, von jeglicher Administration befreit zu sein.
War der Weg in diesen Beruf immer schon intendiert? Wie sind Sie da hingekommen?
    Das war alles andere als intendiert, sondern ist eher Step by Step entstanden. Ich könnte jetzt, im Rückblick, einen strategisch klug geplanten Lebenslauf draus machen. Pustekuchen. So war es aber nicht.
    Bei mir waren immer wieder Sinnkrisen prägend, die nächste Phasen einleiteten. Sinnkrise ist ja so ein mächtiges Wort. Ich habe öfter Dinge zu lange betrieben, die mich im Hintergrund nicht mehr erfüllten. Das ist natürlich ein schleichender Prozess.
    Vom studierten Beruf bin ich so weit weg. Ich bin Diplomkaufmann; im Nachhinein war dies eine Fehlentscheidung. Ich habe vier Jahre unbrauchbares Wissen auf Vorrat gelernt. Konsequenz: das war Lernen für die Müllhalde. Als meine Kommilitonen sich für ihre erste wichtige Stelle bewarben, habe ich mich entschieden, mir nach dem Studium ein Jahr Zeit zu nehmen, um herauszufinden, was mein Ding sein könnte.
    In dieser Zeit habe ich vieles ausprobiert, so war ich z. B. Radiomoderator bei einem Privatsender in Nürnberg, war Tennistrainer im Senegal, war Chefredakteur einer Hochschulzeitung. Dann kam die DDR-Wendezeit. Eine private Touri-Reise in die DDR Anfang 1990 endete in der Selbstständigkeit. So eigenartig das heute – sogar vor mir selbst – klingt: ich habe mit einem Kommilitonen Joghurts vertrieben, sogar in recht großem Stil. 40-Tonner mit unseren Fruchtjoghurts füllten eine Weile die sächsischen HOs und Konsums. Heute scheine ich diese Zeit zu verklären und bin sogar stolz darauf, damals zugepackt zu haben. Damals war es mir, neben den Erfolgsgefühlen, immer wieder ein wenig peinlich. Habe ich dafür studiert? Wollte ich Joghurt-Baron von Sachsen werden? Belächeln mich die Exkommilitonen, die nun anständig Karriere machten?
    Wichtige Veränderungen in meinem Leben kamen fast immer über

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